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 Vorschau..:
Ressentiments
 Internet-Memes
Digitale Spiele
Bildregime

Neuerscheinungen: 
30. JAHRESTAG DES GENOZIDS


Anne D. Peiter
Der Genozid an den Tutsi Ruandas
Von den kolonialen Ursprüngen bis in die Gegenwart
380 S., zahlr. Abb., br., € 45,00
978-3-96317-381-3
Der Genozid in Ruanda kostete 1994 in nur hundert Tagen mehr als eine Million Menschen das Leben. Zu Opfern wurden vor allem die Tutsi, aber auch oppositionelle Hutus. Beginnend mit den »hamitischen Theorien« aus der Kolonialzeit rekonstruiert Anne Peiter zunächst die ideologischen, dann die komplexen innen- und außenpolitischen Zusammenhänge, die zum Genozid führten. Mithilfe von Text- und Bildquellen schildert sie den Verlauf der Massengewalt, die extreme Grausamkeit der Täter_innen und die Schnelligkeit der Massaker, um sich schließlich der Frage zuzuwenden, warum die internationale Gemeinschaft unfähig war, rechtzeitig einzugreifen. Überlegungen zum erinnerungspolitischen Umgang mit der Katastrophe seit der Befreiung der Überlebenden runden den Überblick ab. Peiters Beobachtungen zeigen: Dreißig Jahre nach dem Ereignis muss die Frage nach der Vermeidung von Genoziden neu gestellt werden. Die vergleichende Betrachtung zwischen dem Genozid in Ruanda und dem Genozid an der jüdischen Bevölkerung Europas mag sich in diesem Kontext als nützlich erweisen. Wie kann dem Ruf »Nie wieder!« tatsächlich zur Wirksamkeit verholfen werden?

Adrian Gmelch, Jonathan Ederer
DAVID LYNCH BEGREIFEN
Kunst – Kino – Kreativität
Mit einem Vorwort von Filmregisseur AKIZ
340 S., br., € 30,00
978-3-96317-377-6
David Lynch wurde berühmt durch Filme wie Blue Velvet und Dune oder die Serie Twin Peaks. Er gilt als Kultregisseur, an seinem filmischen Werk arbeiten sich Menschen seit Jahrzehnten ab. Was dabei zu kurz kommt: sein Schaffen als bildender Künstler, Musiker und Designer. Um diese Lücke zu schließen, beleuchten die Autoren Adrian Gmelch und Jonathan Ederer das gesamte künstlerische Spektrum von Lynch. Die Idee: eine essayistische Entdeckungsreise durch sein Leben, kreatives Wirken und Denken. Eine Reise, die nicht beim Film endet, sondern dort beginnt. Mittels 31 Begriffen werden Lynch und sein Schaffen in Kunst und Kino umfassend abgebildet. Das Ergebnis ist ein Handbuch, das Bezüge innerhalb Lynchs Werk, zu anderen Künstler_innen und zur Lebenswelt herstellt.Durch diesen Zugriff stellen sich verschiedene Begriffe als zentral heraus (wie Idee oder Los Angeles) oder eröffnen (wie im Fall von Natur oder Körper) neue Perspektiven auf das Lynch’sche Schaffen

Beatrice E. Stammer, Jan Gympel (Hg.)
… UND IMMER EINE PRISE ANARCHIE
… AND ALWAYS A TOUCH OF ANARCHY
Manfred Stelzer und seine Filme / Manfred Stelzer and his Films
336 S., br., € 35,00
978-3-96317-362-2
Der Titel des Buches greift nicht bloß die ersten Jahre von Manfred Stelzers künstlerischem Schaffen auf. Auch Stelzers Wurzeln im damals erzkonservativen Bayern sowie sein Fortgang in die Fronthalbstadt Berlin der späten sechziger Jahre mit den vielen Kreativen und Spinnern, wilden Demos und kollektiven Lebensformen, formten sein Anderssein, und diese »Prise Anarchie« fand sich sowohl beim Entwickeln von Ideen wieder als auch am Drehort, wo er allmählich begann, mit einem Pool von Lieblings-Schauspielerinnen und -Schauspielern oft frei zu improvisieren und mit leuchtenden Augen und lachendem Gesicht das Zusammenspiel steuerte. Lachen und andere zum Lachen zu bringen, war seine große Gabe, außer es wurde ernst mit Produzentinnen und Produzenten oder Redakteurinnen und Redakteuren, die selten seine Sprache verstanden und mit denen er nicht nur über die Finanzierung von Projekten erbittert rang. Die einzige Redakteurin, die ihm (fast) vollständig freie Hand ließ, war Doris J. Heinze: Auf die Zeit der Zusammenarbeit mit ihr blickte er oft dankbar zurück, wenn er wieder einmal von einem unguten Streitgespräch frustriert zurückkam. Diese Monografie folgt Stelzers Schaffen weitgehend chronologisch, von den Dokumentarfilmen zu Beginn seiner Laufbahn über die Spielfilme fürs Kino zu jenen fürs Fernsehen, für das er auch Krimi-Episoden inszenierte und eigens entwickelte Reihen schuf. Am Ende seines Lebens realisierte er – seiner Krankheit geschuldet – fünf Kurzfilme. Zudem hat er einen einzigen Videoclip gedreht: „Der Manager“ von Rio Reiser, mit dem er eng befreundet war.

KOMPETENTER RATGEBER

Harald Koberg
Streitpunkt Games
Warum die Kritik an digitalen Spielen zu kurz greift
268 S., zahlr. Abb., br., € 27,00
978-3-96317-371-4
Über Videospiele wird oft geurteilt, aber selten diskutiert – vor allem zwischen denen, die spielen, und Außenstehenden, welche die Faszination mit Games oft schwer nachvollziehen können. Dabei bieten Videospiele eine breite Grundlage für Diskussionen – beispielsweise darüber, was der Erfolg dieser Spiele über die Gesellschaft verrät. Harald Koberg vermittelt seit vielen Jahren zwischen den Fans des Mediums und dessen Kritiker*innen. Als Kulturwissenschaftler und Medienpädagoge hat er sich mit beiden Perspektiven beschäftigt und als Spieler umfangreiches Erfahrungswissen gesammelt. In diesem Buch bringt er nun theoretisches Wissen und Praxiserfahrungen zusammen, um einen tiefen Einblick in die Welt des digitalen Spielens zu geben. Er erklärt Facetten der Faszination und analysiert Bedürfnisse, die beim Spielen befriedigt werden. Er hinterfragt gängige Kritik, um neue Kritik zu formulieren. Immer behält er dabei das soziale Umfeld im Blick: Jugendkultur, Individualisierung, Geschlechterdynamiken, Leistungsdruck. Was machen die Spiele mit der Gesellschaft, was die Gesellschaft mit den Spielen und Spieler*innen? Und was können wir tun, um diese Konflikte zu entschärfen?
GROLL UND VERDÄCHTIGUNGEN


Jürgen Große
Die kalte Wut
Theorie und Praxis des Ressentiments
360 S., br., € 39,00
978-3-96317-375-2
Die Rede vom »Ressentiment« ist im heutigen Gesellschaftsfeuilleton inflationär. Auch Politologie, Literatur- und Kulturwissenschaft nutzen den Begriff gern. Oft ist von Ressentiment die Rede, wo es schlicht Neid, Hass oder Groll heißen könnte. Hat der Begriff mehr zu bieten als das Renommee eines Fremdworts? Ist Ressentiment gar eine kulturelle Schlüsselstimmung, die erschreckende Einsichten über uns bereithält? Jürgen Große stellt sich diesen Fragen auf unkonventionelle Weise. Erforscht der Geschichte des Ressentimentbegriffs nach, aber auch den Bedürfnissen, die dieser bis heute befriedigt. Die Studie ist systematisch und historisch angelegt. Der erste Teil diskutiert die Theorien einiger Ressentiment-Klassiker. Der zweite Teil erkundet die Funktion des Ressentimentgedankens von der frühneuzeitlichen Moralistik bis zur bundesdeutschen Gegenwart. »Ressentiment«, so wird dabei immer klarer, steht für das paradoxe Versprechen einer mehrheitsfähigen, sozial friedfertigen Bürgerlichkeit. 

Marie Aline Klinger
WASSERPROTOKOLLE
Diffraktionen entlang der Mediterranean Frontier – ein Essay
120 S., br., € 22,00
978-3-96317-374-5
Ausgehend von den Dokumentarfilmen »Havarie« (Philip Scheffner, 2016) und »Purple Sea« (Amel Alzakout mit Khaled Abdulwahed, 2020) sowie journalistischem und literarischem Material protokolliert die Autorin Formen der Wassergewalt und entwickelt ein Denken des Flüssigen entlang des EUropäischen Grenzregimes. Marie Aline Klinger Sie entwickelt in ihren Arbeiten ein Denken des Flüssigen und erprobt wissenschaftliche und literarische Formen hydrofeministischen Schreibens. Dabei verknüpft sie unter anderem Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung mit Aspekten des New Materialism. Ihre Recherchen zum Verhältnis von Politiken des erzwungenen Wartens und Praktiken des Widerständigen im Kontext von Migrationsbewegungen an den EUropäischen Außengrenzen führten sie für mehrere Forschungsaufenthalte nach Athen. Marie Aline Klinger hat in Weimar, Berlin und Paris studiert.


Otto Teischel
IM KINO DES LEBENS
Wie Filmkunst uns daran erinnert, wer wir sein könnten
240 S., br., € 30,00
978-3-96317-378-3
Dieser leidenschaftliche Essay entwirft ein Drehbuch der menschlichen Existenz als (Über-) Lebenskunst und fortwährende Suche nach sich selbst. Der Autor und Psychoanalytiker Otto Teischel bezeugt die befreiende Wirkung der (Film-)Kunst mit Schlüsselerlebnissen im Kino seines eigenen Lebens sowie am Beispiel der wahren Geschichte einer irischen Familie im New Yorker Exil der frühen 1980er Jahre. Auf berührende Weise wird die Magie des Lichtspieltheaters als eines öffentlichen Begegnungsraums lebendig und dabei zu einem Modell solidarischer (Kino-)Kultur. Im Dunkel gesellschaftlicher Entfremdung sehnen sich Menschen nach Schönheit und Wahrhaftigkeit, die sie daran erinnern, wer sie eigentlich sind und was sie gemeinschaftlich sein könnten. Wenn intensive Erlebnisse sich gleichzeitig abspielen und wir uns in einer Leinwandgeschichte ebenso wiederfinden können wie in den Wahrnehmungen unserer Mitmenschen im Kinosaal, geschieht Erstaunliches mit uns. Ein inspirierendes Buch über die lebensverändernde Kraft wahrhaftiger (Film-)Kunst.



Andreas Becker
SCHAM UND SCHULD IN DER FILMISCHEN DRAMATURGIE
Überlegungen zur Darstellung bei Alexander Kluge, Khavn De La Cruz, Edgar Reitz, Frank Wedekind, G. W. Pabst, Günther Anders, Stanley Kubrick, Christian Petzold und Nagisa Oshima
276 S., br., € 27,00
978-3-96317-372-1
Scham und Schuld sind gesellschaftliche Regulative, die auch die filmische Dramaturgie vorstrukturieren. Scham ist die Angst davor, den Erwartungen Anderer nicht zu entsprechen. Schuld hingegen bedarf einer sprachlichen Explikation, einer Instanz, die Schuld spricht. Wann man sich schämt und wann das Schuldkonzept greift, ändert sich historisch und kulturell. Was interessiert die Regisseure am Thema Scham und Schuld? Und wie werden diese dramaturgisch behandelt? Präfigurieren Scham und Schuld gar eine eigene Ästhetik?  Filme entwerfen alternative Welten von Scham und Schuld und stellen entscheidende Fragen.
Andreas Becker, seit 2016 Professor an der Keiö-Universität Tokyo. Arbeitsgebiete: Japanischer und westlicher Film, Zeitdarstellung im Film, komparative Ästhetik und Phänomenologie des Films...


Lars C. Grabbe, Tobias Held (Hg.)
BILDER DES KRIEGES
Darstellung und Kommunikation des Krieges im Digitalen Zeitalter
236 S., zahlr. Abb., br., € 30,00
978-3-96317-330-1
Band 8 in der Reihe »Welt | Gestalten« richtet seinen aktualisierten Blick auf das heterogene Feld der Kriegs- und Konfliktdarstellungen und untersucht mit modernen Ansätzen – anlässlich des russischen Krieges in der Ukraine – das mediale Spannungsfeld unterschiedlicher Medientypen, Inszenierungen und rezeptiven Dynamiken. Ziel ist es, mithilfe der interdisziplinären Ansätze regulative und strukturelle Modi der Kriegs- und Krisenkommunikation zu entbergen und gleichzeitig die Unbegreiflichkeit des Krieges durch die Untersuchung medialer Mechanismen zumindest analytisch und kommunikationstheoretisch begreifbar zu machen. Lars C. Grabbe ist Professor für Theorie der Wahrnehmung, Kommunikation und Medien am Fachbereich Design der Fachhochschule Münster. Tobias Held ist Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Münster School of Design, Mitglied der Gesellschaft für interdisziplinäre Bildwissenschaft, der Gesellschaft für Medienwissenschaft, der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und Schatzmeister der Gesellschaft für interdisziplinäre Bildwissenschaft.

Lars C. Grabbe, Andrew McLuhan, Tobias Held (Hg.)
BEYOND MEDIA LITERACY
180 S., zahlr. Abb., br., € 30,00
978-3-96317-363-9
The interplay of physical reality and media environments is getting enhanced by new technological innovations. We are living in the age of digital aesthetics and there is a need for individual, cultural or social forms and variations of media literacy. This book seeks the limits of media literacies, and to go beyond them.Andrew McLuhan is director of The McLuhan Institute, founded in 2017 to continue the work begun by Marshall McLuhan and carried on by Eric McLuhan in exploring and understanding culture and technology. 

Kevin Pauliks
MEME MARKETING IN SOCIAL MEDIA
Ein medienpraxeologischer Vergleich von Internet-Memes und -Werbung
300 S., br., € 32,00
978-3-96317-364-6
Meme Marketing ist zu einer gängigen Medienpraxis in der Werbewirtschaft geworden. Viele Unternehmen werben in den Sozialen Medien mit Memes, um Aufmerksamkeit für ihre Marken, Produkte und Dienstleistungen zu generieren sowie zu signalisieren, dass sie zur digitalen Medienkultur dazugehören. Die Verwendung von Memes ist allerdings risikobehaftet. Wenn Werbende nicht über die Medienpraktiken des Memeing Bescheid wissen, besteht die Gefahr, dass sie Memes falsch verwenden und von ihrer Zielgruppe verlacht oder ausgeschlossen werden. Pauliks untersucht den Unterschied von Memeing und Meme Marketing anhand unterschiedlicher Marken wie IKEA, Gucci, Siemens und Sixt.Kevin Pauliks, wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Schwer-
punktprogramm »Das digitale Bild« am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg.

Neue Erzählformen in dynamischen Bildtechnologien
Formprobleme zwischen Populärkommunikation und autonomer Kunst
 Herausgegeben von Grabbe, Lars C. / Rupert-Kruse, Patrick / Schmitz, Norbert M.
216 S., br., € 34,00
978-3-96317-380-6
Jeder Fortschritt, jede Neuerung größeren Ausmaßes in verschiedenen Medien provoziert nach einer kurzen Phase spielerischen Experiments eine erneute Konsolidierung wie deren ästhetische Reflexion: Diese Dualität kennen wir spätestens seit den Tagen industrieller Kommunikation als eine Trennung zwischen Massenkommunikation und Kunst. Dies lässt sich gleichermaßen bei der Entwicklung des zentralperspektivischen Bildes, der frühen Fotografie oder ganz besonders der Kinematografie beobachten. Nach einer ersten Phase des Kinos der Attraktionen entwickelte sich eine neue und einzigartige Formensprache des Classical Style als konventionalisierte Gestaltungsregel des Films, die zugleich und teilweise in scharfer Opposition verschiedene Gegenbewegungen auslöste oder als deren explizite Reflexion durch individuelle künstlerische Formensprachen überformt wurde. Aktuell stehen wir vor einer ähnlichen Situation, der Erfindung und Verbreitung dreidimensionaler dynamischer Techniken mit Datenbrille und anderen Technologien, die neue Formen der Virtual Production und damit des Erzählens ermöglichen – sogenanntes ›spatial‹ oder ›environmental storytelling‹. Der Band widmet sich diesem neuen Erzählen auf drei Ebenen: Raumbild und -ton (Film), Bewegung im Raum (Computerspiel und VR) und Raum als Kontext (AR).

Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse, Norbert M. Schmitz (Hg.)
MIXED REALITY IMAGES
Trilogy of Synthetic Realities III
182 S., br., zahlr. Abb., € 49,00
978-3-96317-365-3
The interplay of physical reality and digital media technologies is getting enhanced by new interfaces.The age of hyper-reality turns into the age of hyper-aesthetics and immersive image technologies - like mixed reality - enable a completely novel form of interaction and user relation with the virtual image structures, the different screen technologies, and embedded physical artefacts for interaction. This volume monitors and discusses the relation of images and technological evolution in the context of mixed reality within the perspective of an autonomous image science.

Hanzi Freinacht
Gesellschaft des Zuhörens
Auf dem Weg in die Metamoderne
480 S., zahlr. Abb., br., € 28,00
978-3-96317-355-4
Better believe it: Die Gegenwart ist nur ein Durchgangsstadium und auch wir Heutigen haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, weswegen es geradezu ein Gebot der Stunde ist, über eine bessere Einrichtung der Welt nachzudenken. In ihrem fulminanten Erstlingswerk tun die skandinavischen Autoren Daniel Görtz und Emil Ejner Friis genau das. Was sich ein menschliches Wesen angesichts der unübersichtlichen Weltlage kaum mehr zutraut, bewältigt ihr literarisches Alter ego, Hanzi Freinacht, Universalgenie und Philosoph im Range eines Hegels mit Aplomb. Betrachtet durch die Linse verschiedener Disziplinen und insbesondere von Entwicklungstheorien, rollt er die Geschichte der Menschheit in Gänze noch einmal auf, um im zweiten Schritt unsere Zukunft neu zu schreiben. Diese Zukunft ist die Metamoderne, wie sie aktuell von einer kulturellen Avantgarde vorbereitet wird – Die Metamoderne entwickelt die Idee des Sozialstaats weiter – hin zu einer Gesellschaft des Zuhörens, einer umfassenderen, lebens- wie kulturverändernden Form der Fürsorge...
Erderwärmung ist Fakt; ungebremst bewegen sich die Umweltdaten in die falsche, unheilvolle Richtung


Axel Stommel
KLIMAPOLITIK: IDIE OPTIONEN
Von Massenverbrauch und Einzelverzicht
480 S., zahlr. Abb., br., € 28,00
978-3-96317-367-7
»In der Antike und im Mittelalter waren die Menschen außer Stande, ihre Umwelt nachhaltig zu gefährden oder gar zu zerstören
– sie konnten es nicht, selbst wenn sie es gewollt hätten. Denn dazu fehlten ihnen die technischen Mittel. Erst die modernen, anthropozänen Zeitgenossen und -genossinnen haben hinreichend wirkmächtige Techniken erschaffen.
Damit sind sie nun in der Lage, ihre Lebensgrundlagen zu zerstören. Das wollen sie zwar nicht. Oft wissen und bemerken sie es
auch nicht. Aber sie können es. Also tun sie es. Denn man tut, was man kann. Und weil man’s kann. Und dabei viel Geld verdienen kann. Und so wird zerstörerische Technik fortwährend eingesetzt und immer weiter entwickelt …
Stommel entwickelt 5 Optionen, die zur Bewältigung der multiplen Umwelt- und Klimakrise zur Verfügung stehen

Ulrich Samuel Stober
ZWISCHEN WORTEN UND WELTEN
Transkulturelle Übersetzungsprozesse in der Jesuitenmission des 18. Jahrhunderts bei Florian Paucke
420 S., zahlr. Abb., br., € 48,00
978-3-96317-369-1
Wie fand Kommunikation in der Mission zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung statt? Welche Interessen verfolgten Jesuiten, Indigene und Spanier_innen im Grenzgebiet Gran Chaco in der Jesuitenprovinz Paraguay? Welche Abhängigkeiten entstanden dabei? Antworten lieferte der Jesuit Florian Paucke (1719–1780) in seiner Abhandlung »Hin und Her«. Stober erschließt erstmals das Manuskript sowie die über 200 Aquarellzeichnungen des Missionars.

Michael Lutz
FANOMENOLOGIE DES FUSSBALLS
Aspekte eines philosophischen Spiels
290 S., br., € 25,00
978-3-96317-373-8
Im Fußball steht die Welt für (mindestens) 90 Minuten auf dem Kopf. Teils merkwürdige Regeln und ganz große Gefühle kennzeichnen dieses weltweit populärste aller Spiele. Für die einen wird durch bloßes Zuschauen ein simpler Sport zur Religion, für die anderen ist er aufgrund seiner verhassten Massentauglichkeit ein Beleg des Kulturverfalls. Lutz verbindet durch geschickte Doppelpässe die Geistigkeit der Philosophie mit der Körperlichkeit des Fußballsports. Mit erhellenden Verweisen auf Psychoanalyse, Soziologie und Kulturwissenschaft ergründet der Autor die großen philosophischen Fragen des Fußballs...

Victor Hugo,
DER LETZTE TAG EINES VERURTEILTEN
Übersetzt von Alfred Wolfenstein
110 S., geb., € 22,00
978-3-96317-370-7
1923 erscheint im politisch engagierten Berliner Malik Verlag Victor Hugos »Die letzten Tages eines Verurteilten« in der Übersetzung von Alfred Wolfenstein. Hugos Text liest sich als ergreifende Anklageschrift gegen die Todesstrafe und zeigt seinen Autor als politisch aufklärenden Schriftsteller. [Übersetzer Wolfenstein verfasste 1929 auch noch selbst ein gegen die Todesstrafe gerichtetes Theaterstück, "Die Nacht vor dem Beil"]

Sultana Barakzai (Hg.)
UNSERE GESCHICHTEN
Die Flucht in eine fremde Heimat
60 S., br., € 19,00
978-3-96317-376-9
Was ist Heimat und was bedeutet sie für mich persönlich? Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar haben sich mit diesen Fragen befasst und im Zuge dessen ihre eigenen Fluchtgeschichten aufgeschrieben. Beiträge von jungen Menschen aus Afghanistan, Irak, Iran, der Republik Moldau, Syrien und der Ukraine. 

Klaus Dieter Spangenberg
WO IST FRITZ? – OPFER DES § 175 IM DRITTEN REICH
Ein Beispiel für Militärjustiz und die Verfolgung
Homosexueller in der Wehrmacht
Mit Beiträgen von Jens Dobler, Bernd Gaiser und Martina Hahn
116 S., br., zahlr. Abb., € 25,00
978-3-96317-349-3
Friedrich Wilhelm Spangenberg (1914–1944) verlebt seine Kindheit und Jugend in Marburg an der Lahn. Nach seinem Studium der Pharmazie und nur wenigen Berufsjahren als Apotheker wird er 1942 zur Wehrmacht einberufen. Im Dritten Reich wurde ihm seine Homosexualität zum Verhängnis. 1943 wurde er denunziert und von einem Feldgericht der Wehrmacht zu neun Monaten Militärgefängnis verurteilt. Nach seiner Haft in Torgau an der Elbe wird Fritz in eine Strafkompanie zur Bewährung an die Ostfront abkommandiert. Seit Februar 1944 gilt er als vermisst. Dies ist der Versuch einer Rekonstruktion seines Lebens anhand von Dokumenten aus der Wehrmachtsakte und dem Familienarchiv. Fotos, Briefe, Postkarten und Gedichte dokumentieren sein kurzes Leben. Fritz zählt zu den über 50.000 Opfern der NS-Justiz, die nach der Verschärfung des § 175 seit 1935 abgeurteilt wurden. Bis zu 7.000 solcher Urteile wurden innerhalb der Wehrmacht ausgesprochen... Stommel 
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Klaus Simon
Kapitalkrise
Auswirkungen des herrschenden Geldsystems
100 S., br., € 15,00
978-3-96317-356-1
Für viele Menschen ist das Geld- und Finanzsystem ein Buch mit sieben Siegeln, seine weit-reichenden Auswirkungen sind kaum bekannt. Dabei kommt es gerade in der Finanzwelt zu Auswüchsen, die uns alle direkt betreffen. Klaus Simon schildert Verfehlungen und betrügeri-sche Praktiken, vor allem aber geht es um das grundsätzliche Verständnis von Geld, Zins, Kredit und Kapital. Denn wenn wir über ein zukünftiges Geldsystem reden wollen, müssen wir wissen, womit wir es bisher wirklich zu tun haben.
Schlaglichtartig werden die wahren Hintergründe des Wachstums- und Verschuldungsdilem-mas deutlich, welches uns all die Krisen einbrockt, die sich heute vor uns auftürmen. Und verblüffende Zahlen belegen, dass diese Entwicklung nunmehr in eine Krise des Kapitals selbst einmündet. Das kleine Buch gleicht dabei einem handlichen Brennglas, durch das Zu-sammenhänge sichtbar werden, die normalerweise verborgen bleiben.

Norbert Bernholt
Sozial-ökologischer Umbau
Wenn Geld dem Gemeinwohl dient
100 S., br., € 15,00
978-3-96317-357-8
Wir leben in einer der reichsten Gesellschaften auf der Erde. Trotzdem sind für zentrale Auf-gaben wie etwa dem Erhalt unseres Planeten oder einer angemessenen Entlohnung der viel-fältigen Sorgearbeit anscheinend nicht genügend Mittel vorhanden. Dies entlarvt grundlegen-de Fehler unseres Geldsystems: Im Wachstumswahn haben wir verdrängt, dass Geld nicht dazu da ist, mit Geld noch mehr Geld zu machen. Wenn wir eine menschliche Zukunft wol-len, muss es dorthin fließen, wo es für das Wohl aller den größten Nutzen stiftet. Geld soll dienen und nicht herrschen und dies ist nur möglich, wenn nicht gewinnorientierte Banken oder private Konzerne, sondern die Gesellschaft auf Grundlage demokratischer Verfahren darüber entscheiden kann, wie viel Geld geschöpft und wofür es verwendet wird.
Norbert Bernholt stellt hier sehr anschaulich ein solidarisches Geld- und Finanzsystem vor, in dem nicht die Rendite, sondern das nachhaltige Wohl der Menschen und des Planeten im Mittelpunkt stehen.

Jeannette Alt
Geschlecht und Gender
Streit um Worte und die Welt
260 S., br., € 24,00
978-3-96317-359-2
Mit den Begriffen Geschlecht und Gender verknüpfen sich wichtige gesellschaftspolitische Debatten, die neue gesellschaftliche Räume und mehr Gleichberechtigung errungen haben. Dennoch entstehen ausgehend von diesen Begriffen in den letzten Jahren auch zunehmend aggressive und einschüchternde Debatten, die den neuen Lebensraum, der im Dazwischen von Geschlecht und Gender entstanden ist, zu bedrohen scheinen. Als Biowissenschaftlerin, die jahrzehntelang mit dem Thema der Frauengesundheit befasst war, beobachtet Jeannette Alt diese Debatten mit gemischten Gefühlen. In »Geschlecht und Gender« geht sie diesen Irritationen auf den Grund, indem sie sich beiden Konzepten stellt – aus Sicht einer, die in der Kategorie des Geschlechts als Forscherin jahrzehntelang zu Hause
war und deren Neugier sie zu einer ausführlichen Beschäftigung mit der Kategorie Gender angestiftet hat. Ihre Erkundungen auf natur- und kulturwissenschaftlichem sowie sprachphilosophischem Terrain widmen sich letztlich der grundlegenden Frage: Wie können wir angemessen über dieses Thema sprechen? Alts Absicht ist ein Sachstandsbericht, doch als eine, die an den Wert echter Debatten glaubt, erlaubt sie sich dabei auch, ihre eigene Parteilichkeit durchschimmern zu lassen. Zugunsten eines echten Austauschs, vielleicht auch eines Streit, aber vor allem: eines Lernprozesses.

# Wissenschaftshierarchien
Hemmnisse im deutschen Wissenschaftssystem
118 S., br., € 15,00
978-3-96317-351-6
Das deutsche Wissenschaftssystem ist stark durch hierarchische Strukturen geprägt. Diese wirken in vielfacher Hinsicht hemmend auf die Wissenschaft und verhindern besonders das Entstehen disruptiver Forschung, die etablierte Theorien und Herangehensweisen in Frage stellt.
Die im Buch behandelten Hierarchien betreffen die Führungsstruktur von Universitäten, die sich unter den Bedingungen des New Public Managements von professoralen Oligarchien zu Autokratien präsidialer Wissenschaftsmanager gewandelt haben, genauso wie Hierarchien, die sich durch Klassenzugehörigkeit bzw. -zuschreibung ergeben. Auch die Personalstrukturen und ihre unterschiedlichen Reformmodelle sowie die Formen, in denen wissenschaftliche Ergebnisse erscheinen (von der Monographie bis zum Tweet), werden beleuchtet, da diese allesamt Hierarchisierungen unterworfen sind.
Neben den Analysen kommen stets auch Lösungsmöglichkeiten zur Diskussion, etwa zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz und zur Frage der universitären Personalgestaltung generell.
Ein unverhohlener Aufruf:


Jörg Bergstedt
PROVOZIERT!
Die Bedeutung provokanter Aktionen für den politischen Protest
152 S., zahlr. Abb., br., € 19,00
978-3-96317-347-9
Die »Letzte Generation« löst Beifallsstürme und Spendenfluten aus. Gleichzeitig provoziert sie Selbstjustiz auf blockierten Kreuzungen, drastische Urteile strafwütiger Gerichte und Hetztiraden bis zum Terrorismusvorwurf. Der langjährige Umweltaktivist und engagierte Unterstützer provokanter Aktionen Jörg Bergstedt zeigt in seiner ebenso hellsichtigen wie lustvoll Partei ergreifenden »Analyse goes Streitschrift« die existenzielle Bedeutung spektakulärer Maßnahmen für einen positiven gesellschaftlichen Wandel auf. Er verfolgt die historischen Linien solchen Protests bis zurück in die Anfänge unserer Zeitrechnung und liefert einen Abriss der spannendsten provokanten Aktionen der letzten Jahrzehnte. In diesem Zusammenhang beleuchtet er auch die konstante Bedrohung dieser Protestformen durch Stillstand und Ritualisierung und die ambivalente Rolle von Nichtregierungsorganisationen. So vermittelt Bergstedt nicht zuletzt auch das: ein pointiertes Verständnis von provokanten Aktionen als unzureichend anerkannter Kunstform und einem Gestaltungsmittel mit massiver politischer Schlagkraft. Jörg Bergstedt musste für seine Aktionen mehrfach im Gefängnis einsitzen. Seit Jahren trainiert er Gruppen in Aktionsmethoden, Umgang mit Polizei und kreativen Möglichkeiten vor Gericht.

Simon Rettenmaier
Immer. Wi(e)der. Universität.
Pluralistische Erkenntnis und universitäre Wissensverwaltung
420 S., br., € 35,00
978-3-96317-353-0
Dieses Buch ist der gelungene Versuch, wissenschaftspolitische Notwendigkeiten vor dem Hintergrund einer idealen Erkenntnistheorie von Universitäten zu reflektieren. Heraus kommt eine Analyse, die die Eigenheiten der Organisation Universität mit dem Ideal der Universität abgleicht und spürbare Widersprüche aufdeckt. Rettenmaier beleuchtet hierfür das Konstrukt Universität als Wis-sens- und Erkenntnisstätte sowie als gesellschaftlicher (Aus)Bildungsort von seinem historischen Verständnis bis in die Gegenwart hinein. In der Universität – verstanden als Großbetrieb im Sinne Max Webers – werden die organisatorischen mit den institutionell-epistemologischen Belangen konfrontiert. Wissenschaftstheoretisch orientiert sich die Analyse an den Philosophen Paul Feyerabend und Helmut Spinner, darüber hinaus werden die organisationssoziologischen Einwände mit den Überlegungen David Graebers pointiert. Am Ende steht ein Plädoyer, das für eine wissenschaftstheoretisch reflektierte Wissenschaftspolitik sowie Hochschulbürokratie wirbt und dabei auch kapitalismuskritisch vor überbordender Wettbewerbsökonomie warnt.

Florian Flömer
Masken, Geister, Sphären
Die Collagen von John Stezaker
480 S., br., € 42,00
I978-3-96317-346-2
John Stezaker (*?1949) gilt als einer der einflussreichsten Künstler seiner Generation im Bereich der Collage. Dabei basieren seine Arbeiten vor allem auf gefundenen Fotografien von Schauspieler_innen und Filmstills aus Hollywood-B-Movie-Produktionen der 1930er und 1940er Jahre sowie auf veralteten Postkarten. Aus diesen Flohmarktfunden generiert ­Stezaker Collagen, die grundsätzliche bild- und medientheoretische Frage­stellungen formulieren und dabei Anklänge an dadais­tische und surrealistische Vorbilder deutlich werden lassen. Die Collage-Serien Stezakers verhandeln zudem verschiedene Figuren und Figurationen des Dritten, die in Masken, Geistern und Sphären als Zwischen-Figuren auftreten und die Wahrnehmung der Betrachter_innen herausfordern. Auf diese ­Weise stellen die Collagen die Einheit des Bildes sowie seine Begrenzung grundlegend infrage. Mittels der auf Jacques Derrida zurückgehenden Metapher der Pfropfung geht Florian Flömer einem ambivalenten, auf Differenzen und Brüchen basierenden Bildbegriff nach. An der diskursiven Schnittstelle von Film und Fotografie operierend gelingt es den Collagen Stezakers mediale Kategorien zu unterlaufen und einen Bildbegriff des Dritten jenseits binärer Schematisierungen zu etablieren. Florian Flömer liefert die erste Darstellung des vier Jahrzehnte umfassenden Werks des britischen Konzeptkünstlers.

Rainer Landvogt
Die Filme von Mikio Naruse
oder Spaziergänge am Fluss des Lebens
180 S., br., € 35,00
978-3-96317-348-6
Die Filme des japanischen Regisseurs Mikio Naruse (1905–1969) erzählen vor allem Geschichten aus dem Alltag, insbesondere dem der Frauen. Sie tun dies mit großer visueller Meisterschaft und in einer nur Naruse eigenen nüchternen – zuweilen subtil humorvollen – Tonlage. Immer verbindet sich dabei ein gelassen-illusionsloser Blick aufs Leben mit einem wachen Sinn fürs Menschliche und Zwischenmenschliche. Mehr als dreieinhalb Jahrzehnte umspannt Naruses Œuvre und bleibt dabei, auch in seinen auffälligen Eigenheiten, bemerkenswert konstant: von den experimentierfreudigen Stummfilmen der 1930er bis zur abgeklärten Filmsprache in den Breitbildformaten der 1960er Jahre. Rainer Landvogt stellt alle 68 heute noch komplett existierenden Filme Naruses im Einzelnen vor. Ergänzt wird diese subjektive Werkschau durch eine biografische Skizze sowie eine Reflexion über Naruse’sche Motive und Stilmittel. Zu entdecken ist hier einer der ›großen vier‹ Regisseure des japanischen Films des 20. Jahrhunderts (neben Mizoguchi, Ozu und Kurosawa).

Literatur am Ende
Putting *Schöpfung* in *Erschöpfung
220 S., br., € 30,00
978-3-96317-354-7
Erschöpfte Ressourcen, erschöpfte Kunst, erschöpfte Wissenschaft? In unterschiedlichsten Diskursen manifestieren sich seit einigen Jahren, insbesondere seit der Coronapandemie, Erschöpfungserscheinungen. Viele Menschen fühlen sich von der neoliberalen Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft überfordert oder sind wütend aufgrund anhaltender rassistischer und sexistischer Strukturen. Tradierte Formen und Gattungen der Literatur scheinen in Anbetracht neuer medialer Ausdruckmöglichkeiten überholt und geisteswissenschaftliche Methoden und Kanones nicht mehr auf der Höhe der Zeit zu sein. Die hier versammelten wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträge berühren literarische, gesellschaftliche, politische und ökologische Erschöpfungsphänomene. Sie nehmen die Prosa Franz Kafkas ebenso in den Blick wie deutschsprachigen Diskurspop, die Siedlungsgemeinschaft auf dem Monte Verità, zeitgenössische Kinder- und Jugendliteratur, niedersorbische Märchen oder die Poetik des Nature Writing. Damit bietet der Band ein facettenreiches Panorama der Erschöpfungsliteratur vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Joanna Iwinska
Kurzgeschichten des Ankommens
25 Porträts
120 S., br., € 24,00
978-3-96317-358-5
Der Band versammelt Geschichten von Menschen, die oftmals vor Jahrzehnten nach Deutschland eingewandert sind und hier ein neues Leben begonnen haben. Einige von ihnen haben ihre Geschichte des Ankommens selbst verfasst, manche haben der Herausgeberin Joanna Iwin?ska davon erzählt und ihr die Schilderung anvertraut. Iwin?ska, die selbst als Kind von Polen nach Deutschland gekommen ist, interessiert, wie andere Erzählende die schmerzvolle Trennung von der Tradition und der Muttersprache, von Familien und Freundeskreis und im weitesten Sinne von der vertrauten Kultur verarbeiten. Ihre Berichte verwandeln die unterschiedlichen Lebenserfahrungen in Kurzgeschichten, die möglichst nah an dem bleiben wollen, was ihr im Vertrauen erzählt wurde. Ihre Gesprächspartner_innen sind unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft und haben facettenreiche biografische und berufliche Hintergründe. Entstanden ist ein spannendes Lesebuch, das immer wieder unter die Haut geht, manchmal amüsiert und manchmal auch erschreckt: intime Stücke persönlich erlebter Zeitgeschichte und ein Spiegel für die gesamte Bandbreite an Erfahrungen, die neue Inländer_innen in Deutschland machen.


Matthias Rutt
Grenzschichten
Das Wechselspiel von Trennen und Verbinden
220 S., br., € 24,00
978-3-96317-361-5
Was haben die Oberflächenspannung des Wassers, die biologische Zellmembran, die Bildung gesellschaftlicher Gruppen und die psychologische Grenze zwischen Ich und Du gemeinsam? Dieses Buch nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise entlang von Grenzschichten in der Biologie und der Psychologie, in den Gesellschaftswissenschaften und in der Spiritualität. Mit weitem Horizont entfaltet Matthias Rutt ein Panorama verschiedener Arten von Grenzschichten und beschreibt mit feinem Gespür das Wechselspiel von Trennen und Verbinden. Die vielfältigen Blickwinkel des Buches lassen uns erkennen, auf welche Weise Grenzschichten das Lebendige auf allen Ebenen prägen. Anschaulich und in einer persönlichen Sprache entwickelt er ein leidenschaftliches Plädoyer, individuelle und gesellschaftliche Grenzschichten lebensförderlich zu gestalten. Er beschreibt, wie wir das Trennende anerkennen und das Verbindende fördern können – zwischen einzelnen Personen, zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und zwischen uns Menschen und den anderen Lebewesen auf diesem Planeten.
»Alles ist mit Allem im Gespräch.«

Dieter Schimang
Scheinmündig
Unser verdrängter Anteil an der globalen Krise –
Ein anthropologischer Beitrag
274 S., br., € 24,00
978-3-96317-360-8
»Scheinmündig« – was heißt das denn? Die Aufklärung kannte die Mündigkeit. Doch diese offizielle Mündigkeit ist rein formal– mit 18 wird sie uns von der Politik zugesprochen: Ohne eigenes Zutun, ungefragt und ungeprüft sind wir plötzlich mündig. Wodurch wurde dies erreicht? Waren es Erziehung, Schule, das Leben? Aber Mündigkeit muss inhaltlich begründet sein: Durch den Mut und die Fähigkeit, dem eigenen Verstand zu folgen, durch Selbstbestimmung, vor allem durch eigene und soziale Verantwortung. Mündigkeit ist eine Kompetenz, die erst errungen werden muss. Unsere Krisen aber zeigen Anderes: In den Köpfen herrscht Unmündigkeit und Wirklichkeitsverweigerung – schon vor Pegida, Verschwörungspanik , Corona- und Klima-Leugnung. Entgegen der negativen Krisen-Erfahrungen spricht die Politik weiterhin alle BürgerInnen unverdrossen als mündig an. Das überrascht nicht: Denn Mündigkeit kostet – und sie ist gefährlich: Inhaltliche Mündigkeit aller ist unvereinbar mit einem Regime des privaten Gewinnstrebens. Es sind die ökologische und die politische Krise, die uns jetzt zur Entscheidung zwingen: Wollen wir weiter gehen auf diesem Weg – oder müssen wir nicht sämtliche Energie und Gewinne einsetzen für die Mündigkeit aller? Diese Frage wird hier aus kulturanthropologischer Sicht analysiert und beantwortet.

Dominic Angeloch
Die Realität hinter der Realität
Verschwörungsdenken als moderne Denkform
150 S., br., € 24,00
978-3-96317-352-3
Wie entsteht der Glaube an Verschwörungen? Wie werden Verschwörungen erzählt, wie werden sie gedacht? Dominic Angeloch versteht Verschwörungsdenken als eine moderne Denkform: Ihre Urbilder entstammen konkreten historischen Zusammenhängen, lassen sich zugleich aber unendlich variieren und so lange neu kombinieren, bis die Realität sich ihnen fügt. Dabei entsteht eine eigene Ästhetik, die sich in Kultur und Popkultur erprobt und entfaltet. Eine Analyse dieser Ästhetik in Literatur, Film und Musik erlaubt es, das Beteiligungsangebot von Verschwörungserzählungen und damit ihren Erfolg zu verstehen. So gerät eine Logik in den Blick, die beliebige Fakten und Fiktionen zu Mythen verknüpft, die man nur glauben, niemals widerlegen kann. Spätestens an dieser Stelle scheitern die meisten Erklärungsansätze: Als dumm wird abgewehrt, was ein Spektakel für Scharfsinn stiftet, und als verrückt, was den Punkt anzeigt, wo Rationalität an sich selbst irre wird. Angeloch beleuchtet Geschichte und Funktionsweise des Verschwörungsdenkens und klärt, welche Bedürfnisse sich darin wirklich artikulieren, worauf es eigentlich abzielt.

Nicola Condoleo
Tierdressur im Schweizer Zirkus
Eine kulturphilosophische Analyse zum Tier-Mensch-Verhältnis
am Anfang des 21. Jahrhunderts
130 S., br., € 30,00
978-3-96317-350-9
Im Oktober 2006 wurde der Circus Royal in der Schweiz von der ALF, der Animal Liberation Front, angegriffen. In Zürich wurden ein Zwerghase und ein Meerschweinchen befreit und entführt. Dieses Ereignis war ein Auftakt für das, was in den folgenden Jahren in der Schweiz beobachtet werden konnte: Es wurde vermehrt gegen Zirkusse demonstriert, Tierdressuren in Zirkussen wurden medial problematisiert – wie auch gerechtfertigt. Heute werden Tierdressuren zumindest in der Schweiz, aber generell auch darüber hinaus viel weniger aufgeführt. Tierdressuren hatten und haben ihren besonderen Reiz: Die Manege als Panoptikum ist der gesamte Weltkreis. Im Kern der Welt steht der Mensch und sein Blick dringt in alle Sphären. Die Zeichen seiner Macht sind nicht Schwert und Hirtenstab, sondern Peitsche und Stock. Tierdressuren bezeugen, so die Annahme, auch noch am Anfang des 21. Jahrhunderts eine prekäre Beziehung: das Mensch-Tier-Verhältnis oder allgemeiner: das Verhältnis zwischen Kultur und Natur. In der Manege zeigt sich, was Kultur eben auch ist: Kontrolle, Herrschaft, Repression, Ordnung – nicht nur gegenüber Tieren, sondern auch gegenüber Menschen. Nicola Condoleo untersucht diese schwierige Beziehung ästhetisch, kulturgeschichtlich und philosophisch.

Joanna Iwinska
24.2.
Eine Flucht
24 S., br., € 7,00
10,5 x 10,5 cm ISBN 978-3-96317-336-3
Der Band erzählt in Texten und Bildern von der Flucht einer ukrainischen Familie. Bestehend aus Großmutter, Mutter und zwei Kindern im Schulalter macht sich die kleine Gruppe im Februar 2022 von Kyiv aus auf die Flucht vor dem Krieg. Hervorgegangen aus mehreren Begegnungen und Gesprächen mit den Geflüchteten erzählt Joanna Iwinska diese Geschichte vom Verlust des alten Lebens, von den Strapazen der langen Reise und der Ungewissheit, wie das neue Leben aussehen wird. Neben den Illustrationen von Melika Moazeni enthält das Büchlein auch Zeichnungen der Kinder, deren Geschichte erzählt wird.

Thomas A. Herrig
Was uns die Daten verraten
Politische Werbung bei Facebook/Meta im Bundestagswahlkampf 2021
150 S., br., € 24,00
978-3-96317-342-4
Die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag ist die erste Bundestagswahl, bei der Facebook/Meta mit seiner Werbebibliothek Daten zur entsprechenden Wahlwerbung auf eigenen Plattformen öffentlich zugänglich macht. So lässt sich erstmals nachvollziehen, welche Parteien hier wie viel Budget investieren, um ihre politischen Inhalte reichweitenstark zu platzieren – und mit welchen dieser Advertisements sie die meisten Menschen erreichen.Auf Basis einer wissenschaftlichen Analyse geht Thomas A. Herrig dabei Fragen nach, die für Demokratie und politische Willensbildung hochrelevant sind, etwa: Sollten Parteien ihre digitale Wahlwerbung den Vorgaben von Plattformkonzernen folgend gestalten? Wie sehen social-Media-Advertising-Strategien aus? Können kleinere Initiativen bzw. Parteien auch mit geringen Budgets große digitale Reichweiten erzielen? Und: Welche weiteren Erkenntnisse lassen sich aus dem umfangreichen Datenangebot der Werbebibliothek gewinnen? Mit einem Fazit für die Praxis politischer Ads.

Nicola Condoleo
Über Atheismus
Überlegungen für Unschlüssige
140 S., br., € 24,00
978-3-96317-339-4
Natürlich kann man glauben, was man will. Aber glauben wir, was wir wollen? Meistens ist es keine Frage der individuellen Entscheidung, sondern des Umfelds, also von Familie, Gruppe, Klasse und Gesellschaft. Wieso aber ist die Welt so versessen auf Glauben, auf Religion, auf Spiritualität? Woher kommt dieses Bedürfnis? Wieso trotzt Transzendentes dem wissenschaftlichen Zeitalter?
Nicola Condoleo sichtet und reflektiert in dieser philosophischen Versuchung gegen alles Theistische die Bruchstücke des religiösen Rückbaus. Seine Sammlung von pointierten, pointilierten Gedankengängen geht der Gottlosigkeit nach: Als Kritik am Glauben, an Religionen jeglicher Art, Astrologie, Esoterik zeigt seine essayistische Untersuchung, dass es höchste Zeit ist, sich von der Bevormundung der Mythen zu verabschieden – theoretisch wie auch praktisch. Er bietet keine philosophische Erlösung.
Was aber nach der Vertreibung der Engel vom Stecknadelkopf bleibt, ist nichts weniger als – Freiheit.

Christina Mundlos
Mütter klagen an
Institutionelle Gewalt gegen Frauen und Kinder im Familiengericht
270 S., br., € 22,00
978-3-96317-332-5
Es dürfte die Vorstellungskraft der allermeisten Menschen übersteigen, was die Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtsaktivistin Christina Mundlos aus deutschen Familiengerichten zusammengetragen hat: Frauen und Kinder, die nicht nur auf legale Weise, sondern mithilfe des juristischen Apparats selbst unter die Verfügungsgewalt gewalttätiger Ex-Männer gezwungen werden. An den haarsträubenden Fällen arbeitet Mundlos das beängstigend Systematische heraus: Sichtbar werden ein unhaltbares Abhängigkeitsgefüge zwischen Rechtsprechung, GutachterInnen und Einrichtungen der Familienhilfe sowie ein patriarchal-misogyner Hintergrund und eine fragwürdige politische Agenda. Immer wieder führt dies dazu, dass Entscheidungen zugunsten von Männern gefällt und Kindeswohl sowie Frauenrechte missachtet werden.
Der Band versammelt zahlreiche Schilderungen von betroffenen Frauen sowie die Statements von Fachkräften, die Schwächen und Ungerechtigkeiten des familienrechtlichen Systems aus der eigenen Tätigkeit heraus kennen und ihre Finger in dessen zahlreiche Wunden legen. Ein Ratgeberteil für betroffene Frauen beschließt den Band.
Ausfürlicher Bericht zum Buch: https://www.emma.de/artikel/muetter-vor-gericht-340663

Alfred Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur

Gustave Flaubert
Madame Bovary
Mit Schwarzweiß-Illustrationen von Charles Hug aus der Erstausgabe
450 S., br., € 32,00
978-3-96317-326-4
Mit Gustave Flauberts Roman »Madame Bovary« wird »Alfred Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur« fortgesetzt. Die deutsche Übersetzung durch den Expressionisten und Sprachkünstler Wolfenstein erschien 1938 während seines Pariser Exils in der Büchergilde Gutenberg in Zürich. Der Jude Wolfenstein emigrierte 1933 im Alter von 61 Jahren zunächst nach Prag, um dann weiter in die französische Metropole zu flüchten. Dort lebte er in prekären und ärmlichen Verhältnissen. Ab 1940, nach der Besetzung von Paris durch die deutschen, faschistischen Truppen, hielt sich Wolfenstein im Untergrund versteckt. Seelisch und durch eine schwere Herzerkrankung zermürbt, beendet er sein Leben am 22. Januar 1945. »Wenn wir Flauberts herrlichen Roman heute von neuem in deutscher Sprache bieten, so hat dies seinen guten Grund. Die Weltliteratur bewahrt ihren zusammenhängenden Wert, wenn auch die Weltpolitik in Scherben geht. Aus der chaotischen Gegenwart sich wieder in eine so vollkommende Kunst zu versenken, wenn die Erde die krasse Unvollkommenheit ihrer sonstigen Einrichtungen beweist, das wird jedem einen unmittelbaren Genuß, einen festen Halt, ein unerwartetes Glück verschaffen.« (Wolfenstein, 1939)
Eine Würdigung des Romanciers Gustave Flaubert durch Heinrich Mann beschließt den Band. Dem Roman sind die ganzseitigen Illustrationen von Charles Hug aus der Erstausgabe beigegeben. 

Markus Jansen
Mensch oder Erde
Ökologische Aufklärungen
400 S., br., € 29,00
978-3-96317-341-7
Klima ist allgegenwärtig. Rund um den Globus gehen Menschen auf die Straße, Politik und Wirtschaft propagieren ›Klimaschutz‹, das gesamte Leben soll in dessen Namen reformiert werden. Nach der Umweltrevolution der 1960er- und 1970er-Jahre scheint eine neue Phase angebrochen zu sein in der Geschichte der Ökologie. Der Philosoph Markus Jansen zeigt, dass diese Geschichte es in sich hat. Was seit Dekaden als unbefragbares Projekt der Weltrettung inszeniert wird, beruht zum Teil auf dubiosen Grundlagen und verfolgt mitunter fragwürdige Ziele. In ›Mensch oder Erde‹ wird erstmals die Geschichte einer verfehlten Ökologie erzählt, für die ›Raumschiff Erde‹, ›Gaia‹, ›Nachhaltigkeit‹ oder ›Geoengineering‹ beispielhaft stehen. Sich davon abgrenzend formuliert Jansen eine Tiefenökologie, deren Leitbilder unter anderem Nichteingreifen und Postwachstum heißen und die ebenso vor der desolaten Wirklichkeit der Digitalisierung die Augen keineswegs verschließt. ›Mensch oder Erde‹ ist eine bestechende Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Ökologie, eine längst überfällige Aufklärung, die in zukunftstrunkener Zeit auf Geistesgegenwart setzt.


Phillip Maiwald
Postaktivismus
Die Stille im Inneren der Krise
120 S., br., € 18,00
978-3-96317-345-5
Wir sind aufgebracht. Wir sind rasend und lärmend im brausenden Außen der Krise. Wir benötigen einen Schritt ins innere, stille Zentrum dieses Orkans, um sie besser zu verstehen. Dazu brauchen wir Mut – zum Experiment, zum Neubeginn und zum Chaos.
Um unsere eher technische Sicht auf die Klimakrise zu überwinden, braucht es einen erweiterten Blick auf die Natur
und auf uns selbst. Nur so können wir die Krise als das betrachten, was sie tatsächlich ist: Eine Einladung an uns selbst, unsere Kultur sehr grundsätzlich zu verändern. Wir könnten damit beginnen, unser Denken zu kompostieren.


Petra Krumme
Unter Strom
Die wachsende Energiedemokratie-Bewegung in den USA und was wir von ihr lernen können
220 S., br., € 24,00
978-3-96317-322-6
In ›Unter Strom‹ thematisiert Petra Krumme einen blinden Punkt vieler Debatten über den Energiewandel: die versteckten sozialen Fragen, die in den Diskussionen über die Errichtung von Windparks und neuen Stromtrassen untergehen. Wer bekommt die Anlagen letztlich vor die Nase gesetzt und wer zahlt den Preis dafür? Es sind vor allem sozial schwächer gestellte Gruppen, denen die Opfer für die ökologische Neuausrichtung der Gesellschaften aufgebürdet werden. Angesichts der politischen Lippenbekenntnisse zur Abkehr von fossilen Energien stellt sich zudem die Frage: Kann es eine Wende vielleicht ›nur‹ als »Energiewende von unten« geben? Während die amerikanische Energiedemokratie-Bewegung nach Deutschland blickt, wenn sie ihre Vorbilder benennen soll, richtet sich der Blick zurück in die USA, wenn es um die Sensibilität für diese sozialen Aspekte der Energiewende geht. Um von der amerikanischen Debatte für den deutschen Kontext lernen zu können, hat Krumme in den USA zwölf Interviews mit Initiator_innen und Aktiven geführt und deren Erkenntnisse von deutschen Repräsentant_innen der Bürgerenergiebewegung in kurzen Feedbacks kommentieren lassen. Nicht nur bei der Entscheidung für oder gegen fossile Energien, auch bei der Entscheidung für oder gegen eine lokale Energieversorgung geht es um nichts weniger als um die Frage basaler Menschenrechte. Das Fazit: Es gibt viel voneinander zu lernen und jede_r kann mit der Weltrettung direkt vor der eigenen Haustür loslegen.

Felix Zimmermann
Virtuelle Wirklichkeiten
Atmosphärisches Vergangenheitserleben im Digitalen Spiel
600 S., geb., € 45,00
978-3-96317-324-0
Atmosphären sind überall: am Arbeitsplatz, im Fußballstadion, vor dem knisternden Kaminfeuer. Sie prägen unsere Alltagssprache und sind ganz selbstverständlich gewordener Ausdruck dessen, wie wir uns in bestimmten Umgebungen befinden und wie wir diese empfinden. Ihr Einfluss ist weitreichend: Ästhetische Atmosphären sind eng verbunden mit einer gegenwärtigen erlebnisorientierten Geschichtskultur, deren Produkte und Praktiken behaupten, einen unmittelbaren Kontakt mit der Vergangenheit herzustellen.
Mit den ›Vergangenheitsatmosphären‹ bietet Felix Zimmermann erstmals einen Begriff an, um dieses Streben nach Unmittelbarkeit adäquat beschreiben zu können. Anhand tiefgehender Analysen der Digitalen Spiele »Anno 1800« (2019), »Assassin’s Creed Syndicate« (2015) und »Dishonored: Die Maske des Zorns« (2012) wird der Begriff konturiert und die Produktivität einer an Theorien und Methoden der Public History, Game Studies und Phänomenologie geschulten Atmosphärenforschung unter Beweis gestellt.

Marc Bonner
Offene-Welt-Strukturen
Architektur, Stadt- und Naturlandschaft im Computerspiel
800 S., ca. 100 Abb.,  geb., € 45,00
978-3-96317-321-9
Welche Rolle spielen Algorithmen für den Bildbau und die Darstellung von Welt und Wetter in Computerspielen? Wie beeinflusst die Gestaltung der Räume, Level und Topografien die Entscheidungen und das Verhalten der Spieler_innen? Ist der Brutalismus der erste genuine Architekturstil der Computerspiele? Welche Bedeutung haben Landschaftsgärten und Nationalparks im Strukturieren von Spielwelten? Wie wird Natur in Zeiten des Klimawandels dargestellt? Insbesondere in den letzten 20 Jahren adaptieren digitale Spielwelten akribischer denn je Merkmale der physisch-realen Welt. Durch aufwändige Produktionsverfahren und komplexe Visualisierungsstrategien wird die Angleichung an unsere übrige Alltagswelt stets in Abhängigkeit von Spielmechanik und Weltlichkeit erzeugt. Wie sich spätestens am Beispiel der Open-World-Spiele zeigt, führt die Übernahme bestimmter Weltbilder und Bildtraditionen zu ideologischen Implikationen, die weit über die bisher im Fokus der Forschung stehenden, aus anderen Medienformaten transferierten Erzählkonventionen hinausgehen. Mit seiner Theorie der Architektur als medialem Scharnier legt Marc Bonner offen, dass digitale Spielwelten medienspezifische Eigenschaften aufweisen, die bisher nicht zu greifen waren und der Erforschung harrten. Durch Verschränken von Konzepten aus u.a. Medienwissenschaft, Game Studies, Philosophie, Architekturtheorie, Humangeografie, Landschaftstheorie und Kunstgeschichte erarbeitet Bonner ein transdisziplinäres Theoriemodell und ermöglicht anhand der daraus entwickelten analytischen Methoden erstmals, die komplexe Struktur heutiger Computerspiele – vom Indie Game bis zur AAA Open World – zu verstehen und zu benennen. Mit »Offene-Welt-Strukturen« wird die Architektonik digitaler Spielwelten umfassend zugänglich.

Charlotte Bruns
Raumbilder und ihre Gebrauchsweisen
Zur Organisation des Sehens in der Stereofotografie
350 S., geb., € 40,00
978-3-96317-325-7
Das Sehen stereofotografischer Bilder – ein Massenmedium um 1900 und eine frühe Form der ›Virtual Reality‹ – unterliegt je nach Gebrauchsweise unterschiedlichen Organisationsformen. Gemeinsam ist den bildmedialen Seherfahrungen von solchen Raumbildern jedoch, dass sie von einer Versetzung in den Bildraum geprägt sind, sie aber gleichsam medial-künstliche Erfahrungen bleiben: Einerseits ist das stereofotografische Raumbild eine perfektionierte visuelle Wirklichkeitsillusion, andererseits kann im Raumbilder-Sehen das Dargestellte nur kulissenhaft betrachtet werden und bleibt den anderen Sinnen unzugänglich.
Auf diese Weise wird der leiblichen und synästhetischen Erfahrung im Raumbilder-Sehen stets Grenzen gesetzt.
Charlotte Bruns widmet sich eingehend dem stereoskopischen Raumbilder-Sehen, dessen immersiven Potenzialen und den gesellschaftlichen Gebrauchs- und Wirkungsweisen dieser Bildmedientechnik. Je spezifische Apparaturen und Sehtechniken zur dreidimensionalen Wahrnehmung des Raumbildes, Konventionen der Gestaltung und soziale Rahmungen der Betrachtung ermöglichen es Raumbildern, räumlich Fernes, zeitlich Vergangenes, moralisch Verbotenes und epistemisch Verschlossenes zu vergegenwärtigen.

Sonja Grulke
Sound on Display
Klangartefakte in Ausstellungen
366 S., br., € 35,00
978-3-96317-329-5
In jüngerer Zeit haben populäre Songs wie ‚Heroes‘ von David Bowie, klangkünstlerische Werke wie ‚Forty Part Motet‘ von Janet Cardiff und mit ‚Lao Khamhom‘ eine der ersten Tonaufnahmen von 1900 Einzug in den Museumskontext gehalten und markieren damit einen Trend: Zunehmend rücken Klangartefakte in den Mittelpunkt von Ausstellungen. Unter welcher Prämisse geschieht dies und welche kuratorischen Schwierigkeiten und Chancen ergeben sich daraus? Oder in Björks Worten gefasst: „How do you hang a song on the wall?“
Sound on Display bietet erstmals einen Überblick über neue Potenziale auditiven Ausstellens und profitiert dabei von dem Umstand, dass sich insbesondere Klang- und Medienkünstler*innen experimentell mit dem Akustischen auseinandergesetzt haben.
Den Erkenntnissen, die sich daraus für die Darstellung von akustischen Aufnahmen ableiten lassen, stehen drei Fallbeispiele akustischer Kurationen gegenüber, die allesamt 2018 in Berlin verschiedene Gattungen akustischer Aufnahmen ‚on Display‘ stellten: [laut] Die Welt hören, Oh Yeah! und Radiophonic Spaces.

Hondros, Konstantin
Liminale Kreativität
Praktiken kleinster Transformationen in der Produktion von Soundalikes?
400 S., br., € 37,00
978-3-96317-343-1
Neue Produkte herzustellen, die bereits existierenden bis zur Verwechslung ähneln, verlangt von Kreativen den paradoxen Spagat zwischen Neuheit und Bekanntheit auf die Spitze zu treiben. Gerade Auftragszusammenhänge der Kreativwirtschaft können die Produktion ähnlicher Artefakte einfordern und dem Wunsch nach Einzigartigkeit widersprechen, der Gegenwartsgesellschaften angeblich auszeichnet. Diese bewerten das Besondere, das Werk als kreativ und stellen ihm Kopien oder Plagiate gegenüber, die als unkreativ gelten. Die Analyse von Produktionen intentionaler Ähnlichkeit öffnet hier den Blick auf die vielfältige und von Unsicherheiten geprägte liminale Kreativität der Versionen. Fallbeispiele der Herstellung von Soundalikes zeigen anhand von Beobachtungen, Interviews und Gerichtsfällen, wie ästhetische, rechtliche, wissenschaftliche und wirtschaftliche Grenzziehungen musikalisches Versionieren anleiten. Kreative nutzen Kombinationen kleinster Transformationen, um Musikprodukte einer Referenz anzunähern und von ihr zu entfernen, und produzieren dabei Artefakte im Graubereich zwischen Werk und Plagiat.

Wolfram Ette /Karin Nungeßer
Das eigensinnige Kind – Teil 2
Vom Umgang mit einem sehr deutschen Gefühl
120 S., br., € 18,00
978-3-96317-331-8
Das Märchen vom eigensinnigen Kind ist kurz und schrecklich, und illustriert mit seltener Brutalität, was mit Kindern geschieht, die ›nicht tun, was ihre Mütter haben wollen‹. Damit ist es – so die beiden Literaturwissenschaftler_innen Wolfram Ette und Karin Nungeßer – ein sehr deutsches Märchen. Ausgehend vom Grimm’schen Text erkunden sie, was Eigensinn ist und welche Konsequenzen seine Unterdrückung hat. Dabei geht es auch um die Frage historischer Kontinuitäten und transgenerationaler Weitergaben. Welche Spuren zeitigen der Nationalsozialismus und die Erziehungsratgeber von Johanna Haarer bis heute?
Hat die Neue Rechte etwas mit unterdrücktem Eigensinn zu tun? Welche Fantasien treiben sie an? Welche Rolle spielt die Angst in der Attraktionskraft dieser und anderer sozialer Bewegungen und welche Rolle der Mangel? Lassen sich die destruktiven gesellschaftlichen Dynamiken des zugeschriebenen und unterdrückten, des ausgemerzten und verdrängten, des entstellten, ignorierten, parodierten, ungelebten, nicht totzukriegenden Eigensinns durchbrechen – und wenn ja, wie? Link: – Teil 2

Johanna Panagiotou
Frauen, Macht und Trauma im Kalten Krieg
Biografien vor und hinter dem Eisernen Vorhang (1947-1953)
300 S., geb., € 35,00
978-3-96317-344-8
Biografien von politisch aktiven Frauen, die im Höhepunkt des Kalten Krieges Geschichte schrieben. Mamali Panagiotou gewährt damit eine erkenntnisreiche Perspektive auf die nachkriegerische Geschichte, widerspricht einer androzentrischen Tradition in der Historiografie und lässt Gendergerechtigkeit widerfahren.
Die Akteurinnen bilden ein unzertrennliches Kollektiv ? auch wenn es wohl nie zu einer Begegnung kam.
Die zwei Profiteurinnen Hilde Benjamin (DDR) und Ana Pauker (Rumänien) befanden sich an der Spitze der Politik, während die anderen zwei Oppositionellen Ethel Rosenberg (USA) und Elli Pappa (Griechenland) unter immensen staatlichen Druck gerieten, als ihnen die Todesstrafe drohte.
Mit einem transatlantischen Blick ordnet die Kulturhistorikerin diese Persönlichkeiten in das Schema Macht und Trauma ein und portraitiert unter der Prämisse »Das Private ist politisch und das Politische ist privat« ihre spannenden Gedanken- und Erlebniswelten.
Erstmals in der deutschsprachigen Bibliografie als Transnationale Tetrabiografie gelabelt und von theoretischen Überlegungen der Autorin getragen, zeigt diese Untersuchung nicht nur die Geschichte von vier besonderen Frauen, sondern auch die einer Welt im Umbruch, geprägt von so vielen Machtkonstellationen und kollektiven Traumata, dass sie ihresgleichen sucht.

An den Rändern des Imperiums
Vermessungen Peter Sloterdijks
Herausgegeben von Érik Bordeleau und Dalie Giroux mit Aufsätzen von Arantzazu Saratxaga Arregi, Bernard Aspe, Émilie Bernier, Vincent Duclos, Frédéric Neyrat, Elisabeth von Samsonow sowie
Sjoerd van Tuinen der auch Sloterdijk befragt.
222 S., br., € 25,00
978-3-96317-317-2
Der diesseitige Charakter der menschlichen Existenz treibt die deutsche Phänomenologie von Hegel bis Husserl und Heidegger an und nirgendwo ist dieser Wesenszug expliziter, phantastischer oder politischer als im Denken von Peter Sloterdijk. Durch die Beiträge von Expert_innen des Sloterdijk’schen Werks aus Kanada, Frankreich, Spanien, Deutschland, den Niederlanden und USA spielt dieser Sammelband mit den Kräften, die sich in dieser Erfahrung des Denkens auftun – bringt sie ins Spiel und überlistet sie zugleich. Auf diesem Weg wird nicht nur das Werk des Karlsruher Philosophen in seinen Maßen und Maßnahmen auf die Probe gestellt, sondern auch die zeitgenössische ontopolitische Situation des Abendlandes, die mythischen Quellen seiner Macht und die Fähigkeit, inmitten dieses Imperiums ein Gemeinsames zu benennen.

Sesshaftigkeit

Norval Baitello jr.
Gesetztes Denken
Gedankensprünge zu Pobacken, Stühlen und Bildern
120 S., geb., € 24,00
978-3-96317-334-9
Die Sesshaftigkeit steht auf der schwarzen Liste der Sünden der heutigen Zivilisation. Sie ist eingezogen in die tiefsten Schichten unseres Denkens und Fühlens und sorgt dafür, dass möglichst wenig in Bewegung gerät. Einstweilen bewegen sich die erstarrten Manifeste des von uns Gedachten unheilvoll aufeinander zu. In seinem An-Denken gegen Bewegungslosigkeit und Stagnation, das auch ein „Aufstand gegen die Stühle“ ist, hat der brasilianische Kulturtheoretiker Norval Baitello jr. ein Buch in achtzig Sprüngen vorgelegt. ›Gesetztes Denken‹ will die Gründe für unser so domestiziertes Leben aus der Sicht des Körpers verstehen – ausgehend von seiner Verbundenheit und Kommunikation mit der Umwelt und anderen Körpern. Aus dem Inhalt: Schwebende Kapseln:
die präadamitischen Paradiese / Sitzen und sich setzen: unsere geknickten und gebrochenen Körper / Stühle und Bildmaschinen – eine maligne Verbindung / Können wir Bilder fressen? u.v.m. Mit einem Vorwort von Christoph Wulf.

Kunst, Design und die »Technisierte Ästhetik«
272 S., 16 ill., br., € 30,00
978-3-96317-327-1
Lang lebe die Maschine, lang lebe die Technik! In den zivilisatorischen Unwägbarkeiten der Technisierung zeigt sich das Kreative heutzutage an der Schnittstelle von Technik und Ästhetik, innerhalb der schöpferischen Unvorhersehbarkeit der neuen Apparate und im Kontext einer bereits mannigfach in der Alltagskultur verankerten Maschinen-Ästhetik.
Seitdem dies der soziokulturelle Regelfall geworden ist, sind unterschiedlichste kommunikative (Medien-)Transformationen durch grafische und interaktive Interfaces entstanden. Diese haben zu allgemeinen Veränderungen in der subjektiven Wahrnehmung von analogen und digitalen Medien geführt. Geprägt von Vernetzung, Hyperlokalität, Hybridisierung, Cyborgisierung und Multimedialität bringen sie eine dezidiert »technisierte Ästhetik« zum Ausdruck bzw. leiteten sie eine solche ein.


Klaus Dieter Spangenberg
Das Gasthaus »Zur Sonne«
Chronik eines Marburger Wahrzeichens
188 S., zahlr. farb. Abb., br., € 25,00
978-3-96317-323-3
Das Marburger Gasthaus »Zur Sonne« ist ein Wahrzeichen der Stadt, eng verbunden mit der Geschichte der Stadt und des Marktplatzes. Seit 1569 haben zahlreiche Generationen das Haus bewirtschaftet. Die Wirtsfamilien der »Sonne« gehörten über Jahrhunderte zugleich der Bäckerzunft an und nahmen zeitweise eine führende Rolle als Zunftmeister der Stadt Marburg ein. Das Gasthaus war für viele Jahrzehnte Zunftherberge der Buchbinder und Perückenmacher. Kaufleute, Handelsreisende und Handwerker zählten zu den ständigen Gästen der Herberge. Generationen von Studenten haben die »Sonne« zu ihrem Stammlokal erkoren – seit jeher lockt das Gasthaus im Herzen der Stadt Bürger_innen wie Stadtbesucher_innen mit gutbürgerlicher Küche und Gastlichkeit in historischem Ambiente. Als eines der ältesten Fachwerkhäuser Marburgs ist die »Sonne« ein bedeutendes Baudenkmal der Stadt.
Klaus Dieter Spangenberg hebt in diesem reich bebilderten Band die einzigartige Rolle der »Sonnen«-Wirte im Marburger Gastronomieleben hervor. Jutta Schuchard und Ulrich Klein erörtern die bau- und kunsthistorischen Besonderheiten dieser Lokalität.
Wer noch nicht in der »Sonne« war, war nicht in Marburg!

Plastik des 20. und 21. Jahrhunderts in Marburg
200 S., br., € 29,00
978-3-96317-340-0
Die komplett überarbeitete Neuausgabe aktualisiert die 1980 erschienene Dokumentation ›Plastik des 20. Jahrhunderts in Marburg‹. Seit dem damaligen Erscheinen haben zahlreiche neu hinzugekommene plastische Kunstwerke den öffentlichen Raum der Stadt Marburg – öffentliche Gebäude und Anlagen – künstlerisch belebt. Seit dieser Zeit sind aber auch einige ältere Arbeiten verloren gegangen oder haben ihren Standort gewechselt. Dieser reich bebilderte Katalog verschafft ihnen allen einen wirksamen Platz.
Ziel ist es, alle verfügbaren Informationen zu den künstlerischen Arbeiten (Standort, Titel, Künstler*in, Entstehungs- und Aufstellungsjahr, Material, Maße, Beschriftungen etc.) zusammenzustellen. Damit werden neben den Grunddaten auch Informationen zur Entstehungsgeschichte, den künstlerischen Intentionen, Finanzierungsmodalitäten usw. deutlich.
Die Sammlung überrascht mit einer Vielfalt an künstlerischen Arbeiten, die in Marburg zu entdecken sind, und auch wegen der Daten und Fakten, die sich um manche Kunstwerke ranken – ein Stück künstlerischer Marburger Stadtgeschichte

Sarah Sander
Prekäre Passagen
Medien und Praktiken der Migration
300 S., br., € 34,00
978-3-96317-221-2
Was verbindet das Migrationsgeschehen vor 100 Jahren mit den aktuellen Diskursen zum Thema? Sarah Sanders ausgezeichnete medienkulturwissenschaftliche Studie über prekarisierte Passagiere und »Prekäre Passagen« zwischen Europa und den USA um 1900 geht der Frage nach den medialen und materiellen Bedingungen der Migration zwischen Troppau, Hamburg, Ellis Island und New York nach. Mit diesen Stationen folgt sie der Hauptmigrationsroute der vorvergangenen Jahrhundertwende, um diejenigen Medien und Praktiken der Aus- und Einwanderung zu beleuchten, die Migration als kulturelles Phänomen (vor)strukturieren. Sie betrachtet dazu die Riten der Passage von der Passagierliste, dem Schiff als schwimmender Stadt bis hin zur Rezeption in Cartoons und anderen Bildmedien. Die zentrale Frage nach der ›Verfassung‹ moderner Subjekte im Transit wird dabei nicht nur über eine Rekonstruktion der gouvernementalen und biopolitischen Kontrollen angegangen, sondern auch mit Blick auf die Schleichwege, Umnutzungen und »Schlemihlereien« derjenigen Passagiere, die nur mit Glück (oder dem Pass einer anderen Person) in den USA ankamen. Vor diesem geschichtlichen Tableau zieht Sander Parallelen zur Gegenwart. Ihr Anliegen ist es, die Bedeutung historisch-genealogischer Forschungen für eine fundierte Gegenwartsanalyse und -kritik aufzuzeigen. Im Fluchtpunkt der historischen Analyse von Migrationsbedingungen zwischen Europa und den USA steht immer auch die heutige Geschichte und Situation der Migration – mithin eine aktuelle, sehr gut lesbare und lebendige Kulturgeschichte des Transits.

Frank Jacob
1789
Die Französische Revolution als Laboratorium der Moderne
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-297-7
Die Französische Revolution veränderte die Welt tiefgreifend, allein schon durch Ideen, die mit den Ereignissen seit 1789 in Verbindung standen und bis heute bestimmen, was als modern gilt. Nicht zu Unrecht können die revolutionären Umwälzungen zu Beginn des langen 19. Jahrhunderts auch als eine Art Laboratorium der Moderne gelten, wobei sich im Zuge der Revolution ein Ringen unterschiedlicher Kräfte und der von diesen vertretenen Ideen abzeichnete. Anhand eines theoretischen zehnstufigen Vergleichsmodells stellt Frank Jacob den Charakter der Französischen Revolution als einer Epochenscheide heraus und betrachtet die unterschiedlichen Diskurse über einen »Bruch mit dem Alten« hin zu einer »neuen Zeit« sowie die unterschiedlichen Forderungen an ebendiese.

Heiner Stahl
Urbane Soundfabrik
Vom Hörwissen der Herrschaft und dem Hören von Menschen in Städten (1890-1960)
250 S., br., € 28,00
978-3-96317-131-4
Menschen hören. Sie bilden Kommunikationsbeziehungen. Interagieren sie miteinander, entstehen Geräusche. Ihr Verbreiten, Vernehmen und Verstehen spurt Hörwege. Lärm zu machen, bedeutet Macht auszuüben. Geräusche zu regulieren, verweist auf Praktiken von Herrschaft. Und auch der Verzicht auf Lärmminderung ist ein Verfahren der Machtausübung. Heiner Stahl untersucht die historischen Dimensionen von Machtverhältnissen, die durch die gesellschaftliche Produktion von Geräusch entstehen. Dabei beleuchtet er Konstruktionsprozesse von Geräusch, Lärm und Sound im städtischen Raum und setzt sich mit Geräuschkulissen in Gebäuden (Fabrik, Wohnen), am Boden der Straßen und Plätze (Verkehr, öffentliche Versammlungen) sowie über den Köpfen der Menschen (Luftraum und -alarmierung) auseinander. Urbane Soundfabrik wird so auch zur historisch fundierten Handlungsanleitung zur Widerständigkeit - gegenüber Entscheidungen von Gemeinde- und Stadtverwaltungen, Landratsämtern oder Regierungspräsidien. Am Ende entsteht eine vielfältige Kartografie der Klänge aus historischen Dokumenten des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
Dr. Heiner Stahl, 2002 Magister Artium in Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Potsdam. 2008 Promotion an der Universität Potsdam zu »Jugendradio im Kalten Ätherkrieg. Berlin als eine Klanglandschaft des Pop«. 2009–2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt. 2013–2015 Lehrkraft für besondere Aufgaben in Neuerer und Neuester Geschichte am Historischen Seminar der Universität Siegen. Seit Oktober 2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Siegen. 

Szabo, Sacha
Schaubudenromantik
Die Dresdner Vogelwiese vor 100 Jahren
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-151-2
Wenn wir an Festplätze denken, haben wir sofort die heutigen Großveranstaltungen mit gigantischen Fahrgeschäften und riesigen Bierzelten vor Augen. Wie aber sah ein Festplatz vor rund hundert Jahren aus? Der Kultursoziologe Sacha Szabo öffnet ein Fenster in die Vergangenheit und zeigt anhand der Dresdner Vogelwiese, die über eine einzigartige Ausgewogenheit von Fahrgeschäften, Schaubuden und Festzelten verfügt, und am Beispiel von historischen Abbildungen, wie sich die modernen Massenvergnügungen entwickelten. Das Buch ist nicht nur eine Kulturgeschichte, sondern gleichzeitig auch eine Kulturphilosophie des Vergnügens.
Die unterschiedlichen Attraktionen stellten das Gewohnte des Alltags buchstäblich auf den Kopf und verunsicherten auf diese Weise die Besucher in ihrem Selbstverständnis. Die Erlebnisse in dieser Vergnügungswelt stehen somit auch in einer romantischen Tradition des »Sich-selbst-Vergessens«, was bis heute im Begriff »Schaubudenromantik« anklingt.
Dr. Sacha Szabo ist Soziologe am Institut für Theoriekultur Freiburg. Er promovierte mit einer Arbeit über Jahrmarktsattraktionen und gilt als einer der führenden Festforscher in Deutschland. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Alltagsphänomenen und -artefakten. Seine These: Diese scheinbar banalen Dinge haben das Potential ein Tor in ein Jenseits des Alltags zu öffnen.

Andreas Becker
Gefühl und Alterität II
302 S., br., € 25,00
978-3-96317-328-8
Dieser Band ist in Japan entstanden. »Gefühl und Alterität II« besteht aus hunderten nummerierten Anekdoten, Beobachtungen und Notizen zum Thema Gefühle. Man kann es, wie jedes Buch, alleine lesen. Interessanter ist es aber, zufällig eine Nummer auszuwählen und über diese gemeinsam mit Freunden zu sprechen. Die Anekdoten möchten inspirieren. Sie sind daher nicht abgeschlossen und bedürfen einer diskursiven und imaginativen Ergänzung.
Viele Beobachtungen thematisieren den Alltag in Tökyö und Umgebung,
die japanische Kultur und deren Weise, achtsam mit Gefühlen umzugehen.
Blog des Projekts auf www.gefuehl-und-alteritaet.de

Andreas Becker
Gefühl und Alterität I
336 S., br., € 19,90
978-3-941310-49-0
Die Grundgefühle des Menschen sind einfach. Nur deren Ausdrucksformen wirken unendlich kompliziert. In 999 philosophischen Miniaturen unternimmt der Band den Versuch einer Darstellung von alltäglichen Gefühlsmomenten in der Gegenwart und in den Künsten. Die Miniaturen sind nicht abgeschlossen. Man soll sie diskutieren, weiterdenken, hinterfragen und ergänzen.

Andreas Becker
Erzählen in einer anderen Dimension
Zeitdehnung und Zeitraffung im Spielfilm
187 S., br., € 24,90
978-3-941310-25-4
Beschleunigungen, Zeitlupen, Absencen: Verschiedenste Formen der Zeitdehnung und Zeitraffung sind charakteristische Merkmale des aktuellen Kinos. Seit den 1960er Jahren werde n im Film immer kühnere Expeditionen in neue Zeitdimensionen gewagt. Dabei ist der zunehmende Einsatz dieser Stilmittel keineswegs eine Modeerscheinung, sondern der filmästhetische Ausdruck des vielschichtigen menschlichen Zeitempfindens. Unsere täglichen 'Zeitreisen', Erinnerungen, Absencen und Irritationen werden durch sie thematisiert und sinnlich erfahrbar gemacht.


Lennart Herberhold
Zusammen!
Wie Deutschland neues Wohnen ausprobiert
170 S., br., € 20,00
978-3-96317-300-4
Ein solidarisches Dorf im niedersächsischen Wendland. Eine Hausgemeinschaft in Mannheim, die sich der Gentrifizierung ihres Stadtteils entgegenstellt. Eine Stiftung in Berlin, die Grundstücke kaufen will, um sie der Spekulation mit Bodenpreisen zu entziehen. Zusammen! stellt Menschen vor, die jenseits der Logik von ›Mieten oder Besitzen!‹ leben wollen. Denn die Mieten, vor allem in den Ballungszentren, steigen, und die Frage, ob wir uns den Traum vom trauten Eigenheim in Zeiten des Klimawandels noch leisten können, erhitzt die Gemüter. Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen ist ein Abenteuer, eine Lebensaufgabe. Welche Hürden müssen solche Projekte meistern? Sind diese Initiativen ein Vorbild für das ganze Land? Oder bleiben sie letztlich doch elitäre Ausnahmen? Der Journalist Lennart Herberhold sucht in seinem Sachbuch-Debüt nach Antworten auf diese Fragen.

ZUKUNFT MIKROMOBILITÄT
Wie wir nachhaltig in die Gänge kommen: Ein Rad-Geber
Herausgegeben Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber
Subskriptionspreis bis 18.10.22 € 29,00
Ab dem 19.10 gilt der Preis 36 Euro:
300 S., br., € 36,00
978-3-96317-313-4
Minitransportmittel wie E-Bikes, überdachte Fahrräder, Lastenräder oder auch E-Scooter sorgen für einen Boom der Mikromobilität und verkörpern die Zukunft der Fortbewegung in Städten. Ihre geringe Größe und der oft elektrische Antrieb bieten (nicht nur) im städtischen Umfeld deutliche Vorteile gegenüber Pkws. Damit wird der Verkehr nicht nur individueller, sondern auch grüner. Der Band präsentiert den aktuellen Stand und neue Entwicklungen zum Thema Mikromobilität sowie nachhaltige Geschäftsmodelle und Tipps rund ums Fahrrad. Schließlich verbindet kein anderes Verkehrsmittel Ökologie, Ökonomie und Soziales so perfekt miteinander. Beispiele aus dem Alltag und der Wirtschaft belegen, wie die dringend notwendige Verkehrswende vorangebracht werden kann, welche Rolle dabei innovativen Maßnahmen zukommt und wie unsere Gesellschaft nachhaltig in die Gänge kommt. Enthalten sind Beiträge zur Verkehrswende, zur Mobilitätsforschung, zum Wirtschaftsfaktor Rad, zu Netzwerken und Initiativen. Außerdem gibt es praktische Service- und Routentipps sowie Historisches, Anekdoten und Erfahrungsberichte rund um nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität.


Condoleo Nicola
Epikurs Wege
Eine praktische Einführung zum lustvollen Leben
90 S., br., € 15,00
978-3-96317-309-7
Wie kann ich glücklich, zufrieden und unabhängig sein? Eine Antwort auf diese entscheidende Frage wollte schon Epikur mit seiner Philosophie vor über 2000 Jahren geben. Nicola Condoleo fragt deshalb in ›Epikurs Wege‹: Wie praktisch und anwendbar ist die Lehre des griechischen Philosophen heutzutage? Es zeigt sich: Die Auseinandersetzungen mit seinen Lehrsätzen zur Bedeutung der Wissenschaften, dem Abschied vom Glauben, der Überwindung von Ängsten und der Wichtigkeit von Freundschaft führen unerwartet deutlich in die aktuelle Zeit. In der ruhelosen Unübersichtlichkeit unserer Gegenwart findet sich in diesem Essay und bei Epikur ein anregender Weg zu mehr Gelassenheit und nicht zuletzt zum lustvollen Leben. Dr. Nicola Condoleo studierte Philosophie, Theaterwissenschaft und Deutsche Literaturwissenschaft; Promotion zu den Grundlagen der politischen Philosophie von Cornelius Castoriadis 

Martin Urban
WENN DAS NACHDENKEN AUSFÄLLT
Baupläne für Vorurteile
200 S., br., € 25,00
978-3-96317-320-2
Unser Weltbild besteht zu etwa 10 Prozent aus Fakten, die unsere Sinne wahrnehmen, zu 90 Prozent jedoch aus Bildern, die wir im Kopf entwickeln. Mit dem jüngsten Wissen der Naturwissenschaften erklärt Martin Urban, warum diese ›Bilder im Kopf‹ oft stärker sind als die Wirklichkeit ist, wir also Vorurteile haben. Was einst eine notwendige Voraussetzung für das Entstehen und Überleben des modernen Menschen war, der sich als Homo sapiens sapiens versteht, bildet heute einen Boden für radikale Positionen und stellt eine ernsthafte Gefahr für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Urbans Ziel ist, die Zusammenhänge unter den Gegebenheiten unserer Zeit – in ihren historischen Entwicklungen und Fehlentwicklungen – darzustellen und zu erklären. Mit dem Auftreten von Donald Trump beginnt das Thema besonders aktuell zu werden.
Mittlerweile bilden Corona-Verschwörungsgläubige, Impfgegner/innen, Querdenker/innen, religiöse Fundamentalisten, Reichsbürger und immer wieder neue Gruppen Netzwerke, um mittels Vorurteile das Nachdenken zu ersetzen.
Der Autor nutzt die jüngsten Erkenntnisse der Wissenschaften wider ihre Verächter von den Fake-News-Fronten. Das Ergebnis ist ein Votum für die Aufklärung, für eine moralische Verpflichtung, nach den Fakten zu fragen, wissen zu wollen.

Fröhlich, Vincent / Mertes, Michael
# Der neue Konspirationismus
Wie digitale Plattformen und Fangemeinschaften
Verschwörungserzählungen schaffen und verbreiten
158 S., br., € 15,00
978-3-96317-314-1
Interpretationen des Weltgeschehens als Ergebnis einer großen Verschwörung sind nicht neu, aber noch nie zuvor entwickelten sie ein so intensives Eigenleben. Ihr Nährboden sind neuartige mediale Bedingungen. Der 7. Band der ›Kritischen Reflexionen‹ stellt nicht verschwörerische Inhalte in den Vordergrund, sondern betrachtet den Konspirationismus in drei großen Dimensionen als Denkstil, als Erzählstil und als Lebensstil. Als ein Fallbeispiel wird QAnon analysiert. Es zeigt, dass der neue Konspirationismus nicht nur Erzählkomplexe hervorbringt, sondern zugleich Bewegungen mit politischer Durchschlagskraft. Die niederschwellige Machart und der große Erfolg von QAnon könnten Vorboten künftiger Entwicklungen sein.

Bernhard Hemetsberger
#SCHULE AM ENDE?
Kritik und Probleme öffentlicher Bildung
100 S., br., € 15,00
978-3-96317-316-5Staatlich finanzierte und kontrollierte, öffentliche Beschulung ist zusehends in der Kritik. Das Versprechen, über Schulbildung die Zukunft des eigenen Nachwuchses und der Gesellschaft zu sichern oder gar zu verbessern, verblasst vor dem Hintergrund wahrgenommener Missstände. Seien es Flüchtlingsbewegungen, Finanzkrisen oder Pandemien – Schulen werden zur Projektionsfläche für Auseinandersetzungen, die weit darüber hinausgehen, was die Institution Schule überhaupt leisten kann. Enttäuschte Versprechungen, gescheiterte Reformversuche und hitzige Debatten über den Zustand der öffentlichen Schule treibt Eltern in kostspielige Ersatzhandlungen (wachsende Privatschulangebote, boomender Nachhilfemarkt etc.) mit massiven gesellschaftlichen Konsequenzen. Diese vergrößern die soziale Kluft, machen Bildung von finanziellen Möglichkeiten abhängig und öffentliche Schulen schrittweise zu ›Restschulen‹. Der neunte Band der Reihe »Kritische Reflexionen« stellt über Schilderung und Kommentierung von laut vorgetragener Kritik an öffentlichen Schulen gesellschaftliche Folgen zur Diskussion. Was wenn Schulen so wie wir sie (noch) kennen, bald nicht mehr besucht werden? Und was heißt das für die Demokratie, wenn eine ihrer letzten Institution bröckelt?

Rudolf Inderst, Pascal Marc Wagner
#GAMESTUDIES
20 Jahre Forschungsfantasie: Von der Disziplinierung eines Mediums
110 S., br., € 15,00
978-3-96317-315-8
Sprechen wir über einen medialen Leviathan: 2020 wurde mit digitalen Spielen ein Umsatz von ca. 8,5 Milliarden Euro in Deutschland erzielt. Mehr als 34 Millionen Menschen spielen hierzulande regelmäßig. Spätestens seit der letzten Jahrtausendwende nimmt sich eine zunehmend institutionalisierte Forschungsrichtung dem Gegenstand des digitalen Spiels an: Game Studies. Doch der akademische Spiele-Diskurs tritt in Deutschland gemächlich auf der Stelle. Während die praktische Ausbildung, z.B. das Game Design, expandiert, sind explizite Anlaufstellen für digitale, theoretisch-fundierte und bedeutsame Spieleforschung rar gesät. Engagierte Leuchtturm- und Mittelbauprojekte bestimmen (noch) das Bild. Doch ist die Disziplinwerdung wirklich der entscheidende Levelboss? Der 8. Band der ›Kritischen Reflexionen‹ beleuchtet die globale Vielstimmigkeit rund um eine Fachwerdung und begleitet die deutschsprachige Diskussion anhand aktueller Publikationen und Redebeiträge.

Markus Meschik
Game over (?)
Digitale Spiele in Familien und der stationären Kinder- und Jugendhilfe
400 S., br., € 32,00
978-3-96317-301-1
Während digitale Spiele schon längst kein neues Medium mehr darstellen, ist die Spielfreude junger Menschen für viele Erziehende aber nach wie vor eine Herausforderung. Sorgen über mögliche suchtfördernde Wirkung oder Gewaltdarstellungen in digitalen Spielen erschweren häufig einen verständnisvollen Zugang und Umgang mit dem Medium. Was genau daran als herausfordernd erlebt wird und welche Strategien Familien und Erziehende finden, im Alltag mit digitalen Spielen umzugehen, ist Gegenstand des Buches. Dazu kommen sowohl junge Spielende selbst, deren Eltern als auch Fachkräfte in sozialpädagogischen Einrichtungen zu Wort. Die Diskrepanzen, die in der Bewertung des Mediums zwischen Spielenden und Erziehenden offenkundig werden, erlauben zum einen Rückschlüsse auf ein tiefsitzendes Unverständnis dem neuen Medien gegenüber, das mehr ist als reiner Generationenkonflikt, zum anderen wird auch klar, dass elterliche Sorgen legitim, aber nicht immer hilfreich sind. Und manchmal ist eine Sorge so stark auf ein vermeintliches Problem fokussiert, dass deutlich größere potentielle Risiken, wie aggressive Finanzierungsstrategien digitaler Spiele oder Hatespeech in virtuellen Räumen, unbemerkt bleiben.


Frank Jacob
WALTER RODNEY
Black Power and Revolution
In englischer Sprache
140 S., br., € 25,00
978-3-96317-304-2
Walter Rodney (1942–1980) was an intellectual, an activist, and a revolutionary who fought for a better future in many different contexts, but always for those who – due to colonialism, imperialism, and underdevelopment – had been oppressed for centuries. Rodney represented Pan Africanism, Black Power, and revolutionary thought at a time, when the existent order was challenged on a global scale. Through his scientific works and his activities as a »guerilla intellectual« Rodney challenged those in power and offered alternatives that especially poor and suppressed people could believe in. Rodney’s relation to the Black Power movement as well as his thoughts about revolutions and their aims are central aspects of this book, which will not only highlight the historical importance of Rodney, but also show that his ideas are worth studying in the 21st century as they possess a lot of value to this today. 

Frank Jacob
1776: Die halbherzige Revolution
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-298-4
Die Amerikanische Revolution und der daran anschließende Unabhängigkeitskrieg bilden bis heute zentrale Elemente des Nationalverständnisses der USA. Deren »Halbherzigkeit« mit Blick auf die Schaffung einer auch sozial gerechten unabhängigen Nation offenbart jedoch bis heute zahlreiche Probleme für die modernen Vereinigten Staaten. Mithilfe eines zehnstufigen Vergleichsmodells widmet sich Frank Jacob der Genese dieser Probleme im Zuge des revolutionären Prozesses und zeigt, warum die Amerikanische Revolution post eventum verklärt wurde, insbesondere da sie eben nicht Freiheit und Gleichheit für alle hervorbrachte.



Frank Jacob
Kriegstiere
Der Einsatz von Tieren in den Kriegen des Britischen Empire
170 S., br., € 30,00
978-3-96317-308-0
Die Kriege des Britischen Empire umspannten die Welt und veränderten die historische Entwicklung zahlreicher Länder und Menschen. Für Ruhm und Ehre des Empire spielten in diesen Kriegen jedoch auch unzählige Tiere eine bedeutende Rolle, wie in der vorliegenden Studie anhand einiger Fallstudien eingehender betrachtet und evaluiert wird. Frank Jacob zeigt auf, wie wichtig der Einsatz von Tieren in den Kriegen des Britischen Weltreichs war und inwieweit der Ausgang dieser Kriege vom Zugang zu »tierischen Ressourcen« abhing. Im Zuge dessen stellt Jacob eine dem Anthropozentrismus entgegengesetzte Geschichte der Kriege des britischen Kolonialreichs vor.
JAPANS ERFOLGREICHE FILME VOR UND NACH HIROSCHIMA:


Rainer Landvogt
Strahlend und bewegt
Setsuko Hara in ihren frühen Filmen (1935–1949)
450 S., br., € 44,00
978-3-96317-312-7
Die japanische Filmschauspielerin Setsuko Hara (1920–2015) fasziniert bis heute, in den klassischen Filmen Yasujir? Ozus wie als zeitlose Ikone von besonderer Ausstrahlung. Doch obgleich sie von 1935 bis 1962 aktiv war, gerät ihr Schaffen jenseits der 1950er und 1960er Jahre kaum in den Blick. Dabei ist gerade in der frühen Zeit die junge Hara in ihrer immer subtileren Ausdrucksvielfalt und schon bald souveränen Leinwandpräsenz zu entdecken. Was macht ihr Spiel aus? In welchen filmischen Kontexten begegnet sie uns? Rainer Landvogt beleuchtet Haras Wirken mithilfe detaillierter Betrachtungen von 22 Filmen aus ihrem Frühwerk zwischen 1935 und 1949: von Jugend- und Historienfilmen über Propagandaproduktionen bis zu Filmen des Nachkriegsaufbruchs, mit Abstechern in Komödiantisches und den Film noir. So bietet dieser Band die Gelegenheit, Setsuko Hara und das japanische Kino vor und nach der Zeitenwende von 1945 eingehend kennenzulernen.

Charlotte Praetorius
Found Foto-Film
Aneignungen analoger Fotografie im zeitgenössischen Essay- und Dokumentarfilm
320 S., br., € 45,00
978-3-96317-306-6
Analoge Fotografien begegnen uns im digitalen Zeitalter oft als Dinge, die – nachdem sie verwahrt, verloren oder sogar weggeworfen worden waren – (wieder-)gefunden werden. Die Faszination für solche gefundenen Fotos spiegelt sich auf markante Weise im zeitgenössischen Essay- und Dokumentarfilm wider. Found Foto-Filme sind eine seit der Jahrtausendwende neu entstandene essayistisch-dokumentarische Form: Filme, die mit hinterlassenen, geretteten oder gefundenen Konvoluten fotografischer Bilder arbeiten, diese sammeln, auswählen und in einen neuen Kontext stellen. Sie stehen in einem Spannungsfeld zwischen populärer Ästhetisierung und Re-Auratisierung analoger Medien im Zuge der Digitalisierung sowie einer langen Tradition, die Materialität und Medialität von Film durch die Arbeit mit Fotografie und Found Footage filmisch zu reflektieren.
Charlotte Praetorius erkundet solche Aneignungen analoger Fotos anhand eines Korpus internationaler Filme: Wie setzen sich die Filmemacher_innen zu den fotografischen Funden ins Verhältnis? Wie greifen die Erzählungen und die Erzählbarkeit von Fotografie und Geschichte ineinander? Wie wird das fotografische Material angeordnet und inszeniert? Und wie lassen sich die Verhältnisse zwischen verschiedenen Medien und Materialien fassen? Dabei geht es Praetorius auch darum, die Formen des dokumentarischen und essayistischen Films als ein Reflexionsmedium von (Medien-)Geschichte ernst zu nehmen und zugleich auch kritisch infrage zu stellen.

Adrian Gmelch
ART-HORROR
Die Filme von Ari Aster und Robert Eggers
220 S., br., € 26,00
978-3-96317-318-9
Der Horrorfilm – ein in Verruf geratenes Filmgenre – erlebt in den letzten Jahren eine wahre Renaissance: Mit nur einigen wenigen Werken wie etwa »The Babadook« (2014), »The Witch« (2015) oder »Hereditary« (2018) gelang es einer neuen Generation von Regisseur_innen, das in die Jahre gekommene Horrorgenre spektakulär wiederzubeleben und aufzuwerten. Die Kritik zeigte sich begeistert, es fielen Begriffe wie ›elevated‹, ›intelligent‹ oder ›smart‹, um dieses als neu identifizierte Subgenre des Horrorfilms zu beschreiben. Doch was charakterisiert es? Können gewöhnliche Horrorstreifen nicht auch smart sein? Was ist der Unterschied zu anderen Gattungen des Horrorfilms? Diese neue Riege von Filmemacher_innen verbindet den Arthouse- mit dem Horrorfilm und schafft dadurch ein Genre, das am besten mit dem Begriff ›Art-Horror‹ gefasst werden kann – Horrorfilm als Kunstwerk. Die beiden wichtigsten Vertreter dieser Bewegung, Robert Eggers (»The Witch«) und Ari Aster (»Hereditary«), werden hier in einer Doppelbiografie vorgestellt. Die detaillierte Analyse ihrer Filme zeigt dabei, was den ›Art-Horror‹ tatsächlich auszeichnet.

Frank Jacob
War in Film
Semiotics and Conflict Related Sign Constructions on the Screen
230 S., br., € 29,00
978-3-96317-303-5
The human experience of war is not only remembered by societies through memorials, but also through the depiction of wars and important battles of respective national histories on screen. Very often, the image presented is related to existent semiotics, and
the respective sign systems determine the image of heroic actions and violence on the screen. The present volume provides a deeper insight into the forces at play when war films are presented on the big screen and intends to show why and how violent conflicts often have an afterlife as visual media as well.

Frank Jacob
The Orientalist Semiotics of »Dune«
Religious and Historical References within Frank Herbert’s Universe
118 S., br., € 24,00
978-3-96317-302-8
Frank Herbert’s »Dune« (1965) is considered to be one of the most successful Science Fiction novels of the 20th century. It introduces its readers to a future universe, in which the production of the most valuable resource of the universe – ›spice‹ – is only possible on one vast desert planet called Arrakis. »Dune« offers many different motifs, including a hero that eventually turns into a superhuman being. However, the novel is also rich of orientalist semiotics and relates to a sign system existent when Herbert wrote his book. Frank Jacob discusses these semiotics in detail and shows how much of »Lawrence of Arabia« is present in this story’s plot.

Ulrich Pätzold
FREI ZU DENKEN UND ZU SCHREIBEN
Journalistik und Journalismus in 50 Jahren Leben
340 S., br., € 29,00
978-3-96317-319-6
Ulrich Pätzolds Karriere beginnt 1965 als junger Wissenschaftler der Publizistik an der FU Berlin. 1978 wird er als Professor an die Dortmunder Hochschule berufen, um den ersten Journalistikstudiengang mitzugestalten. Sein langes berufliches Leben prägen fundamentale Themen der Demokratie: die Unabhängigkeit des Journalismus, die Vielfalt der Medien, Journalismus als Beruf und Haltung. Pätzold beobachtet und kommentiert die Versuche der Politik, Rahmenbedingungen für die sich rasant verändernde Medienlandschaft anzupassen. Frühzeitig erkennt er die Dynamik der kulturellen Vielfalt, die sich im Einwanderungsland Deutschland entwickelt. Zu seinem Verständnis des Verhältnisses von Theorie und Praxis gehört es, Verbindungen zu vielen Kräften außerhalb der Hochschule zu halten und mit eigenen Beiträgen zu stärken. So sind zahlreiche Vorträge und Aufsätze in Zeitschriften, Zeitungen, im Radio und im Fernsehen entstanden, die Wissenschaft und Journalismus auf neuartige Weise verschränken. Im Nachhinein fasziniert die Klarheit seiner Aussagen über eine Medienentwicklung, die sich in weiten Teilen bewahrheitet haben.
Die hier versammelten Texte spiegeln und dokumentieren einen Zeitgeist, wie ihn wissenschaftliche Studien allein nicht auszudrücken vermögen. Ihren Wert über den Tag hinaus erhalten die Beiträge, wenn man sie auf eine Zeitachse stellt. Dann eröffnet sich eine spannende Perspektive, in der Zeitgeschichte lebendig wird.


Augmented Images
Trilogy of Synthetic Realities II
280 S., br., € 49,00
978-3-96317-310-3
Common boundaries between the physical reality and rising digital media technologies are fading. The age of hyper-reality becomes an age of hyper-aesthetics. Immersive media and image technologies – like augmented reality – enable a completely novel form of interaction and corporeal relation to and with the virtual image structures and the different screen technologies. »Augmented Images« contributes to the wide range of the hyper-aesthetic image discourse to connect the concept of dynamic augmented images with the approaches in modern media theory, philosophy, perceptual theory, aesthetics, computer graphics and art theory as well as the complex range of image science. This volume monitors and discusses the relation of images and technological evolution in the context of augmented reality within the perspective of an autonomous image science.

Gérard de Nerval
Erzählungen
Übersetzer: Alfred Wolfenstein
300 S., geb., € 28,00
978-3-96317-305-9
Im Jahr 1921 legt der Expressionist Alfred Wolfenstein »Erzählungen« von Gérard de Nerval (1808–1855) in einer Auswahl eigener Übertragung vor; sie erscheinen in drei Bänden im renommierten Münchner Drei Masken Verlag. Wolfenstein hat sich damit einem französischen Autor gewidmet, der zu Lebzeiten in seiner Heimat eher als randständiger Vertreter der zeitgenössischen romantischen Literatur wahrgenommen wurde. Gleichwohl erfuhr er schließlich doch die Wertschätzung seitens bedeutender Schriftsteller- kollegen wie Charles Baudelaire, Marcel Proust oder Théophile Gautier. Nervals künstlerisches Changieren zwischen Traum und Wirklichkeit war offensichtlich zu seiner Zeit zu radikal, als dass ihm allgemeine Aufmerksamkeit hätte beschieden sein können – mit Ausnahme seiner Meistererzählung »Aurélia«. Sein unstetes, durch zahlreiche Reisen unterbrochenes Leben zwischen Krankheit, Wahnvorstellungen und literarischer Besessenheit beendete er durch Suizid. Nun werden die Erzählungen innerhalb der von Hermann Haarmann herausgegebenen Wolfenstein’schen »Kleinen Bibliothek der Weltliteratur« wieder aufgelegt, diesmal in einem Gesamtband.

Berndt Acker / Marianne Acker
Ontosophie
Band 3, Hauptkapitel 5–8
420 S., geb., € 32,00
978-3-96317-257-1
Der dritte und letzte Band der »Ontosophie« ist geprägt von Ackers naturwissenschaftlichem Hintergrund und von seinem umfassenden Interesse für das menschliche Verhältnis zum Unendlichen, wie es nicht zuletzt auch von spirituellen und insbesondere anthroposophischen und fernöstlichen Welterzählungen behandelt wird. Den Ausgangspunkt bildet seine Auseinandersetzung mit mathematischen und physikalischen Phänomenen, wobei er über ihren weltanschaulichen Gehalt im engeren Sinne weit hinausgeht und Überlegungen zu übersinnlichen und transzendenten Gegenständen anschließt. Als unerschrockener Denker macht Acker sich ein letztes Mal frei von Vorannahmen, Vorurteilen und den dazugehörigen Sprachkonventionen, um Raum zu schaffen für das Unberechenbare und das Abenteuer. Spuk, Parallelwelten, Telepathie und die Rätsel der Quantenphysik – unterhaltsam und immer um seine Leser_innenschaft bemüht, manchmal auch mit derbem Zugriff führt er uns durch seine verwinkelten Gedankengänge, hin zu den großen Fragen und den sprichwörtlichen letzten Dingen.

Wilhelm Stehling
Die Marburger Turmwächter
Einblicke in einen vergessenen Beruf und ein Kapitel der Musikgeschichte
208 S., geb., € 24,00
978-3-96317-311-0
Seit dem Mittelalter schauten sie vom hohen Schlossturm herab und wachten über die Sicherheit der Stadt. Sie warnten bei Tag und bei Nacht vor Feuer, vor Feinden und anderen Gefahren und kündigten mit Signalen alle Reisenden an, die sich der Stadt näherten. Zugleich galten die Turmwächter als fürstliche Schloss- und Stadtmusikanten über Jahrhunderte hinaus als die wichtigsten Repräsentanten der Instrumentalmusik. Als musikalische Alleskönner spielten sie zu Hochzeiten, zum Tanz, zu kirchlichen und städtischen Anlässen sowie zu höfischen Gelegenheiten auf. Der spannend erzählte und reich bebilderte Band führt in die komplexe Arbeitswelt von Wächtern und Musikanten ein. Man erfährt einiges von den Besonderheiten ihres beruflichen Alltags sowie den schicksalhaften Lebenswegen mancher Türmer. Als Beitrag zur Kulturgeschichte von Marburg gewährt das Buch bisher unbekannte Einblicke in das musikalische Leben der Stadt.

Björn Vedder
Solidarische Körper
Die Aufweichung des Hardbodys in der flüssigen Moderne
180 S., br., € 18,00
978-3-96317-285-4
Jede Gesellschaft hat die Körper, die sie verdient. Und jede Gesellschaft muss ihre Körper ändern, wenn sie sich selbst verändern will. Björn Vedders Essay betrachtet die harten und sauber geputzten Körper unserer Instagram-Gegenwart. Ihnen ist alles Weiche, Flüssige, Offene und Uneindeutige ausgetrieben worden, sie erscheinen von anderen Körpern getrennt und aus dem Kreislauf der Natur ausgeschlossen.
Vedder zeichnet die jahrhundertelange Entstehung dieses Körperbildes nach und zeigt, wie es mit einer gegenläufigen Entwicklung interagiert – der Verflüssigung der Gesellschaft: Individuelle Sicherheiten und gemeinsame Solidaritäten lösen sich auf, der Einzelne wird isoliert, soziale Beziehungen ökonomisiert. Diese Gesellschaft formt den Hardbody und der Hardbody regiert die Liquid Society. Diese Wechselwirkung birgt ein Potenzial zur Veränderung, denn es gilt: Nicht nur formt die Gesellschaft die Körper, auch die Körper formen die Gesellschaft. Wie aber müsste sich unser Körperbild verändern, damit Solidarität wieder möglich wird?
Stiften weichere Körper festere soziale Beziehungen?

Sandra Köhnlein
Rollator tänze
Mit 24 ausgearbeiteten Tänzen und einer Einführung in das Tanzen mit Senioren
76 S., br., € 18,00
978-3-96317-290-8
Zum Tanzen im Sitzen zu fit, zum Tanzen durch den Raum nicht fit genug? Der Rollatortanz schließt die Lücke zwischen dem Tanzen im Sitzen und der traditionellen Seniorentanzstunde. Vielen älteren Menschen, die sich unterfordert oder ausgeschlossen fühlen, eröffnet diese neue Tanzform zusätzliche Möglichkeiten der freudvollen Bewegung und der sozialen Teilhabe. Die erfahrene Anleiterin von Aktivierungsangeboten für ältere Menschen Sandra Köhnlein stellt in diesem Band 24 ausgearbeitete Rollatortänze vor und gibt grundlegende Tipps und Hinweise zur Bewegungsarbeit mit Seniorinnen und Senioren.

Riccardo Altieri
"Antifaschisten, das waren wir..."
Rosi Wolfstein und Paul Frölich. Eine Doppelbiografie
566 S., geb., € 39,00
978-3-96317-282-3
Ohne Rosi Wolfstein und Paul Frölich wäre unser Bild von Rosa Luxemburg heute ein völlig anderes. Gemeinsam arbeitete das Paar in den 1920er Jahren am Nachlass der ermordeten Politikerin, wodurch die erste Werksausgabe entstehen konnte. Später, als Frölich und Wolfstein vor den Nationalsozialisten ins französische Exil geflüchtet waren, entstand 1939 durch beide eine der frühesten und zugleich authentischsten Biografien Luxemburgs (›Rosa Luxemburg. Gedanke und Tat‹) unter Frölichs Namen, die aus diesem reichen Wissensschatz gespeist wurde. Doch wer waren Rosi Wolfstein und Paul Frölich, die heute nahezu vergessen scheinen? Ihre eigene Politikkarriere startete jeweils in der SPD vor dem Ersten Weltkrieg, führte sie durch das Lager der Kriegsgegnerschaft zum Gründungsparteitag der KPD (Kommunistische Partei). Während Frölich in den Reichstag gewählt wurde, saß Wolfstein im Preußischen Landtag. Aus antistalinistischer Überzeugung verließen sie die KPD und wurden letztlich Mitbegründer der SAP (Sozialistische Arbeiterpartei), an deren Spitze sie standen, bevor sie fliehen mussten. Doch sie kehrten nach Deutschland zurück… Riccardo Altieri veranschaulicht in sehr lesenswerter Weise das Resultat seiner mehrjährigen Forschung zu einer Doppelbiografie unter netzwerkhistorischen Gesichtspunkten. Nur durch die Hinzuziehung von internationalen Quellen aus dem Netzwerk Wolfsteins und Frölichs konnte die Studie überhaupt entstehen, hatten die Protagonisten doch aufgrund der Verfolgung in der NS-Zeit keinen geschlossenen Nachlass hinterlassen.

Frank Jacob
# Revolution
Wer, warum, wann und wie viele?
115 S., br., € 14,00
978-3-96317-294-6
Revolutionen beschleunigen Geschichte, verdichten die Zeit, schaffen ein Diskontinuum und versprechen bei alledem eine Zukunft, die politisch und sozial gerechter ist. In Band 6 der ›Kritischen Reflexionen‹ widmet sich Frank Jacob diesem globalen Phänomen der Moderne und beleuchtet einige grundlegende Fragen im Hinblick auf Ziele, Abläufe und Interessensgruppen innerhalb revolutionärer Transformationsprozesse.


Frank Jacob
1791: Eine Sklavenrevolution?
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-286-1
Die Haitianische Revolution war ein Meilenstein der Weltgeschichte und vermutlich die wichtigste der drei »Atlantischen Revolutionen« des späten 18. Jahrhunderts. Erstmals war Freiheit nicht mehr limitiert, sondern galt auch für ehemalige Sklaven, deren Ausbeutung den Reichtum der französischen Kolonie begründet hatte. Welche Rolle die versklavten Menschen innerhalb des revolutionären Prozesses aber tatsächlich spielten und inwiefern mit Blick auf die Ereignisse wirklich von einer »Sklavenrevolution« gesprochen werden kann, untersucht Frank Jacob auf Basis eines analytischen Vergleichsmodells für Revolutionen. Wie revolutionär waren die »Schwarzen Jakobiner« wirklich? Und welche Bedeutung hatten die kolonialen Dynamiken, die den Transformationsprozess bedingten bzw. initiierten?

Riccardo Altieri
# Klassenschranken
Beobachtungen zum Klassismus
120 S., br., € 14,00
978-3-96317-263-2
Das Jahr 2020 wird als ›Epochengrenzjahr‹ (Andreas Wirsching) in die Geschichte eingehen, denn seitdem hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Dabei hat eine jüngste Oxfam-Studie gezeigt, dass sich die Arm-Reich-Schere durch Covid-19 weltweit nicht nur weiter geöffnet hat, sondern dass unsere Gesellschaftsordnung Armut (re-)produziert und erbarmungslos manifestiert. Die strukturelle und individuelle Diskriminierung aufgrund von Armut bezeichnet man als Klassismus. Es geht um Benachteiligungen aufgrund der sozialen Herkunft (sog. Arbeiterkinder) oder der sozialen Position. Während der Begriff noch jung ist und das dahinterstehende Theorem in den Medien aktuell heftig diskutiert wird, ist das damit umschriebene Phänomen schon deutlich älter. Riccardo Altieri zeigt hier anschaulich die Entwicklung des Klassismus von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Gottfried Schweiger
# Kinderarmut
Ein philosophischer Essay
110 S., br., € 13,00
978-3-96317-293-9
Was schulden wir armen Kindern hier bei uns? Der Philosoph und Armutsforscher Gottfried Schweiger gibt in seinem Essay eine Antwort auf diese Frage. Das Leben und Aufwachsen in Armut ist ungerecht, weil es ein schlechtes Leben ist, weil es zu sozialer Ungleichheit und Ausgrenzung führt und weil Kinder für ihre Lebenschancen nicht verantwortlich sein können. Kinderarmut bedeutet Machtlosigkeit und Demütigung. Der fünfte Band der ›Kritischen Reflexionen‹ ist ein starkes Plädoyer dafür, dass nicht nur der Staat, sondern wir alle als Bürger*innen eine politisch-moralische Verantwortung haben, Kinderarmut abzuschaffen und Kindern in Armut zu helfen. Insbesondere sind wir dazu aufgerufen, kollektiv daran mitzuwirken, die sozialen, politischen und ökonomischen Strukturen so zu verändern, dass die Ursachen und Folgen von Kinderarmut effektiv beseitigt werden. Es geht um gerechte Verteilung und Umverteilung.

Bahr, Amrei / Eichhorn, Kristin / Kubon, Sebastian
#95vsWissZeitVG
Prekäre Arbeit in der deutschen Wissenschaft
164 S., br., € 14,00
978-3-96317-280-9
Die jüngsten Twitter-Stürme unter den Hashtags #IchBinHanna und #95vsWissZeitVG haben gezeigt, dass immer weniger Wissenschaftler*innen bereit sind, die prekären Arbeitsbedingungen im deutschen Wissenschaftssystem hinzunehmen. Vorrangig das über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz 2007 eingeräumte Sonderbefristungsrecht bestimmt die Lebensläufe der Forschenden jenseits der Professur. Dieses Gesetz beeinflusst die Karrieren und das Privatleben der an den Hochschulen befristetet Beschäftigten massiv, hat aber auch enorme negative Effekte auf die Wissenschaft insgesamt. Nachhaltige und effiziente Forschung ist so kaum mehr möglich. Der Sammelband nähert sich in drei Essays den Problemen der gegenwärtigen Wissenschaft aus historischer, literaturwissenschaftlicher und philosophischer Warte sowie in zehn persönlichen Erfahrungsberichten verschiedener Perspektiven – von der Studentin bis zum Dekan. Zudem sind die im Herbst 2020 aufgestellten 95 Thesen gegen das Wissenschaftszeitvertrags- gesetz hier versammelt.

Robert Dörre
Mediale Entwürfe des Selbst
Audiovisuelle Selbstdokumentation als Phänomen und Praktik der sozialen Medien
300 S., br., € 35,00
978-3-96317-268-7
In den letzten Jahren sind auf Plattformen der sozialen Medien und insbesondere durch sogenannte InfluencerInnen neuartige Formen der öffentlichen Selbstdokumentation populär geworden, die einen eigenen medienkulturellen Mikrokosmos bilden. Auch wenn YouTube Sinnbild dieser Kulturtechnik geworden ist, sind mediale Selbstentwürfe auch für andere Dienste wie Instagram, TikTok oder Snapchat prägend. Robert Dörre begreift die Entstehung dieser Selbstentwürfe als ästhetische Praktik und geht den medienhistorischen Verschiebungen nach, die die öffentliche Selbstdokumentation im Internet erfahren hat. Um diese spezifischen Ästhetiken, Rituale, Motive und Ökonomien medienkulturwissenschaftlich zugänglich zu machen, nähert sich die Arbeit dem Phänomen aus fünf Perspektiven: Der Rezeption als authentischem Selbst, dem Selbst als Teil der sozialen Medien, dem Selbst als Marke, dem seriellen Selbst und dem Selbst als AmateurIn und KünstlerIn.

Marika Pierdicca
Integrationsregime in der Arbeitswelt
Eine Ethnographie migrantischer Praktiken der Selbstständigkeit in Norditalien
450 S., br., € 32,00
978-3-96317-278-6
Marika Pierdiccas Promotionsschrift liefert eine Ethnographie migrantischer Selbstständigkeit in Norditalien und zeigt die Verknüpfung zwischen einer zunehmenden Neoliberalisierung der Arbeit und Vorstellungen von »Integration« auf.
Diese Arbeit stellt Integration als affirmatives Konzept infrage und problematisiert strukturelle Formen von differentieller Inklusion, Rassifizierung und Ethnisierung heutiger Arbeitsverhältnisse. Eine genealogische Rekonstruktion italienischer Migrationspolitiken verdeutlicht, wie das »Integrationsregime« zugleich als Selektierungsmanagement und als Grenzpolitik agiert. Vor dem Hintergrund eines Verständnisses von Selbstständigkeit als gesamtem Lebensentwurf, vollzieht Pierdicca eine biopolitische Analyse von Arbeitsnarrativen und -erfahrungen der Protagonist_innen im Feld. Ihre Forschung beschäftigt sich mit kapitalismuskritischen Ansätzen zu affektiver Arbeit, betrachtet das Integrationsregime als Labor neoliberaler Subjektivierung und arbeitet spezifische Formen von Arbeitsausbeutung heraus.

Frank Jacob
The Revolution and Germany’s Intellectual Left
From the French Revolution to the Late 20th Century.
Vol. 1: The Long 19th Century
650 S., Hardcover, € 45,00
978-3-96317-287-8
Revolutions are an essential aspect of global modernity. It is therefore not surprising that intellectuals dreamt of revolutionary change in the future while reflecting about revolutions of the past. Frank Jacob traces this thought process for German left intellectuals of the »long« 19th century to show how revolutionary ideas were changed over time and in how far revolution theory was challenged and adjusted according to historical events and the actual experience of revolutions. Frank Jacobs book offers a longue durée approach to revolutionary ideas, as they were thought and expressed by German left intellectuals from the French to the Russian Revolution.


Renildo Souza
THE STATE AND CAPITAL IN CHINA
252 S., br., € 29,00
978-3-96317-279-3
The State and Capital in China offers a critical interpretation of Chinese recent history, scrutinizing the political and economic turnaround post-1978. It analyzes the dynamics of the party-state system, the de-collectivization of agriculture, the liberalization of the labor market, the rise of private sector, the crucial role of the global market, the new social exploitation, and the prospects for China. In the near future, it will no longer be possible to maintain current gigantic investment levels that feed its high economic growth. Global competition, technological dispute, and the downward pressure of overaccumulation on the rate of profit are all significant limits to Chinese current economic model. The immense inequalities in income and wealth have been fuelling protest and worker strikes, while environmental damage limits natural resources availability. The problems of Chinese capitalism discussed in this book have been exacerbated by the new cold war unleashed by the United States. Building on the theory of uneven and combined development, this book assesses the Chinese development, refusing the economism often present in appraisals of this theme. Worker struggles and progressive forces can benefit from this research on the nature and implications of the transformations in the world’s second largest economy and a new superpower.

Wolfgang Fabricius
Profitfreie Räume!
Gemeingutökonomie als Transformationsstratgie
– eine engagierte Bestandsaufnahme
250 S., geb., € 25,00
978-3-96317-295-3
Wolfgang Fabricius sagt ganz entschieden Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung, die tötet und mit ihrem Wachstumswahn die planetare Verwüstung vorantreibt. Dazu stellt er sie dem Zinsverbot des Genossenschaftsgesetzes gegenüber, dem einzigen deutschen Gesetz, das ein Zinsverbot enthält, was dem Kampf um Gewinnbeteiligung und Dividende ein Ende bereitet. Wie die Erde wieder zum Gemeingut von Menschen, Tieren und Pflanzen werden kann und wie Eigentum sowie Nutzung der Ressourcen in VerbraucherInnenhand zu überführen ist, wird an historischen und verschiedenen aktuellen Projekten aufgezeigt. Dabei muss der Wandel ›von unten‹ erfolgen, über die unzähligen Umweltgruppierungen, Verbraucher-Initiativen und -Genossenschaften.
DieArbeitskraft der Ärmeren darf nicht mehr länger die Goldgrube der Reichen sein. Gemeingutökonomie kann über bereits existierende und neu zu gründende profitfreie Räume die Produktionskette erobern, das Finanzkapital durch Solidarkapital ablösen und in Gemeingut überführen. Thema ist auch das notwendige Umdenken und Andersleben, ein Füreinandersein und bessere Kommunikations- und Kooperationsformen im Sinne des Commonings. Das Internet mit den neuen Medien, freier Software und freiem Wissen erlaubt, über profitfreie Plattform-Coops virtuelle Gemeinschaften zu bilden, die eine Selbstversorgung in allen Bereichen der Daseinsvorsorge ermöglichen. Dr. Wolfgang Fabricius hat neben dem Studium der Medizin, Chemie und Informatik sowie seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Universitätsinstituten, der Industrie, einer Bundesoberbehörde und einer Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft als »Urgestein« der Berliner Alternativszene viele Basisprojekte mitgegründet bzw. mitgestaltet: Hierzu zählen unter anderem die Kritische Universität, die später in den Untergrund gegangene 68er-Zeitung Agit 883, die Rettung des Gesundheitszentrums Gropiusstadt, der Kauf des Mehringhofs, die Erzeuger-Verbraucher -Gemeinschaft Berlin, die Berliner Linux User Group mit den Berliner Linux Infotagen, Attac Deutschland und Berlin, die drei Deutschen Sozialforen und das Berliner Sozialforum, die Offene Universität, die Akademie und das Forum Solidarische Ökonomie, die Initiative Genossenschaft von Unten, das Allmendekontor und die SuperCoop Berlin eG.

Tim Kaysers
Phyto for Future
Mit Pflanzen aus der Klimakrise
180 S., geb., € 18,00
978-3-96317-291-5
Pflanzen sind Regenmacher, stehen an erster Stelle der Artenvielfalt, wachsen in Kreisläufen, sind ein wertvoller Bodenschatz, leben genügsam und nachhaltig, liefern Nahrung, machen uns gesund, nehmen unser Kohlendioxid auf und regulieren das Klima. Wenn wir einen Ausweg aus der Klimakrise finden wollen, bieten Pflanzen uns einen Reichtum von Lösungsmöglichkeiten an: in Landwirtschaft, Städtebau und Architektur, in den Bereichen Ernährung, Energie, Bioökonomie und Artenschutz und nicht zuletzt für den Erhalt unserer Gesundheit und unserer Gesellschaft. Tim Kaysers erklärt aus dem Blickwinkel eines Landschaftsarchitekten, wie Pflanzen leben, was wir von ihnen lernen und wie wir sie mehr in unser Leben integrieren können. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, um im Einklang mit der Natur und unserem Klima zu leben. Unsere Welt richtet sich an den Pflanzen aus. Lassen Sie sich von diesem grünen Leitfaden inspirieren und eine pflanzliche Zukunft entwickeln – eine »Phytofuture«.

Katja Johanna Eichler
Zusammenleben statt Zusammenrotten
Warum wir Gruppe und Identität neu denken sollten – eine Intervention
180 S., Hardcover, € 20,00
978-3-96317-284-7
Dass kollektive Identitäten Konstrukte sind, wurde oft beschrieben. Auch dass diese verheerende Auswirkungen haben können, ist allzu bekannt. Und dennoch sind es meist abgegrenzte Gruppen, die uns ein Leben lang begleiten – von der Kita bis zum Job. Wir lernen so, dass es gut und wichtig ist, dazuzugehören, und üben die ständige Unterscheidung zwischen ›Wir‹ und ›Die‹ ein. Katja Johanna Eichlers Essay »Zusammenleben statt Zusammenrotten« ist die Einladung, ein zentrales Element sozialer Organisation kritisch zu betrachten und immer weiter »Warum?« zu fragen: Weshalb haben Gruppen eine so hohe Anziehungskraft? Warum identifizieren wir uns so gerne mit der Vorstellung homogener Kollektive? Als studierte Ethnologin macht sie sich auf die Suche danach, welche Kompetenzen wir heute fördern müssten, um morgen zu einer neuen Logik des Zusammenlebens in einer heterogenen Welt zu gelangen.

Claudia Stollenwerk / Miriam Keil
Echokammer
Soziale Kommunikation unserer digitalen Gesellschaft
198 S., br., € 25,00
978-3-96317-289-2
Wir leben in einer Welt, in der die informationelle Vernetzung unser Leben bestimmt; einer digitalen Welt, die voller Möglichkeiten steckt und gleichzeitig Überforderung bedeutet. Haben wir noch den Blick für das Wesentliche, sind wir in der Lage, Wichtiges und Unwichtiges zu trennen? Die Digitalisierung prägt unseren Alltag wie nie zuvor. Dabei sind soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. heutzutage nicht mehr wegzudenken und dennoch bleibt die soziale Kommunikation auf der Strecke. Eine Echokammer (digitale Filterblase) führt zu gesellschaftlicher Entfremdung sowie wachsender Ichbezogenheit – ein brisantes Sozialproblem der Gegenwart. Mit jedem Post, jedem Like, mit jedem Klick im Netz hinterlassen wir digitale Spuren, die nicht nur erfasst und gespeichert, sondern von Dritten analysiert, zurückverfolgt und weiterverwendet werden. Die Kommunikationsdesignerinnen Claudia Stollenwerk und Miriam Keil enthüllen, wie unsere Meinungsbildung manipuliert werden kann und wie Datensammler_innen von unserem Onlineverhalten profitieren. Neben dem Istzustand der Kommunikation in der digitalen Transparenzgesellschaft, werden die Auswirkungen künstlicher Intelligenz (Social Bots), Fake News sowie die politische Macht sozialer Netzwerke veranschaulicht. Auf spielerische Weise greift das Layout Elemente unserer digitalen Welt auf und zieht die Leserschaft so in seinen Bann. Komplexe Sachverhalte und abstrakt erscheinende Begriffe werden durch anschauliche Infografiken leicht zugänglich gemacht.

Christine Rüffert
Experimentalfilm zwischen Kunst und Kino
160 S., br., € 23,00
978-3-96317-296-0
Welche Tradition verbirgt sich hinter dem Begriff Experimentalfilm? Welche filmischen Formen hat der Experimentalfilm ausgeprägt und was sind die Potenziale seiner Materialität? Handelt es sich dabei um eine Gattung oder um ein Genre? Wie beeinflussen Aufführungsort und Zeitlichkeit der Vorführung die spezifische mediale Form und ihre Rezeption? Was bedeutet es, experimentelle Filme zu kuratieren und wieso bieten sie sich zur Filmvermittlung an? Als langjährige Kuratorin und Wissenschaftlerin leistet Christine Rüffert einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung und Vermittlung des Experimentalfilms. Der Band präsentiert erstmalig eine Zusammenstellung ihrer Texte, die sich im Spannungsfeld von Filmtheorie und kuratorischer Praxis bewegen, und die gleichzeitig die Jahrzehnte umfassende Entwicklung des Experimentalfilms mit seinem subversiven Potenzial und seinen zahlreichen ästhetischen Erscheinungsformen skizzieren. Begleitet werden die Texte von Stimmen aus der Filmwissenschaft, der Filmpädagogik, aus Galerien, von Filmfestivals sowie aus der filmischen Praxis. Ergänzt wird der Band durch ein Interview mit Christine Rüffert zur Entstehung und Geschichte ihrer Experimentalfilmreihe ›film:art‹, die 2022 ihr 30-jähriges Bestehen feiert, sowie durch zahlreiche Abbildungen.

Christoph Seelinger
Tod im Kino
480 S., br., € 38,00
978-3-96317-299-1
Christoph Seelinger liefert einen Überblick über Legitimations- und Funktionalisierungsstrategien dokumentarischer Toten- und Todesszenen im Erzählkino. Seelingers chronologischer Bogen beginnt bei den frühesten animalischen Toden vor laufender Kamera wie beispielsweise der filmisch festgehaltenen Hinrichtung des Elefantenweibchens Topsy in »Electrocuting an Elephant – Thomas A. Edison« (1903) und er führt bis zu den Hochglanz-Snuff-Videos der Medienabteilung des Islamischen Staates in den 2010er Jahren. Zwischen diesen beiden Polen betrachtet der Autor mit derselben medienwissenschaftlichen Hinwendung arrivierte Arthouse-Filme, vor allem aber auch zahllose als Trash und Exploitation abqualifizierte Vertreter des Bahnhofskinos, die einem akademischen Zugriff bislang entzogen waren: Indexikalisches Sterben in ikonisch-symbolischen Ordnungen des kinematographischen Diskurses. Das Ergebnis ist ein Streifzug durch die verfemteren Regionen der Kinogeschichte und dabei nichts weniger als die erste auführliche Geschichte des Einbruchs realer Todesdarstellungen in die Fiktion des Spielfilms.

Lukas Glajc
Optische Transzendenz
Beiträge zur Ideengeschichte der Fotografie und zur Praxis der Bild-Kontemplation
160 S., geb., € 25,00
978-3-96317-277-9
Lukas Glajcs Essayband stellt die Fotografie und das Fotografieren ins Zentrum seines Interesses. Informiert von seinen Forschungen zur ideengeschichtlichen und medienhistorischen Vorgeschichte der Fotografie verbindet Glajc in den verschiedenen Beiträgen sein akademisches Interesse am Gegenstand mit der Reflexion von Alltagserfahrungen mit dem Medium – von der historischen Apparatur im Schaufenster eines Antiquitätengeschäftes bis zum spontan geschossenen Smartphonefoto. Auf diesem Wege ermöglicht er Begegnungen mit Bildern. Und zwar nicht nur denjenigen, die wir alle sehen können, sondern auch den Erinnerungsbildern und Assoziationen, die sich in unser Sehen hineindrängen – einschließlich den jeweiligen Kontexten, in denen diese Bilderfahrungen stattfinden. Seine Essays sind eine Exkursion in die Arten und Weisen, wie wir mit Bildern zusammenleben, wie wir sie zur Erfahrung und Sinnstiftung gebrauchen und welche überraschenden Möglichkeiten inmitten der digitalen Bilderflut für kontemplative Annäherungen an Bilder entstehen.

Monopole im medienindustriellen Komplex?
Verwertungsgesellschaften gestern, heute, morgen
240 S., br., € 27,00
978-3-96317-292-2
Verwertungsgesellschaften wie GEMA, VG Wort oder VG Bild-Kunst nehmen die Urheberrechte ihrer Mitglieder treuhänderisch wahr. Dank eines historisch gewachsenen Monopols sind sie heute zentrale Akteurinnen in den Kreativindustrien, die sich zudem als politische Interessensvertreterinnen verstehen. Trotz ihrer Relevanz hat sich vor allem die juristische Forschung mit Verwertungsgesellschaften beschäftigt. Mit dem Sammelband kommen erstmalig vielfältige und interdisziplinäre Stimmen zu Wort, die neue Perspektiven auf Verwertungsgesellschaften im nationalen und internationalen Kontext bieten. In der Zusammenschau liefert der Band damit einen gesamtheitlichen Blick auf die Organisationsform ›Verwertungsgesellschaft‹. Die Beiträge bündeln nicht nur interdisziplinäre Analysen von Verwertungsgesellschaften als Organisationen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern bieten auch Einblicke in die Praxis, den Alltag und die verschiedenen Herausforderungen, denen sich Verwertungsgesellschaften im Übergang ins digitale Zeitalter stellen müssen.

Inga Scharf da Silva
Trauma als Wissensarchiv
Postkoloniale Erinnerungspraxis in der Sakralen Globalisierung
am Beispiel der zeitgenössischen Umbanda im deutschsprachigen Europa
520 S., teils großformatige Abbildungen, Hardcover, € 45,00
978-3-96317-283-0
Bei der brasilianischen Religion Umbanda – die sich im Bundesstaat von Rio de Janeiro am Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Grundlage von afrikanischen, indigenen und europäischen Religionen bildete – steht die Kommunikation mit Geistwesen im Zentrum, die an die brasilianische Geschichte erinnern. Seit den 1940er Jahren ist sie weltweit verbreitet und ab ca. 2010 auch im Zuge der transatlantischen sakralen Globalisierung im deutschsprachigen Europa angesiedelt. Dennoch ist ihre Ausbreitung bislang kaum erforscht. Inga Scharf da Silva schließt hier eine Forschungslücke, indem sie sich auf der Grundlage einer über fünfjährigen ethnologischen Feldforschung mit der spirituellen Gemeinschaft des Ilê Axé Oxum Abalô (auch Terra Sagrada genannt) befasst, die ihr Mutterhaus in den Schweizer Bergen im Kanton Appenzell verortet und mit sieben Ablegern in Graz und Wien, Zürich,  Bern, Berlin und Cumuruxatiba in Brasilien ein überregionales Netzwerk bildet.
Jedes Kapitel der Studie wird durch das Porträt einer Gottheit (Orixá) sowie Narrative aus den mythischen Überlieferungen gerahmt und zu Textpassagen von Oswald de Andrades ›Manifesto Antropófago‹ und Umberto Ecos ›Foucaultschem Pendel‹ in Bezug gesetzt. Dabei verdeutlicht die Autorin, wie die religiöse Praxis der Trance als Einverleibung von Bewusstseinsstrukturen zur Reflexion der Wissensproduktion ihrer Religion und darüber hinaus zu einer Dekolonialisierung des Denkens in Europa beitragen kann.
Dr. Inga Scharf da Silva ist Kulturanthropologin und Bildende Künstlerin. Nach ihrem Studium der Ethnologie und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und in Brasilien an der Universität von Bahia, der Universität von São Paulo und der Universität von Pernambuco, sie arbeitete am Jüdischen Museum Berlin und als Bildende Künstlerin in ihrem Atelier eines Atelierhauses des Berufsverbandes Bildender Künstler.Von 2014–2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin, wofür sie von PROMI der Universität zu Köln gefördert wurde. Zurzeit bereitet sie sich auf ihre Postdoc-Forschung über spirituelle Utopien vor und lehrt an der Humboldt Universität Berlin und der Westfälischen Universität in Münster.

Berndt Acker / Marianne Acker
Ontosophie
Band 2: Hauptkapitel 2–4 (Materie, Subjekt, Bewusstsein)
978-3-96317-256-4
400 S., geb., € 32,00
Band 2 der Ontosophie von Berndt Acker besteht aus drei Hauptkapiteln, in denen der Autor sich schrittweise einer idealistischen Konzeption von Wirklichkeit annähert. Im ersten Teil entwickelt Acker Argumente gegen den Materialismus und dekonstruiert dessen vermeintliche phänomenologische Legitimation durch unsere Sinneswahrnehmungen. Nach seiner Auffassung kann »nichts außerhalb des Bewusstseins« existieren – die Wirklichkeit selbst versteht er als bewusst und geistig. Im zweiten Teil geht es um unterschiedliche Dimensionen der menschlichen Psyche und des Ichs und verschiedene Bewusstseinszustände wie Schlaf, Tod, Ohnmacht, Meditation, Träume, Halluzinationen, Begierde, Wille, Liebe sowie um die menschliche Freiheit in ihrem Facettenreichtum. Im dritten Teil schließlich geht der Autor auf die grundlegende Zusammensetzung der subjektiven Außenwelt ein und behandelt unter anderem Themen wie Zeit und Geometrie im Kontext seiner idealistischen Position. Acker hält dabei auch außergewöhnliche Modifikationen der Zeit und Zeitwahrnehmung wie etwa Zeitreisen und Präkognition für möglich und erläutert ihr Zustandekommen innerhalb seiner Kosmologie. Dieser Band wird geprägt durch psychospirituelle Betrachtungen über das menschliche Bewusstsein, wobei sich der Autor immer wieder gegen geläufige esoterische Vorstellungen wendet und sie mitunter scharf kritisiert. Für ihn ist die Wirklichkeit eminent vielfältig und komplex und lässt sich daher nicht auf vereinfachte (und in der Regel fehlerhafte) Alltagsvorstellungen reduzieren. Aus dieser Erkenntnis stemmt sich Ackers Versuch, die grundsätzliche Struktur des Bewusstseins neu zu definieren.

Robin Guillaume
Berghain, Techno und die Körperfabrik
Ethnographie eines Stammpublikums
160 S., br., € 23,00
978-3-96317-274-8
»Morgen ist die Frage«: so steht es auf dem Banner, das seit dem Lockdown an der imposanten Fassade des Berghains hängt. Der berühmte Techno-Club in Berlin Friedrichshain ist wegen der Pandemie vorübergehend in ein Museum verwandelt worden. Was bedeutet diese Entwicklung für Berlin? Was, wenn die von Gentrifizierung und Gesundheitskrise bedrohten Clubs zu Museen würden? Das Berghain ist in der Techno-Kultur eine Weltreferenz und pflegt sein Mysterium. Es rüttelt an den Normen und bricht mit dem üblichen Zeitablauf: so wird der Tag zur Nacht und der Montag – der Tag des Closings – zum Ruhetag, während den TänzerInnen am Sonntag die Puste ausgeht. In einer Ethnographie des Stammpublikums erforscht Guillaume Robin die Techno-Szene als Ort der Befreiung der Körper. Inwieweit erlaubt es dieser ›andere Ort‹ im Sinne Foucaults, uns von sozialen Normen und Geschlechterrollen zu befreien? Was steckt hinter dem Verlangen nach Ekstase und Exzess? An der Schnittstelle von Kulturgeschichte und Körperanthropologie taucht die Studie in die körperliche Erfahrung des Berghains ein –Techno als Modus des Resist-Dance, aber auch als Ort der Selbstdisziplin und Überwachung. Dr. Guillaume Robin ist Assistenzprofessor an der Universite de Paris. Seine Forschungsschwerpunkte drehen sich um die Sportund Korpergeschichte im 20. Jahrhundert in Deutschland. Seine jungsten Forschungsarbeiten befassen sich mit Studien der Berliner Subkulturen mit besonderem Fokus auf das Berliner Techno-Publikum. Er ist bei der akademischen Zeitschrift Allemagne Aujourd’hui und im Forschungslabor ›Identite, Cultures et Territoires‹ tatig. 

Uhrig, Meike
Computeremotion
Das Gesicht im computergenerierten Kinofilm
230 S., br., € 28,00
978-3-96317-250-2
Computeranimationen prägen weltweit einen großen Teil der medialen Kommunikationsprozesse. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen im Besonderen künstliche Figuren und Gesichter rund um nahezu lebensecht wirkende Agent*innen, die von realen Figuren kaum mehr zu unterscheiden sind und die scheinbar die Grenze zwischen Mensch und Maschine, zwischen dem empirisch Möglichen und dem Übernatürlichen aufheben. Die Konventionen der digitalen Gesichtsdarstellung und ihrer Mimik beeinflussen dabei die Wahrnehmung und Wirkung nicht nur von künstlichen, sondern ebenso von realen Gesichtern ausschlaggebend. Gerade im Bereich des Films ist die aktuelle Entwicklung deutlich zu spüren. Das Buch beschreibt die Wirkung von Gesichtern aus Hunderten komplett computergenerierten Kinofilmen. Auch Gesichter aus Kunst- oder Dokumentarfilmen sowie (europäischen) Kinoproduktionen abseits des Mainstreams finden Berücksichtigung.


Judith Kretzschmar
»Die Heimat hat sich schön gemacht…«
Stereotypen sozialistischer Heimat in Reportagen des DDR-Fernsehens
390 S., br., € 35,00
978-3-96317-180-2
In der DDR wurde »Heimat« weniger als Ort von Geburt und Abstammung gesehen, als vielmehr im Sinne eines besseren Vaterlands gebraucht. Heimat war somit eine Frage des politischen Standpunkts, forderte Handeln, Treue und Solidarität. Damit wurde das Wesen des Begriffs von einem subjektiven Gefühl zur politisch-gesellschaftlichen Aufgabe erhoben. Judith Kretzschmar zeichnet den offiziellen DDR-Heimatdiskurs umfassend nach. Die Rekonstruktion fördert Stereotypen zutage, die von der Partei- und Staatsführung bewusst eingesetzt und gesteuert wurden und die je nach politischer und gesellschaftlicher Ausrichtung Konjunkturschwankungen unterlagen. Im Fokus steht dabei das journalistische Genre der Heimatreportagen. Neben gesellschafts- und kulturpolitischen Rahmenbedingungen werden der Heimatdiskurs, die strukturelle und personelle Verfasstheit des DDR-Fernsehens und das Programm untersucht. Die Grundlage bilden alle Heimatreportagen des DDR-Fernsehens 1952 bis 1991.

Frank Jacob
MenschenAffen – AffenMenschen
Kulturgeschichte einer Mensch-Tier-Beziehung
260 S., geb., € 34,00
978-3-96317-201-4
Affen sind vermutlich die Tiere, mit denen wir uns am ehesten identifizieren, wenn es darum geht, das Menschliche im Tierischen zu erkennen. Dessen ungeachtet symbolisieren sie gleichsam eine Furcht menschlicher Degeneration. Das besondere Mensch-Tier-Verhältnis ist Gegenstand der vorliegenden Kulturgeschichte.
Frank Jacob führt aus, welche Rolle Affen für die Selbstwahrnehmung des Menschen spielten und wie sie, etwa als Objekt in Forschung und Populärmedien, gleichermaßen als humanoides Tier begriffen wurden und werden. Er beleuchtet dabei schlaglichtartig eine Beziehungsgeschichte, die bis heute andauert, wobei die Intensität dieser Beziehung zwischen Mensch und Primat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu definiert wurde.



Poe, Edgar Allan
A. G. Pyms abenteuerliche Erlebnisse
200 S., geb., € 23,00
978-3-96317-275-5
Mit seiner Novelle A.G. Pyms abenteuerliche Erlebnisse hoffte Edgar Allan Poe auf einen Publikumserfolg, da er sich mehrerer Spielarten eines durchaus beliebten Genres des 19. Jahrhunderts bediente: derjenigen der Abenteuer-, Reise- und Sensationsliteratur ebenso wie der Schauergeschichten. Auch wenn seine diesbezüglichen Hoffnungen enttäuscht wurden, so stieg er doch als Mitbegründer der literarischen Moderne auf. Die Faszination für Poe hat bis heute nicht an Kraft verloren. Wolfensteins Übersetzung zeichnet sich durch erzählerische Raffinesse aus, die die Abgründe des Grauens, des Horrors nicht elegant zudeckt, sondern sprachlich adäquat zu fassen versucht. Im Rahmen der Kleinen Bibliothek der Weltliteratur mit Übersetzungen des Expressionisten Alfred Wolfenstein wird Edgar Allan Poes Meistererzählung, die erstmals In der Reihe Welt-Geist-Bücher der Verlags-Gesellschaft Berlin erschien, als Band 5 neu aufgelegt.


Laupichler, Fritz
Der Deutsche Orden in Marburg
Geschichte – Spurensuche – Nachleben
200 S., br., € 25,00
978-3-96317-251-9
Der 1190 im Heiligen Land gegründete Deutsche Orden schuf mit dem Deutschordensstaat in Preußen und Livland ein bedeutendes Staatswesen des Mittelalters. Zeitweilig verfügte er auch über Niederlassungen im Heiligen Land, in Siebenbürgen und nahezu im gesamten Mittelmeerraum. Umfangreichen Streubesitz besaß er darüber hinaus im Heiligen Römischen Reich, insbesondere in Thüringen und Franken. Eine wichtige Deutschordensniederlassung entstand 1234 in Marburg, die zeitweilig sogar von besonderer zentraler Bedeutung war. Sie existierte bis 1809, also 575 Jahre, in denen der Deutsche Orden ein wichtiger Teil der Marburger Stadtgeschichte wurde. Das hier vorgelegte Buch ist eine Historie des Deutschen Ordens dieser Jahre in Marburg und ein Vademecum zu den eindrucksvollen Spuren, die der Deutsche Orden hier hinterlassen hat. Es zeigt auf, dass Marburg bis zum heutigen Tag eine Stadt des Deutschen Ordens ist, der ohne jeden Zweifel zur Erinnerungskultur Marburgs gehört.

lieferbar:

Herbert Storn
Business Crime – Skandale mit System
Über Konzernverbrechen, kriminelle Ökonomie
und halbierte Demokratie
150 S., br., € 20,00
978-3-96317-267-0
Von der Fleischindustrie über Geldwäsche bis zur Fahrzeugbranche, von Umweltverbrechen über Cum-Ex bis Wirecard – die Headlines über kriminelle Praktiken in der Wirtschaft reißen nicht ab. Alles Einzelfälle, alles nur ›Skandale‹? Oder offenbaren diese Vorgänge eine tieferliegende kriminelle Struktur? Eine Struktur, die zu unserer Wirtschaftsordnung gehört? Wie kommt es, dass der Rechtsstaat so oft als Kontrollinstanz versagt? Oder versagt er gar nicht, weil er nicht alles kontrollieren will? Ist es gerade das kapitalistische System, das von der Ausbeutung menschlicher Arbeit und der Natur lebt, dem eine solche kriminelle Affinität eingeschrieben ist? Herbert Storn geht diesen Fragen nach. Anlass ist das 30-jährige Bestehen von ›Business Crime Control‹, einer Organisation, die sich mit Wirtschaftskriminalität und Korruption beschäftigt. Eine kriminelle Ökonomie darf nicht mehr länger toleriert werden. Mit einem Interview mit Hans See, dem Gründungsvorsitzenden von ›Business Crime Control‹.

Harald Koberg
Freies Spiel
Digitales Spielen und die Sehnsucht nach Wirkmächtigkeit
220 S., br., € 28,00
978-3-96317-270-0
Welche Bedürfnisse werden beim digitalen Spielen befriedigt? Und was sagt die Verschiebung dieser Bedürfnisbefriedigungen in den digitalen Raum über die sozialen Realitäten aus, in die sie eingebettet sind? Harald Koberg lässt Spielende selbst zu Wort kommen und folgt ihren Spuren der beschriebenen Faszinationen und Leidenschaften. Die gefundenen Antworten zielen auf Erlebnisse der Wirkmächtigkeit: Digitale Spiele und die Kommunikationsräume um sie herum bieten besonders Gelegenheiten, die eigenen Entscheidungen und Handlungen als relevant und wirksam zu erfahren. Es geht nicht nur um erzählte Geschichten und Interaktionen mit dem Spiel, sondern auch um die Regeln und Grenzen der Kommunikation, um Entfaltungsräume, Selbstinszenierungen und Normsetzungen. Anhand der Beispiele jugendlicher Suche nach Freiräumen, verunsicherter Männlichkeit und leistungsgesellschaftlicher Überforderung zeigt Koberg, warum Kritik des Mediums Videospiel die Menschen in den Blick nehmen muss und wie viel sich auf diesem Weg über größere soziale Zusammenhänge feststellen lässt.


Frank Jacob
# Fuck2020
Impulse zu den Krisen und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
90 S., br., € 13,00
978-3-96317-262-5
Das 21. Jahrhundert ist erst zwei Dekaden alt, hat aber bereits ein immenses Krisenpotential bewiesen und die Menschheit sieht sich mit großen Fragen konfrontiert, die für die Gestaltung unserer Welt maßgebend sind. Die Fragen unserer Zeit werden deshalb hier in Form kurzer Impulse und Denkanstöße kritisch reflektiert. Welche Schwächen sind zu überwinden, welche Chancen liegen vor uns? Am Beispiel historischer Phänomene wie Nationalismus oder Revolution macht Frank Jacob das Krisenpotential sowie die Konflikte bewusst, die sich bereits jetzt für das 21. Jahrhundert abzeichnen. Das Ziel ist eine echte und reflektierte Debatte über die Probleme wie Migration und Flucht, Klimakrise, Neokapitalismus etc., die das Schicksal der Welt bestimmen werden. Dabei votiert der Autor für eine gerechtere und moralisch vertretbare Form des Zusammenlebens: eine globale Solidargemeinschaft, in der wichtige Entscheidungen jenseits kapitalistischer Zwecke und Normen getroffen werden.

Schimang, Dieter
Populismus oder der Aufstieg der Unmündigkeit
Eine Deutung aus kulturanthropologischer Sicht
250 S., br., € 18,00
978-3-96317-271-7
Unsere westlich-bürgerliche Gesellschaft ist stolz auf ihren revolutionären Ursprung – den Sturz der traditionellen Autoritäten und Hierarchien, der selbst vor der Enthauptung von Königen nicht zurückschreckte: »All men are created equal!« Einzig unsere Vernunft akzeptieren wir als Autorität und Richterin. 250 Jahre später erfahren wir – zum zweiten Mal im Laufe eines Jahrhunderts – den Aufstieg von Irrationalität, Entzivilisierung und Gewalt. Immer lauter ist ein Ruf nach autoritärer Führung vernehmbar. Warum entscheiden Menschen sich gegen Aufklärung und Emanzipation? Was sind die Gründe für den Aufstieg von Populismus und Un-Mündigkeit? Dieter Schimangs spannende Deutung populistischer Tendenzen in den bürgerlichen Gesellschaften des Westens entwickelt Antworten auf diese Fragen. Als Kulturanthropologe blickt er dabei weit über den Horizont von Gegenwart und unmittelbarer Vergangenheit hinaus. Ausgehend von den Grundbedingungen menschlicher Existenz widmet er sich deren Einfluss auf die moderne »Gesellschaft der Individuen« (Elias). Er zeigt, warum diese quasi zwangsläufig (selbst)zerstörerische Tendenzen dort mit sich bringt, wo die Voraussetzungen individueller Emanzipation fehlen – und welcher Wirtschafts- und Bildungspolitik es bedarf, um sie zu schaffen.

Eric McLuhan
Eric McLuhan and the Media Ecology in the XXI Century
132 S., br., € 20,00
978-3-96317-243-4
Im letzten Vortrag vor seinem plötzlichen Tod im Jahr 2018 gelang es Eric McLuhan, Sohn Marshall McLuhans, auf eindrückliche Weise sowohl die Positionen als auch Perspektiven einer bereits mehrere Jahrzehnte umfassenden interdisziplinären und internationalen ›Media Ecology‹ miteinander zu verknüpfen. Dieses Forschungsfeld thematisiert Medien nicht primär in einer eher traditionellen beziehungsweise konservativen Funktion als Vermittler von Informationen, sondern fokussiert bewusst die materielle und technologische Anwesenheit und Form von Medien innerhalb einer Kultur und betrachtet deren Einfluss auf Psyche und Verhalten von Individuen innerhalb mediatisierter Gesellschaften. Der Band möchte einen Raum schaffen für die Fortschreibung des McLuhan’sches Denkens im Kontext einer (post-)modernen ›Media Ecology‹. Inhaltlich flankiert wird Eric McLuhans hier erstmals im deutschsprachigen Diskurs publizierter Vortrag durch Beiträge von Oliver Ruf und Tobias Held sowie durch ein von Lars C. Grabbe geführtes Interview mit Eric McLuhans Sohn Andrew McLuhan.

Sebastian Kunze / Jan Schaller
Deutschland #Undogmatisch
Reflexionen aus den Jahren 2014–2020
192 S., br., € 15,00
978-3-96317-261-8
Deutschland hat ein Problem. Viel wurde in den letzten Jahren über Identität, Kultur, Migration und Anderssein debattiert, gestritten, oftmals geschrien. Die dahinterliegenden großen Krisen unserer Zeit wie Armut, wachsende Ungleichheit oder populistische Bedrohungen der Demokratie blieben dabei oftmals unbeachtet. Und dann kam auch noch Corona. Die Pandemie wirkt als Brandbeschleuniger der Krisen, die schon vor dem Jahr 2020 akut waren und es noch sind. Dieses Buch ist deshalb auch eine Warnung. Die Kultur- und Sozialwissenschaftler Jan Schaller und Sebastian Kunze beobachten und analysieren seit Jahren die sich verändernde politische Lage in Deutschland. Sie zeigen, dass die gegenwärtig diskutierten Fragen auf tiefer liegenden gesellschaftlichen Verwerfungen gründen und wie wir diese bearbeiten können. Das positive Gestalten unserer gemeinsamen Zukunft für eine solidarischere, gerechtere Gesellschaft bleibt dabei stets im Fokus.

Degeling, Jasmin
Medien der Sorge, Techniken des Selbst
Praktiken des Über-sich-selbst-Schreibens bei Schlingensief und Jelinek
460 S., br., € 34,00
978-3-96317-238-0
Kann Kunst heilen? Dieser Frage geht Jasmin Degeling mittels einer medienwissenschaftlichen Neubestimmung von Michel Foucaults Konzepten der Techniken des Selbst sowie der Sorge um sich nach und analysiert die Medien und Ästhetiken von Christoph Schlingensief und Elfriede Jelinek als ästhetische Therapeutiken. Am Beispiel der späteren Arbeiten des Theater-, Film- und Aktionskünstlers Christoph Schlingensief zeichnet sich die moderne politische und ästhetische Geschichte von Kunst als Medium der Therapeutik ab: Der Wunsch nach einer Gesundheit des Denkens, Empfindens wie Lebens verschränkt sich dabei mit der biopolitischen Geschichte moderner, ästhetischer Heilsprogramme. Schlingensiefs Versuch, sich selbst zu heilen, schreibt sich in einen Komplex von Kunstreligion, modernem Vitalismus und Kolonialgeschichte ein. Elfriede Jelineks monumentaler Onlineroman »Neid (Mein Abfall von allem) – Ein Privatroman« experimentiert mit literarischem Schreiben in virtuellen Räumen und entwirft einen autobiographischen Roman, der jeder Form literarischer Subjektkonstitution eine feministische Absage erteilt. Diese Poetik erweist sich als Programm einer spezifisch modernen Sorge um sich: Medientechnisch ermöglicht durch das Heilsversprechen eines von der Realwelt abgetrennten Cyberspace, übt Jelinek im Format des frühen Onlinetagebuchs eine digitale Askese in virtueller Unendlichkeit, Leere und Weite und gibt so Raum für eine komplexe poetische Reflexion des Verhältnisses von Medien, Empfindung und Subjektivierung. Die Studie rückt zeitgenössische Medien der Sorge als Übungen der Heilung, der Gesundheit und des Überlebens in den Blick, und verbindet diese mit einer Archäologie der ästhetischen und medialen Geschichte moderner Konzepte von Gesundheit und Heilung.

Rauchhaus, Moritz
Hagiographie für Notare
Über urbane Lektüren von Heiligenlegenden im Spätmittelalter.
Band 1: Studie / Band 2: Edition
906 S., geb., € 76,00 zus.
978-3-96317-258-8
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den (nord-)italienischen Städten Ende des 14. Jahrhunderts entwickelte sich ein urbanes, volkssprachlich gebildetes Lesepublikum, zu dem maßgeblich Notare und Kaufleute gehörten. Von ihrer Literatur erwarteten sie voltenreiche Handlungen und brisante Stoffe, wie man sie beispielsweise aus Boccaccios ›Decameron‹ kennt. Auch Legenden mussten darauf reagieren.
Moritz Rauchhaus untersucht solche Veränderungen hagiographischen Schreibens in Band 1 dieser Ausgabe anhand der spätmittelalterlichen Kompilation Florenz, Bibl. Ricc.1661, die in Form von Band 2 nunmehr erstmals vollständig ediert und übersetzt vorliegt. Die Handschrift, die dem Notar Filippo Vari gehörte, zeigt Rauchhaus nicht als Zufallsprodukt, sondern als zusammenhängenden, mariologisch gegliederten Text, der inhaltlich einiges zu bieten hat: Hier werden in der Volkssprache Inzest, Mord, Scham und Schande thematisiert – und damit zugleich die vielseitigen Bedingungen und Grenzen von Heiligkeit.

Acker, Berndt
Ontosophie
Band 1: Hauptkapitel 1
506 S., geb., € 32,00
978-3-96317-255-7
Das Anliegen der Ontosophie besteht darin, evolutionär und kulturell verzerrte Vorstellungen von dem, was Denken und Realität seien, herauszustellen und sie via Bewusstwerdung zu durchschauen. Darüber hinaus soll sie eine adäquatere Beschreibung der Wirklichkeit liefern. Der erste Band dieser insgesamt auf drei Bände angelegten Edition der Schriften Berndt Ackers besteht aus einem kürzeren ersten Teil, in welchem Acker das Programm der Ontosophie vorstellt und sich mit inhaltlichen und methodischen Fragen und Zielen befasst. Zudem gibt er Hilfestellung zur Lektüre des Werks. Der umfangreichere zweite Teil der Ontosophie befasst sich mit den grundlegenden Strukturen und Formen des Denkens. In einer genauen und komplexen Analyse von Sprache, Denken, Gedächtnis, Bildern und Vorstellungen erarbeitet Acker die »Elementarteilchen des Denkens«. Damit wird der erste Band zum erkenntnistheoretischen Einstieg in ein groß angelegtes Projekt, in welchem zentrale Fragen der menschlichen Existenz thematisiert werden. Die Ontosophie als Ganze ist der Versuch, Antworten auf diese Fragen zu liefern und dabei gleichzeitig die tiefgründige Rätselhaftigkeit und unendliche Komplexität des Universums zu offenbaren. Dabei bleibt der Autor stets humorvoll und seinen unkonventionellen, tiefgründigen Gedankengängen treu.

Condoleo, Nicola
Reflexionen zur Metafiktion
Frage und Ironie als Bedingungen gesellschaftlicher Veränderung
260 S., br., € 28,00
978-3-96317-264-9
Gesellschaft verändert sich. Subjekte verändern sich mit ihr. Wie vermögen Subjekte, Individuen, Personen, Veränderungen zu denken, über das Bestehende, das sie weitgehend geprägt hat, hinauszudenken? Nicola Condoleo erkundet mittels Filmanalysen und philosophischen Lektüren, wie solche Veränderungen denkbar werden. In seiner Annäherung spielen die philosophische ›Frage‹ und die ›Ironie‹ eine entscheidende Rolle – beides Strategien des Denkens, die auf eine Wendung, einen Bruch verweisen. Dieser Bruch, so die Annahme, ist ein Bruch im Bestehenden, den gesellschaftlichen Institutionen, die Subjekte geprägt haben. In Entsprechung zu Geschichten, in denen die Figuren reflexiv über die Fiktion hinausgehen, bezeichnet Condoleo diesen Bruch in seiner Untersuchung als ›Metafiktion‹.

Adrian Gmelch
Die Neuerfindung des M. Night Shyamalan
Wie sich ein einst gefeierter Filmemacher zurück an die Spitze kämpft
300 S., br., € 29,00
978-3-96317-260-1
Kaum eine Karriere im Film ist so von Licht und Schatten gekennzeichnet wie die des indischstämmigen US-Filmemachers M. Night Shyamalan, der mit The Sixth Sense (1999) einen der erfolgreichsten Psychothriller aller Zeiten schuf. Von Kritik und Publikum zuerst geliebt und dann gehasst, hat sich der Filmemacher seit ein paar Jahren mit Filmen wie The Visit oder Split erfolgreich neu erfunden. Adrian Gmelch zeichnet das Auf und Ab in Shyamalans Karriere nach und geht besonders auf die Werke des Regisseurs von 2008 (The Happening) bis 2021 (Servant) ein. Er erzählt damit auch eine Geschichte über den Schmerz des Scheiterns und die Kraft des Glaubens an sich selbst. Bislang noch unerforschte Aspekte im Werk Shyamalans werden genauer betrachtet: Was verbindet den Filmemacher mit David Lynch? Welche gesellschaftspolitischen Botschaften verstecken sich in Shyamalans Werk? Welche Rolle spielen Trauma und Vergangenheit in seinen Filmen?

Axel Winzer
Permanente Metamorphosen
Neues zur Verlags- und Editionsgeschichte der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
330 S., br., € 45,00
978-3-96317-259-5
Die Kinder- und Hausmärchen sind eines der zentralen Werke der europäischen Literatur und für viele noch immer das Entree in die Welt der Bücher. Vor über 200 Jahren erstmals erschienen, sind sie längst Teil der deutschen Identitätsgeschichte und bleiben eine der wenigen festen Größen unseres kollektiven Bildungshintergrunds. Trotz einer Fülle an bereits vorliegenden Deutungen bleibt noch immer Raum für Neuentdeckungen. Ein halbes Jahrhundert lang sammelte Wilhelm Grimm Geschichten und feilte an den Texten. Axel Winzer analysiert diese redaktionelle Arbeit so umfassend und detailliert, wie dies nie zuvor geschehen ist. Er legt Schicht für Schicht den Bauplan der Kinder- und Hausmärchen frei und zeigt, wie Wilhelm Grimm für jedes Märchen nach der perfekten Rezeptur suchte. Dafür werden zahlreiche bislang unbekannte Briefe und Dokumente vorgestellt – viele davon im Erstdruck. Gleichzeitig präsentiert das Buch eine Fülle neuer Bilddokumente und bietet die bislang umfangreichsten und zuverlässigsten bibliographischen Angaben zu diesem Hauptwerk der deutschsprachigen Literatur. So ist ein literaturwissenschaftliches Standardwerk für die Literaturgeschichte zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, das speziell für die Grimm-Philologie von Interesse ist. Winzer gelingt es, »sowohl im Bereich der Verlags- als auch der Editionsgeschichte völlig neue Sachverhalte offenzulegen, (…) gleichermaßen eine Pilotstudie und ein Grundlagenwerk« (Lothar Bluhm).

Gertraude Ralle
Damit Krankheit nicht heillos verwaltet wird
Plädoyer für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen
200 S., br., € 24,00
978-3-96317-269-4
Warum schleppen wir ein veraltetes und krankes System mit uns herum? Wieso schaffen wir es nicht, trotz ungeheurem Wissenszuwachs im Bereich Medizin und Informationstechnologie, neue Erkenntnisse zum Wohle aller umzusetzen? Weshalb werden krisenhaft zugespitzte Entwicklungen wie Kostensteigerung, Pflegenotstand, Ärztemangel, Antibiotikaresistenz etc. nicht gestoppt? Gertraude Ralle sagt: Es fehlt der politische Wille, den kommerzialisierten Kampf der InteressenvertreterInnen zu beenden. Denn mittlerweile ist die Wirtschaft zu einem kaum mehr hinterfragten Juror zwischen richtig und falsch geworden. Ein Wettbewerb tobt auf einem gnadenlosen Markt: PatientInnen sind dort Kunden und Ware zugleich. Ralle ist Gesundheitspolitik-Insiderin, gibt tiefe Einblicke in die verzweigten Strukturen des maroden Systems und liefert so ein eindringliches Plädoyer für eine zukünftige lebenswerte Existenz. Wer wissen will, warum unser teures Gesundheitswesen immer mehr Menschen enttäuscht, verunsichert, gar als Opfer zurück lässt, findet hier interessante Antworten. Ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen muss historisch gewachsene Widersprüche auflösen, Fehlentwicklungen korrigieren und sich moderne wissenschaftliche und technologische Erkenntnisse auf der Basis einer demokratisch kontrollierten Fürsorge zu Nutze machen.

Sonja Dierks
Narrative Oper
Kommentare zu Werken von Marina Abramovic,
Decameron Opera Coalition und Alexander Kluge
120 S., br., € 20,00
978-3-96317-273-1
Das Interessante an »7 deaths of Maria Callas«, »Oper: Der Tempel der Ernsthaftigkeit« und »Tales from a safe distance« liegt in der Tonart der Bilder, am langsamen oder schnellen Rhythmus, der Vitalität der Collagen und dem Einsatz von Film Stills. Marina Abramovi?, Alexander Kluge und die Decameron Opera Coalition arbeiten mit konträren visuellen Formen, die in einen prägnanten Sound eingebettet sind. Der Rhythmus, der zwischen den Bildern, Filmen und Szenen erzeugt wird, ist von überschäumender Vitalität und steht für den Herzschlag der Protagonisten und unseren. Gehen wir wie Roland Barthes davon aus, dass es einen Nullpunkt des Werkes gibt, dann können wir uns diesem Punkt nur asymptotisch nähern. Es ist aus der Perspektive der Literatur betrachtet die unendliche Novelle. Sie überschreitet nicht nur die Gattung Roman. Sie bezeichnet das einfache Werk, das herkömmlich und begehrenswert ist. Hier hängt alles davon ab, auf welcher Stufe es wahrgenommen wird. Ebenso wichtig: der Rhythmus der Lektüre und die Einstellung des Textes. Ein Werk, das sich freiwillig und konstruktiv einer Ästhetik der Lesbarkeit unterwirft, muss nicht zwingend ein Roman sein. Es kann auch eine Oper sein, eine Performance oder eine Ausstellung.

Für eine Handvoll Games
Zehn Jahre Schreiben über das Kulturgut Spiel
260 S., br., € 25,00
978-3-96317-248-9
Kulturkritisch und gut lesbar über digitale Spiele zu schreiben ist im deutschsprachigen Raum immer noch ein rares Phänomen. Genau mit dieser Absicht hat sich jedoch 2010 eine kleine Runde an Autor:innen zusammengefunden und begründete das Spiele-Ressort im ›TITEL Kulturmagazin‹. Wenige Jahre später erfolgte der virtuelle Redaktionsumzug in die Schweiz zum Kulturjournal ›Nahaufnahmen.ch‹. Während eines Jahrzehnts sind so zahlreiche Debattenbeiträge zu Video- und Computerspielen entstanden. Behandelt werden nicht nur bekannte Spieletitel, von ›Super Mario Odyssey‹ über ›Dark Souls‹ hin zu ›The Last of Us 2‹, sondern auch etliche Geheimtipps aus der unabhängigen Spieleentwicklung. Hinzu kommen Beobachtungen von Spielemessen und -festivals sowie überraschende Verknüpfungen des Mediums mit anderen Bereichen aus Kunst und Kultur. Mal orientieren sich die Autor:innen eher am klassischen Empfehlungsjournalismus alter Tage, mal am Feuilleton, gelegentlich werden mit experimentelleren Formaten auch ganz neue Pfade beschritten. Stets mit dem Ziel, unterhaltsam und inspirierend über das Kulturgut Spiel zu schreiben. Dieser Band bildet als Querschnitt über die gesamten zehn Jahre die Reise ab, die das engagierte Ressort genommen hat.

Lars C. Grabbe
Analytische Phänosemiose
Systematische Medientheorie zwischen Wahrnehmung, Technologie und Zeichen
274 S., br., € 34,00
978-3-96317-208-3
Im Zeitalter einer komplexen Wechselwirkung von Medieninnovationen, gesellschaftlichen Transformationsprozessen und technologischer Kulturentwicklung ist es heute ein besonders dringendes Anliegen, dass Theoriemodelle aufgestellt sowie analytische Methoden entwickelt werden, um das dynamische Feld der Medienwirkung produktiv und systematisch lokalisieren und kennzeichnen zu können. Die Analytische Phänosemiose versteht sich hier bewusst als eine analytische und systematische Methodologie, die in der Lage ist, die strukturelle, technische und wahrnehmungsbezogene Erscheinungswirklichkeit von medialen Artefakten und Prozessen im Kontext ihrer materiellen Präsenz zu erfassen. Die von Lars C. Grabbe durchgeführten Analysen haben das Ziel, die Phänosemiotische Zeichenrelation von zehn verschiedenen medialen Konstellationen offenzulegen (z.B. Bewegtbild, Holografische Felder, Avatarial Body etc.). Dabei wird ebenso auf die methodisch geprägten Ansätze der Semiotik, Phänomenologie und Kommunikationstheorie wie auch auf Ansätze der Medientheorie, Wahrnehmungstheorie und der informationstheoretischen Ästhetik zurückgegriffen. Grabbes Studie ist primär methodisch ausgerichtet und versteht sich als konkretes Werkzeug. Mit der Analytischen Phänosemiose soll ein Beitrag für das dynamische Verstehen von Medien im Kontext von Wahrnehmung, Technologie und Zeichen geleistet werden.

The Yakuza in Popular Media
Honorable Criminals or Violent Gangsters?
150 S., br., € 28,00
978-3-96317-265-6
The yakuza, Japan's traditional gangsters, are famous, especially outside Japan, where the country's criminal underworld ranks next to sushi or Godzilla when it comes to their respective fame and popularity. However, in popular media the images of the Japanese gangster vary, ranging from chivalrous Robin Hood-like characters, to violent mobsters without honor and dignity. The present volume addresses these differences, i.e. the way yakuza are presented in Japanese and Western popular media. Films and autobiographical novels, inspired by historical events or personal experiences, but also by existent and sometimes even expected stereotypes, therefore often already represent a specific image of the Japanese mafia that is more like an artificial construct than actual reality. The contributions in this book consequently intend to discuss the images of the Japanese yakuza in popular media to offer a first insight into a very important yet so far understudied topic related to the history of and existent narratives within Japan's popular culture.

Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von
Lehrkräften an Frankfurter Schulen 2020
Ergebnisbericht
300 S., br., € 30,00
978-3-96317-266-3
Die repräsentative Studie untersucht Arbeitszeit, Arbeitsbelastungen und Arbeitsbedingungen von Lehrerinnen und Lehrern an öffentlichen Frankfurter Schulen. Von 1.199 Lehrkräften (aus 69 Schulen) und damit von einem Viertel der Lehrkräfte an Grundschulen, Integrierten und Kooperativen Gesamtschulen sowie Gymnasien liegen nach einer statistischen Qualitätssicherung auswertbare Arbeitszeitdaten vor. Die Lehrkräfte beantworteten ferner Fragen zu ihrer Arbeitssituation auf Grundlage eines arbeitswissenschaftlichen Belastungs-Beanspruchungs-Modells und erprobter Erhebungsinstrumente (u.a. der »DGB-Index Gute Arbeit«). Differenziert nach Schulformen werden hier Belastungen aus der Arbeitszeit ebenso wie Befunde zur psychischen Beanspruchung vorgestellt. Zentrales Ergebnis der Studie: Es besteht Handlungsbedarf, die Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen humanverträglicher und gesundheitsförderlicher zu regeln. Dazu gehören eine Überprüfung und Anpassung der Arbeitsaufgaben von Lehrkräften, eine fairere Verteilung der Arbeitsbelastungen, die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie präventive Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. Dies kann im Rahmen einer ganzheitlichen Arbeitspolitik realisiert werden. Zudem scheint eine grundlegende Überarbeitung von Arbeitszeitverordnungen für Lehrkräfte angezeigt.


Tobias E. Hämmerle
Aufstieg und Niedergang der schwedischen Großmacht in zeitgenössischen Medienbildern (1611–1721)
Illustrierte Flugblätter im Mediensystem des Heiligen Römischen Reiches
980 S., br., € 89,00
978-3-96317-252-6
Vor 300 Jahren wurde mit dem Frieden von Nystad, am 10. September 1721, das Ende der schwedischen Großmacht besiegelt. Passend dazu bietet dieses Buch nicht nur einen umfassenden historischen Überblick über die gut 100 Jahre anhaltende schwedische Großmachtzeit, sondern zeichnet die mediale Präsenz Schwedens im Heiligen Römischen Reich im 17. und 18. Jahrhundert nach. Dabei werden visuelle und textuelle Medienbilder identifiziert und analysiert, die in frühneuzeitlichen Massenmedien (illustriertes Flugblatt und Zeitung) innerhalb des deutschsprachigen Mediensystems gängig waren, um das schwedische Königreich sowie seine Regent_innen und Bewohner_innen darzustellen. Im Zuge von sieben umfangreichen Teilstudien werden insgesamt 120 illustrierte Flugblätter in ihren historischen Kontext eingebettet, sorgfältig untersucht und als hochauflösende Scans inklusive Transkription wiedergegeben, wodurch sich eine eindrucksvolle Schilderung des (medialen) Aufstiegs und Niedergangs der schwedischen Großmacht ergibt. Der österreichisch-schwedische Historiker Tobias E. Hämmerle wirft in diesem Zusammenhang auch einen genauen Blick auf die zeitgenössische Mediensituation um 1700 beziehungsweise die unterschiedlichen Berichterstattungsstile der beiden frühneuzeitlichen Massenmediengattungen: das illustrierte Flugblatt und die Zeitung. Das zweibändige Werk wird ergänzt durch ein umfangreiches Orts- und Personenregister.

Eva-Maria Siegel
Vereinigtes Gelächter?
Kleinkunst und Kabarett um 1990
140 S., br., € 22,00
978-3-96317-239-7
Lachen ist eine individuelle Angelegenheit. Und dennoch gibt es Kunstformen, die besonders auf kollektive Lacheffekte angewiesen sind. Dazu gehört das Kabarett. Eva-Maria Siegel widmet sich der Frage, wie die Kleinkunstformen in Ost und West und vor allem die politische Satire die politische und wirtschaftliche Wiedervereinigung beider deutschen Staaten reflektiert haben – und wie sie sich im Zuge dessen selbst wiedervereinigten. Dabei liegt der Fokus auf jenem geografischen Gebiet, das noch immer die ›neuen Bundesländer‹ genannt wird. Denn der konkrete Prozess, in dessen Verlauf das eine System durch das andere System überformt und ersetzt wurde, scheint aus dem kollektiven Gedächtnis der Nation so gut wie getilgt. Kaum präsent ist er vor allem im Hinblick auf gesellschaftliche Teilbereiche wie Kultur und Wissenschaft, zu denen auch drei Jahrzehnte danach noch Einzelstudien fehlen. Unter dieser Voraussetzung widmet sich Siegel der Frage, worauf sich das deutsch-deutsche Gelächter denn einst gerichtet hat – in jenen turbulenten Zeiten von Privatisierung und Treuhand, die nur scheinbar vergangen sind. Was wurde aus jener Künstler_innenschaft, die seinerzeit die Phase der friedlichen Revolution mit einleitete? Und welche damaligen Anlässe für Lachangebote dürfen heute noch immer als aktuell gelten?

Hashagen, Anne Carina / Manzotti, Riccardo
Ich denke, aber wer ist Ich?
Ein Essay über den Sinn des Lebens
170 S., br., € 17,00
978-3-96317-234-2
Wie wollen wir unser Leben messen? In Euros? In Herzschlägen? In der Zahl der Freunde oder Liebhaber? Woraus besteht unser Leben? Die Einheit, mit der wir unser Leben messen sollten, ist Sinn. Schließlich wollen wir nicht eines Tages wie Anton Tschechows Diener in „Der Kirschgarten“ sagen müssen: „Mein Leben ist vergangen, als hätte ich nie gelebt.“ Unser Leben soll sinnvoll sein, das wünschen wir uns alle. Aber was ist Sinn? Und wo finden wir ihn?
Die Frage nach dem Sinn ihres Lebens stellen sich Menschen seit Jahrtausenden, und die Frage steht in direktem Zusammenhang mit der Frage, wer wir sind. Was macht uns als Menschen aus, und gibt es etwas, das uns zu etwas Besonderem macht?

Philip Stade
YouTube versus GEMA
Musik und Urheberrecht im digitalen Kapitalismus
350 S., geb., € 34,00
978-3-96317-232-8
»Dieses Video ist in deinem Land leider nicht verfügbar.« Mit diesem Satz befeuerte die Video-Plattform YouTube die jahrelange Auseinandersetzung mit der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA. In zahlreichen Online-Diskussionen ging es um die angemessene Vergütung für das Musikstreaming - das GEMA-Bashing folgte. Musik und Urheberrecht waren und sind ein konfliktreiches Thema. Mit der Digitalisierung setzte ein Prozess ein, der die Art veränderte, Musik und andere kreative Güter zu produzieren, zu konsumieren, zu verbreiten und zu verwerten. Diese Zäsur untergrub bisherige Geschäftsmodelle der Musikwirtschaft und erschütterte Grundannahmen im Urheberrechtsverständnis. Philip Stade richtet den Blick auf den besonderen Online-Diskurs YouTube vs. GEMA und eröffnet im Sinne der Cultural Studies interdisziplinäre und historische Sichtweisen auf die Felder Musikwirtschaft, Urheberrecht und Kapitalismus im digitalen Wandel. Im Fokus stehen dabei hegemoniale Strategien sowie die zentrale Rolle Sozialer Medien. Auch wenn die gesellschaftlichen und ökonomischen Umwälzungen des digitalen Wandels längst nicht abgeschlossen sind, arbeitet Stade präzise heraus, welche übergeordneten Verschiebungen im Verhältnis von exklusiver Kontrolle und freiem Zugang stattfinden. Denn wir beginnen gerade erst zu verstehen, wie der digitale Kapitalismus funktioniert.


Rosa Luxemburg
Band 1 und Band 2
zusammen 800 S., br., € 50,00
978-3-96317-247-2
Rosa Luxemburg war eine der bedeutendsten Intellektuellen des »langen« 19. Jahrhunderts und ihr Wirken in der Politik sowie innerhalb der europäischen Arbeiterbewegung äußerst facettenreich. Sozialismus verstand sie – vor allem zum Unmut der Bolschewiki – als Einheit von politischen und sozialen Freiheiten. Bis heute ist sie deshalb eine Identifikationsfigur, ihre Schriften besitzen eine ungebrochene Aktualität. Luxemburgs vielgestaltiges Leben reichte von der Entstehung des Deutschen Kaiserreiches bis kurz nach dessen Ende (1871–1919) und wird im Jubiläumsjahr 2021 mit einer zweibändigen Ausgabe gewürdigt:
Band 1 vermittelt einen Überblick über Biografisches und liefert eine Bestandsaufnahme ihres politischen Wirkens. Band 2 versammelt Arbeiten von deutschsprachigen und internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Fragestellungen dem Nachwirken Luxemburgs widmen.
Sie unterstreichen in ihrer Gänze den bedeutenden Stellenwert, den Luxemburgs Gedanken bis heute besitzen.

Rosa Luxemburg
Band 1: Leben und Wirken
400 S., br., € 25,00
978-3-96317-244-1

Rosa Luxemburg
Band 2: Nachwirken
400 S., br., € 25,00
978-3-96317-245-8


Baumeister, Elena
Kino, Kunst, Feminismen
Kuratorische Strategien seit 1970
126 S., br., € 22,00
978-3-96317-224-3
Was bedeutet es, feministisch zu kuratieren? Sind ›Feminismen‹ Inhalt oder Methode? An welchen Orten und in welcher Weise ist der feministische Diskurs in die Ausstellungspraxis sowie in die Filmkultur eingegangen bzw. aus ihr hervorgegangen? Im Spannungsfeld dieser Fragen skizziert Elena Baumeister anhand von Archivmaterial und einer Reihe von Gesprächen mit Kuratorinnen, wie sich feministische Strategien des Kuratierens von Kunstausstellungen und Filmprogrammen im deutschsprachigen Raum seit ihren Anfängen in den 1970er Jahren bis heute entfaltet haben. Sie spürt deren kritischen, subversiven und gestalterischen Potenzialen nach und leistet einen Beitrag, die Lücke in der Theoretisierung feministisch-kuratorischer Praxis zu füllen.

Jo Ziebritzk
Stella Kramrisch
Kunsthistorikerin zwischen Europa und Indien.
Ein Beitrag zur Depatriarchalisierung der Kunstgeschichte
140 S., br., € 22,00
978-3-96317-229-8
Warum gab es keine bedeutenden Kunsthistorikerinnen? Jo Ziebritzki geht dieser Frage nach, um die misogynen und patriarchalen Strukturen der Kunstgeschichte zu verstehen. Sie widmet sich dem Werk der Kunsthistorikerin Stella Kramrisch (1896–1993) und geht der irritierenden Kluft zwischen Kramrischs damals gefragter Expertise und dem heutigen Fehlen ihres Werks in der Kunstgeschichtsschreibung auf den Grund. Als Expertin für indische Kunst schrieb Kramrisch gegen koloniale Abwertungsstrategien an. Die Argumente zur Anerkennung des eigenständigen künstlerischen und ästhetischen Wertes indischer Tempelplastiken und Malereien entfaltet sie in Publikationen und vielbesuchten Ausstellungen in Zusammenarbeit mit diskursprägenden Institutionen in Indien und im Europa der 1920er bis 1940er wie etwa dem Wiener Institut für Geschichte, Springers Handbuch Kunstgeschichte, der Reformbewegung und dem Warburg Institut. Warum wissen wir nichts von dieser Tänzerin zwischen Kulturen, der scharfen Beobachterin und poetisch präzisen Autorin? Die Gründe des Vergessens zu verstehen und zugleich die Erschließung ihrer Werke, Methoden und Kunstbegriffe voranzubringen, dient der Depatriarchalisierung der Kunstgeschichtsschreibung und ihrer polyperspektivischen Erweiterung.

Thilo Hagendorff
Was sich am Fleisch entscheidet
Über die politische Bedeutung von Tieren
280 S., geb., € 18,00
978-3-96317-237-3
Die Gesellschaft erlebt sich in einem Krisenmodus, ausgelöst durch eine Vielzahl ökologischer, sozialer und politischer Fehlentwicklungen. Was treibt diese an und wie können sie abgewendet werden? Bei der Beantwortung dieser Fragen wendet sich der Sozialwissenschaftler und Ethiker Thilo Hagendorff einem zentralen und dennoch kaum beachteten Aspekt zu: dem menschlichen Verhältnis zu Tieren. Denn gerade die industrielle Nutzung und Tötung von Tieren hat versteckte, aber weitreichende Implikationen für alle der genannten Fehlentwicklungen. Hagendorff zeigt die ideologischen wie psychologischen Mechanismen auf, die nicht nur zur Akzeptanz und Unterstützung von Gewalt gegenüber Tieren, sondern auch gegenüber Menschen führen. Mit Rückgriff auf zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse macht er deutlich, dass die Abwendung aktueller Krisen untrennbar mit einem veränderten Umgang mit Tieren verknüpft ist. Eine von Frieden und gegenseitigem Respekt geprägte Gesellschaft ist ohne die Beendigung der globalen Tierindustrie nicht denkbar.

Wegst, Ulrich
Keine Angst vorm Verzicht
Ein Plädoyer für die wichtigste Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-240-3
Verzicht ist in etwa so beliebt, wie Zahnschmerzen zu haben. Niemand mag ihn, schon gar nicht, wenn man Verantwortliche in Politik und Wirtschaft fragt. Aber werden wir ohne ihn auskommen? Klimaschutz, Schonung von Umwelt und Ressourcen, Zusammenhalt der Gesellschaft, gute Gesundheitspolitik: Für all diese Ziele bietet sich Verzicht als eines der wirkungsvollsten Instrumente an – oft sogar als das einzige. Ulrich Wegst hat sich die wichtigsten Themenfelder angesehen und seine These lautet: Verzicht wird zur wichtigsten Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts. Wie aber soll das gehen? Zumal in einer Demokratie. Lässt sich Verzicht überhaupt durchsetzen, wenn man dafür Mehrheiten benötigt? Wegsts Antwort ist ein klares Ja. An zahlreichen Beispielen belegt er, dass wir auch jetzt schon manchen Verzicht üben – völlig unaufgeregt. Meist stellt sich heraus: Bedrohlich und als Zumutung erscheint das Thema nur, solange man theoretisch darüber diskutiert. In der Praxis stellt sich oft schnell Gewöhnung ein. Was anfangs als Verzicht wahrgenommen wurde, fällt später gar nicht mehr auf. Das stimmt versöhnlich: Alles halb so schlimm, sobald man einmal damit begonnen hat.

Fazio, Laura
(Ge)wichtige Körper
Subversive Gewichtsdarstellungen in Lena Dunhams »Girls« und Mindy Kalings »The Mindy Project«
300 S., br., € 30,00
978-3-96317-236-6
Das sogenannte ›fat shaming‹ gilt als die wohl letzte gesellschaftlich akzeptierte Form der Diskriminierung. In den Medien erfährt diese gewichtsbedingte Stigmatisierung gleichsam ihre Spiegelung und Zuspitzung. Übergewichtige sind hier stark unterrepräsentiert und werden oft als unsympathisch und unattraktiv dargestellt. Die Ausprägungsformen und die Probleme, die solche medialen Missrepräsentationen mit sich bringen, wurden tiefgreifend aufgearbeitet und kritisch reflektiert. Seltener dagegen wurde den audiovisuellen Repräsentationen Beachtung geschenkt, die sich stigmatisierenden und stereotypisierenden Gewichtsdarstellungsstrategien entgegensetzen, diese verfremden, umkehren und dadurch subversive Veränderungspotenziale entfalten. Ebenjenen Repräsentationen widmet sich ›(Ge)wichtige Körper‹. Im Zentrum steht die Entwicklung eines Analyseinstruments, welches subversive Gewichtsdarstellungen identifizier- und beschreibbar macht. Seine Anwendung findet das Modell in der Untersuchung der US-amerikanischen Serien ›Girls‹ und ›The Mindy Project‹.
»Getränke-und-mehr«-Kollektiv Premium:


Uwe Lübbermann
Wirtschaft hacken
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-233-5
Was wäre, wenn man alles ganz anders machen könnte? Seit beinahe zwei Jahrzehnten ist dies für den Unternehmer Uwe Lübbermann und sein »Getränke-und-mehr«-Kollektiv Premium keine theoretische Frage mehr, sondern ein anhaltendes soziales und ökonomisches Experiment. Rabatte für diejenigen, die nur geringe Mengen abnehmen; gleiches Gehalt für alle; im Internet frei verfügbare Rezepte für die hergestellten Getränke; keine schriftlichen Verträge und die Klärung sämtlicher Unternehmensbelange in einer konsensdemokratischen Struktur. Ausgehend von dem Willen, der unsozialen Dynamik des kapitalistischen Systems eigene Werte entgegenzusetzen, hat Premium über viele Jahre nicht nur ein krisensicheres, sozial orientiertes Unternehmen aufgebaut. Es ist vielmehr selbst zum anhaltenden Motor von Veränderung geworden – eine Software, die im eigenen Umfeld grundlegende Mechanismen des Systems außer Kraft setzt. Denn das Engagement für soziale und ökologische Fragen beeinflusst nicht nur Geschäftsentscheidungen, Abläufe und Kommunikationsweisen – es verändert zugleich alle, die mit Premium in Berührung kommen. Wirtschaft hacken beschreibt die Veränderungsmaschine Premium erstmals ausführlich. Von innen und von außen, parteiisch und kritisch, zum Inspirieren und zum Nachbauen.

Ette, Wolfram / Peiter, Anne D.
Der Ausnahmezustand
ist der Normalzustand, nur wahrer
Texte zu Corona
300 S., br., € 22,00
978-3-96317-235-9
Zwei Orte, die kaum unterschiedlicher sein könnten, sind die perspektivischen Ausgangspunkte dieses ›sozialen Essays‹ über Corona: La Réunion und Chemnitz, wo Anne Peiter und Wolfram Ette leben und arbeiten. Was die ehemalige französische Kolonie im Indischen Ozean und die ehemalige Arbeiterstadt bei allen Unterschieden aber miteinander verbindet, ist ihre Randständigkeit, ihre Lage in und an der Peripherie, wo man, wie Heiner Müller es einmal formuliert hat, erfährt, was eine Gesellschaft wirklich ist. In scharf geschnittenen Beobachtungen, die von Aphorismen bis zu ausgreifenden Essays reichen, gehen Peiter und Ette den Erscheinungen der Corona-Krise nach. Sie verbinden Alltag und Literatur, Erfahrung und Begriff, das mikrologische Detail und den Gesamtzusammenhang. Sie mischen die Genres, die Themen und die Zeiten. Nicht die systematische Erfassung dessen, was uns seit März 2020 bewegt und verstört, ist das Ziel dieses Essays, sondern seine geistesgegenwärtige Konstellation.

y
Volker Thrän
Steuern in Zeiten der Krise
Nachhaltigkeit als Primat einer verantwortungsvollen Steuerpolitik
216 S., br., € 23,00
978-3-96317-231-1
Das komplexe und undurchsichtige deutsche Steuerrecht hat neben der klassischen Steuerhinterziehung den Boden bereitet für moralisch verwerfliche Steuervermeidung und hochkriminellen Steuerraub. Abstruse Gesetze und fehlende internationale Kooperation ermöglichen kontinuierliche Milliarden-Schäden des Staates, die die Glaubwürdigkeit der Politik und den gesellschaftlichen Zusammenhalt überaus gefährden. Volker Thrän zeigt Auswege aus dieser Steuermisere und dies vor dem Hintergrund, dass sich staatliches Handeln dringend an der Nachhaltigkeit im ökonomischen, ökologischen und auch sozialen Sinne ausrichten muss – heute mehr denn je.
Aus dem Epilog: »...Es darf nicht mehr lange dauern, bis mit signifikanten steuer- und ordnungsrechtlichen Eingriffen das umweltschädigende Verhalten von uns allen spürbar, vielleicht sogar schmerzlich begrenzt wird.
Das ständige Hinaus schieben von Zeitpunkten zur Erreichung von Umweltzielen muss jetzt ein Ende finden.«


Semmeln aus Sägemehl
Lebensmittelskandale...
300 S., br., € 28,00
978-3-96317-227-4
Verfaultes Korn im Brot, gepanschter Wein, Pferdefleisch in der Lasagne, Hühner im Käfig oder Metallspäne in der Milch – die Liste der Lebensmittelskandale ist lang. Die Beiträger_innen dieses Bandes nehmen Lebensmittelskandale des 19. und 20. Jahrhunderts aus einer wissenshistorischen Perspektive in den Blick: Sie hinterfragen solche Medienereignisse um die Herstellung, den Handel oder den Konsum von Nahrungsmitteln in ihrem Verhältnis zu bestehenden Wissensordnungen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf unterschiedlichen Formen des Wissens, die teils miteinander konkurrierten, teils aber auch in den Debatten konvergierten – die Beiträge interessieren sich für wissenschaftliches Wissen ebenso wie für Alltags- und Erfahrungswissen, welches im Zuge von Lebensmittelskandalen immer wieder von entscheidender Bedeutung für die Wahrnehmung derselben war.


Tabakwerbung im Wandel der Zeit
Von rauchenden Ärzten, dampfenden Cowboys und der Evokation des Tabakgenusses
250 S., br., € 25,00
978-3-96317-228-1
Produkte sollen verkauft und müssen deshalb beworben werden, gerade wenn es sich um sogenannte Waren des Massenkonsums handelt, die aufgrund geringer Margen nur durch hohe Verkaufszahlen einen Gewinn ermöglichen. Die Welt des weltweiten Tabakhandels hat daher wenig überraschend überaus viele Werbestrategien und ebenso verschiedene Werbemaßnahmen ersonnen, welche im vorliegenden Band eingehender betrachtet werden sollen. In den Beiträgen, die sich in verschiedenen Kontexten der historischen Entwicklung der Tabakwerbung widmen, wird nicht nur gezeigt, mit welchen teilweise obskuren semiotischen Systemen die Werbemacher der Tabakindustrie gearbeitet haben, sondern auch wie sich diese im Zuge der sich ins Negative entwickelnden gesellschaftlichen Bewertung des ›Rauchgenusses‹ anpassen mussten, um immer wieder möglichst viele Kunden für den Tabakkonsum zu begeistern

Kaiser, Julia
Bestattet unter Bäumen
Über den gegenwärtigen Wandel der deutschen Bestattungskultur
288 S., br., € 28,00
978-3-96317-242-7
Moderne Formen der Wald- und Baumbestattungen sind weit mehr als ein Trend. Immer mehr Menschen entscheiden sich aktiv und selbstbestimmt für eine Baumgrabstätte. Seit geraumer Zeit ist dies sogar die beliebteste moderne Bestattungsart in Deutschland. Die demografische Entwicklung, sich wandelnde Wertvorstellungen und neue Formen der Lebensgestaltung beeinflussen die aktuelle Bestattungskultur maßgeblich.Julia Kaiser beleuchtet in ihrer Dissertation die Beweggründe, die dazu führen, den Friedhof als traditionellen Bestattungsort zu verlassen und stattdessen nach alternativen Bestattungsarten zu suchen. Dabei befragt sie die lange und traditionsreiche Kulturgeschichte des deutschen Waldes, beleuchtet praktische Erwägungen und beschäftigt sich auch damit, was dieser Trend für den klassischen Friedhof bedeutet. Welche Auswirkungen hat die Wald- und Baumbestattung auf das Todesverständnis der Bevölkerung? Kaisers Untersuchung verdeutlicht: Der Wandel der Bestattungskultur lässt sich nur im Kontext gesamtgesellschaftlicher Veränderungen nachvollziehen.


Bildmodi
Der Multimodalitätsbegriff aus bildwissenschaftlicher Perspektive
250 S., br., € 29,00
978-3-96317-211-3
Ein moderner und integrierender Bildbegriff impliziert sowohl statische als auch dynamische Bildtypen. Während es sich bei Gemälden, Diagrammen oder Fotografien um statische Bildtypen handelt, so sind Kinematographie, Fernseh-, Video-, Computerspielbilder oder digitale Bildräume zu den dynamischen Bildtypen zu rechnen. Die Darstellungs- und Rezeptionssituationen dieser Bildtypen sind – wenn nicht bereits in ihrer isolierten Erscheinung innerhalb des jeweiligen Bildmediums, dann wenigsten innerhalb ihres spezifischen Verwendungskontextes – als multimodal zu bezeichnen. Der Band geht daher der Frage nach, welche möglichen Formen und Interpretationen der multidisziplinär geprägte Multimodalitätsbegriff umfasst und wie dieses Konzept für eine bildwissenschaftliche Perspektivierung fruchtbar gemacht werden kann.


Geese, Uwe
Der Deutungsstreit um das Relief am Marburger Zollamt
74 S., br., € 15,00
978-3-96317-241-0
Immer wieder geraten Bildwerke in Verruf, weil sie missverstanden werden. Auslöser ist meist ein moralischer Rigorismus, der sich der Erinnerungskultur bemächtigt und das Verstehen historischer Bezüge verhindert. Auf exemplarische Weise ist ein Relief davon betroffen, das sich am 1950 wieder errichteten Marburger Zollamt befindet und seit einigen Jahren mit Vorwürfen des Rassismus und Kolonialismus bedacht wird. In einer politisch-ikonographischen Studie führt Uwe Geese – Autor, Kunst- und Kulturhistoriker – den Nachweis, dass das unberechtigt ist und legt frei, dass das Relief das Gegenteil von dem entäußert, was ihm vorgeworfen wird.

Kommunales Open Government
Grundlagen, Praxis, Perspektiven
200 S., br., € 19,00
978-3-96317-246-5
Was versteht man unter Open Government und wie funktioniert es in der kommunalpolitischen Praxis? Welche Erfahrungen haben Kommunen unter anderem in Modellprojekten gemacht – auch solche außerhalb Deutschlands – und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für künftige Projekte? Außerdem: Welche neuen Perspektiven ergeben sich für das Open Government durch die Digitalisierung? Der von Ralf Laumer, Leiter des Dezernatsbüros der Landrätin des Landkreises Marburg Biedenkopf, herausgegebene Sammelband bündelt Erfahrungen aus der Arbeit vor Ort und macht sie für interessierte Praktiker_innen nutzbar. Die Beiträger_ innen kommen aus der kommunalen Praxis, den kommunalen Spitzenverbänden sowie Politik, Wissenschaft und Forschung.


Strukturwandel in Thüringen gestalten
Herausforderungen in Industrie und Dienstleistungen
Herausgegeben von Liv Dizinger, Kai Eicker-Wolf, Michael Rudolph und Julia Langhammer
mit einem Vorwort von Bodo Ramelow.
222 S., br., € 25,00
978-3-96317-226-7
Industrie und Dienstleistungen sind durch einen Wandel geprägt, der tiefgreifende Auswirkungen auf die Beschäftigten und deren Arbeitswelt hat. Als Herausforderungen gelten etwa Digitalisierung, Klimawandel, die Folgen weltweiter Verflechtungen und die Corona-Krise. Diesen Wandel zukunftsfähig zu gestalten, ist Aufgabe der Strukturpolitik.
In diesem Buch werden die großen Herausforderungen dargelegt, vor denen Thüringen steht, um auf dieser Basis dann Empfehlungen für die Landespolitik abzuleiten. Folgende Themen sind dabei im Zentrum: Fachkräftesicherung, Digitalisierung, Automobil- und Zulieferindustrie, Energie- und Verkehrswende, Gleichstellung, Tourismus, Pflege und Bildung. Außerdem beschäftigt sich der Band mit dem thüringischen Landeshaushalt und macht Vorschläge für eine sozial ausgewogene Finanzierung der öffentlichen Hand.
Friedrich Engel´s 200th Birthday:


Engels @ 200
Reading Friedrich Engels in the 21st Century
354 S., br., € 30,00
978-3-96317-225-0
Friedrich Engels was one of the most important German thinkers of the 19th century and his writings are still important today. Addressing the pressing issues of his time, the broadly interested scholar Engels would write about many different topics, and thereby not only pave the way for a science-based socialism, but also for further studies in sociology, history, and philosophy. To highlight the value and impact of Engels’ work as well as emphasize its relevance for major issues that will determine the 21st century, the present anthology assembles scholars from different countries and research fields to discuss how to read and gain insights from reading his works in our time. It also attempts to stimulate further research about Engels, who 200 years after his birth deserves to be fully brought out of the shadow of his friend and colleague Karl Marx.

Virtual Images
Trilogy of Synthetic Realities I
210 S., geb., € 49,00
978-3-96317-230-4
Common boundaries between the physical reality and rising digital media technologies are fading. The age of hyper-reality becomes an age of hyper-aesthetics. Immersive media as well as image technologies – like virtual reality – enable a completely novel form of interaction and corporeal relation to and with the virtual image structures. ›VR Images‹ contributes to the wide range of the hyper-aesthetic image discourse to connect the concept of dynamic virtual images with the approaches in modern media theory, philosophy, perceptual theory, aesthetics, computer graphics, art history and techno-art as well as the complex range of image science. Shared goal is a critical discussion of the specific epistemology of aesthetic and scientific approaches to VR. This volume discusses the relation of images and technological evolution in the context of virtual reality within the perspective of an autonomous image science.

Riane Eisler
Die verkannten Grundlagen der Ökonomie
Wege zu einer Caring Economy
240 S., br., € 22,00
978-3-96317-215-1
Riane Eislers Modell einer »Caring Economy« – einer »fürsorglichen Ökonomie« – ist ebenso kühn wie wegweisend und die Übersetzung ihres Ansatzes ins Deutsche längst überfällig. Eislers Buch, das erstmals 2007 unter dem Titel »The Real Wealth of Nations« in den USA veröffentlicht wurde und in zahlreiche Sprachen übersetzt ist, ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen transdisziplinären Forschungsleistung. Es nimmt seinen Ausgang von der Frage, wie es sein kann, dass Menschen – trotz ihres kreativen Potenzials und ihrer Fähigkeit zur Empathie – in der Welt so viel Schaden anrichten. Schaden an sich selbst, anderen Menschen und der Umwelt. Eislers Antwort: An der Wurzel jeder Ökonomie, die Ungleichheit, Armut und Zerstörung produziert, ist eine Gesellschaft, die Frauen und die ihnen überantwortete Care-Arbeit abwertet. Jede progressive und nachhaltige Ökonomie, sei es eine Gemeinwohl- oder eine Postwachstumsökonomie, muss deswegen zuallererst diesen Bereich der Fürsorge für andere wieder in das ökonomische Denken hereinholen – sonst kann es keine Caring Economy geben. Eisler zeigt auf, wie ein solcher Wandel gesellschaftlich umsetzbar ist, auf politischer wie auf individueller Ebene. REZENSIONEN: Deutschlandfunk, ORF
LINK: Vortrag der Autorin (in english)

Paul Verlaine
Armer Lelian
Gedichte der Schwermut, der Leidenschaft und der Liebe
in der Übersetzung von Alfred Wolfenstein
130 S., geb., € 20,00
978-3-96317-212-0
Paul Verlaine (1844–1896) ist einer der bedeutendsten Lyriker des französischen Symbolismus. Früh beeinflusst durch Charles Baudelaire, entwickelt er bald seine eigene, hochsensible, ausdrucksmächtige und doch ›natürliche‹ Sprache. Aus ihr sprechen Schwermut, Leidenschaft und Liebe, Grundkoordinaten menschlichen Lebens schlechthin. Was im Literarischen als hohe Kunst goutiert wird und damit Verlaines Wertschätzung als Dichter nach sich zieht, konterkariert dieser durch seinen Lebenswandel: Bruch mit der bürgerlichen Ehe, Pistolenschüsse auf den zehn Jahre jüngeren Geliebten Arthur Rimbaud, Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis – am Ende bleibt die Flucht in die Lyrik und den Katholizismus. »Man feiert sein haltloses Elend im Lateinischen Viertel, die Huren bringen ihn in ihren Kammern unter, um ihm zugleich das Letzte zu bestehlen, Glied um Glied wird er von Krankheit und Trunk zerrissen.« (Alfred Wolfenstein, 1926)

Érik Bordeleau
Das Common des Kommunismus
Eine Kartographie
220 S., br., € 20,00
978-3-96317-214-4
Mag sein, dass der »real existierende Sozialismus« tot ist, aber es lohnt, aus seinen Trümmern das zu bergen, worum es ihm ging: eine bestimmte Form des Miteinander-Seins oder – in der Begrifflichkeit des kanadischen Philosophen Érik Bordeleaus – das »Common«. Bordeleaus Essay schafft ein Verständnis für ebendieses Common, für die transindividuelle und gemeinschaftsstiftende Macht des politisch-kulturellen Projekts des Kommunismus, den er so aus den Klauen eines verkürzten und interessegeleiteten Geschichtsbildes löst. Bordeleau entwickelt sein Konzept des Common im Dialog mit Ansätzen der zeitgenössischen politischen Philosophie (darunter Texte von Badiou, Agamben, Deleuze & Guattari, Latour, Stengers, Groys, Bifo, Aspe, Nancy und dem Unsichtbaren Komitee) sowie in einer Beschäftigung mit Chinas Kulturrevolution, wie sie sich durch die Linse der chinesischen Gegenwartskunst darstellt. Ins Zentrum rückt für Bordeleau dabei die Frage nach der Rolle von Abstraktionen – ästhetischen wie politischen – im Wirken einer revolutionären Politik. Denn: Wie lässt sich widerständiges, veränderndes Handeln denken, wenn den wirkmächtigen Finanzabstraktionen, die unsere Gegenwart bestimmen, nichts entgegengesetzt werden kann? Bordeleaus Kartographie des Common mündet in einer Reihe von Vorschlägen zur Erneuerung radikaler Politik, die für transindividuelle, lokal und ökologisch abgestimmte Praktiken plädieren – einen Kommunismus der Resonanz für eine Zukunft, die Mehr-als-Menschliches ins Auge fasst.
INHALT:
Vorwort – Das ungezähmte Common
Einleitung – Das sinnliche Common und seine Abstraktionen: eine Kartographie
I Der Kapitalismus als Spielfeld
II Elemente einer Theorie des chinesischen No Man’s Land
III Political Pop: Branding oder antikommunistischer Exorzismus?
IV Sartre oder Über den Voluntarismus
V Über das Common, die Resonanz sowie andere dunkle und animierte Dinge
Literatur
Endnoten
Personenregister


Axel Stommel
Die unerträgliche Leichtigkeit der Schulden
Corona, das Klima und die Schwarze Null
150 S., br., € 17,00
978-3-96317-218-2
Gerade noch im Wachstumswahn, dann das: die Corona-Pandemie. Plötzlich hat sie das wirtschaftliche und soziale Leben auf allen Kontinenten weitgehend stillgelegt. In dieser extremen Situation ist der Staat gefordert, die Schwarze Null zunächst passé. Aber nicht völlig und nicht für immer. Denn auch in der Corona-Krise geht es darum, den Staat nicht ungebremst zu verschulden. Während selbst diese Krise irgendwann ein Ende haben wird, gilt dies für die Klimakrise nicht. Sowohl das gesellschaftliche als auch das meteorologische Klima und ihre jeweiligen Probleme und Gefahren bleiben bestehen. Spätestens dann beginnt für die Schwarze Null ein neuer Frühling: Die Schuldentragfähigkeit sowie die Frage, welche Aufgaben der Staat zu übernehmen habe und wie sie zu finanzieren seien, werden unvermeidlich wieder aktuell – wohl noch dringender als zuvor. Axel Stommel zeigt, dass sich weder die Null noch die Schuldenbremse für einen Streit zwischen konservativen und progressiven Politikansätzen eignet. Damit entlarvt er einen verbreiteten Denkfehler und stellt die entscheidenden Fragen: Wie und mit welchen Steuermitteln sind die wirtschafts-, sozial-, umwelt- und klimapolitischen Ziele anzusteuern? Stommel liefert so eine allgemein verständliche Darstellung der Dreiecksbeziehung zwischen Staatsfinanzierung, Klima- und Sozialpolitik – auch jenseits von Corona, Schuldenbremse und Schwarzer Null – und dies mit konzentrierten alltagspraktischen Konsequenzen.

Paolo Sorrentino
Das Werk eines Ästheten
170 S., br., € 22,00
978-3-96317-189-5
Spätestens seit seinem Oscar für »La grande bellezza« ist Italiens derzeit berühmtester Regisseur Paolo Sorrentino auch auf internationalem Parkett bekannt. Außergewöhnlich an seinen Arbeiten ist nicht allein die thematische Vielfalt, die von politischer Satire (»Il divo«, »Loro«) über Glaubensreflexionen (»The Young Pope«, »The New Pope«) bis hin zu Auseinandersetzungen mit dem Altern, der Selbstsuche sowie der Bedeutung von Kunst in der spätmodernen Gesellschaft reichen (»This Must Be The Place«, »La grande bellezza«, »Youth«). Mehr noch wird die internationale Rezeption von der bemerkenswerten ästhetischen Artistik des Filmemachers angeregt. Sie spielt mit antiken Darstellungskonventionen genauso wie mit Zeugnissen der Popkultur, sie integriert Pathos und ironische Brechung, sie kombiniert postmoderne Süffisanz mit der Suche nach verlorener Schönheit und Wahrheit – dies bietet Anlass dazu, das Œuvre des Autorenfilmers in seiner Breite und Tiefe wissenschaftlich zu vermessen.
Der Band von Christian Alexius, Lucas Curstädt und Björn Hayer versammelt daher unterschiedliche Perspektiven auf ein zumindest im deutschsprachigen Raum bislang noch kaum erforschtes Werkpanorama.

Sabrina Gärtner
Die Filme der Jessica Hausner
Referenzen, Kontexte, Muster
460 S., br., € 34,00
978-3-96317-209-0
Jessica Hausner (geb. 1972) zählt zu den renommiertesten Filmemacher*innen ihrer Zeit. Längst hat sich die Regisseurin und Drehbuchautorin auf internationalem Parkett verdient gemacht, ihr Name wird heute in einem Atemzug mit Regiedoyens wie Stanley Kubrick und Michael Haneke genannt. Ihre Filme wurden vielfach gelobt, zahlreiche Male prämiert und von Kritiker*innen aus aller Welt hinlänglich besprochen. Trotzdem wird man auf der Suche nach substanziellen Publikationen zu ihren Werken bislang kaum fündig. Sabrina Gärtner liefert erstmals eine Zusammenschau des bislang aus zehn filmischen Projekten bestehenden Œuvres – von »Flora« (1997) bis »Little Joe« (2019). Sie arbeitet die Besonderheiten der außergewöhnlichen Hausner’schen Filmsprache heraus und verortet das Schaffen der Österreicherin in Beziehung zu ›Nouvelle Vague Viennoise‹, Berliner Schule und weiteren transnationalen Netzwerken. Ausführliche Berücksichtigung finden die märchenhaften Elemente ihrer Filmerzählungen wie beispielsweise die ambivalenten Mutterfiguren, wirkmächtige Requisiten oder das Motiv des ›sprechenden‹ Tiers.

Dennis Basaldella
Ein Leben für den Film
Der freie Filmhersteller Horst Klein und das Film- und Fernsehschaffen in der DDR
350 S., zahlr. Abb., geb., € 35,00
978-3-96317-220-5
Bislang hat die Forschung alternativen Formen der Filmherstellung in der ehemaligen DDR – und den sozialistischen Produktionssystemen im Allgemeinen – wenig bis gar keine Beachtung geschenkt. Dies gilt auch für die privatwirtschaftliche Filmherstellung, obwohl sie neben den staatlichen Institutionen der DEFA und des Fernsehens einen beträchtlichen Teil der politisch kontrollierten Film- und Fernsehproduktion im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat ausgemacht hat. Dennis Basaldella betritt mit seiner Publikation Neuland, indem er sich dem Schaffen und dem Werk des wohl aktivsten dieser freien Filmhersteller widmet: Horst Klein. Basaldella liefert vielfältige, seltene, tiefe und auch persönliche Einblicke in die 53-jährige Karriere des äußerst produktiven, beinahe obsessiven Filmemachers. In dieser Mikroperspektive auf Horst Kleins Wirken ist das Buch keine klassische Werk- oder Arbeitsbiografie. Basierend auf den Ansätzen der Gebrauchsfilmforschung und der Production Studies entwickelt der Autor eine neue Form der Biografie des Arbeitens und Wirkens, die mit der einmaligen Karriere Horst Kleins zugleich wichtige Ereignisse der DDR-Geschichte in den Blick nimmt und die als Anleitung für ähnlich gelagerte Forschungsfragen wird dienen können.

Sonja Dierks
Gehör schenken
Stimme · Gesang · Musik
90 S., br., € 15,00
978-3-96317-219-9
Die hier versammelten Texte folgen keinem alternierenden Duktus, sie wechseln vielschichtig hin und her zwischen philosophischen Gedankenbewegungen und imaginativer Prosa. So geht es etwa um Maria Callas und Gesang als Zeichen, um Nina Hagen und Rammstein, um Stimmbruch, mütterliche Cowboys, Gewitter und auch Stille… Die Stimmen, die von Sonja Dierks dargestellt, charakterisiert und in eine ›écriture à haute voix‹ (Roland Barthes) einbezogen werden, stehen für sich und sind zugleich repräsentativ für die zu Beginn entfaltete Grundidee einer äußerst beschleunigten Verlangsamung. Das Bild von der Schnecke im Rennwagen verbindet zwei nicht miteinander zu vereinbarende zeitliche Momente. Es geht um Verknüpfung von Ruhe und Beschleunigung, von Spontaneität und Konzentration. Beides ist unerlässlich für den musikalischen Gesang, und beides steht hier auch für eine Schreibweise, die ihrem Gegenstand in der Form der reflektierenden Fantasie und phänomenologischen Präzision die Treue zu halten versucht.

Simon, Klaus
Warum Klimaschutz bisher verpufft und wie er gelingt
200 S., zahlr. Abb.,  br., € 20,00
978-3-96317-217-5
Seit Jahrzehnten reden wir vom Klimaschutz, doch die Treibhausgase nehmen beharrlich zu. Sind die Politiker daran schuld? Viele Menschen bemühen sich um Umweltschutz, doch die Erfolge bleiben aus. Weshalb ist das so? Seit 2004 wurden sagenhafte 3.500 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert, doch noch immer decken Wind- und Solaranlagen weniger als zwei Prozent des weltweiten Primärenergiebedarfs. Wie kann das möglich sein? Klaus Simon gibt Antworten auf all diese Fragen. Er beginnt mit einer fundierten Übersicht zu Klima und Klimawandel, in der konkret nachvollziehbar wird, ob und in welchem Maße wir ein Klimaproblem haben. Es folgt eine Abschätzung heutiger technischer Möglichkeiten zur Energieerzeugung. Was können sie leisten und vor allem: was nicht? Schließlich spannt Simon den Bogen vom Klima über die Handlungsmöglichkeiten der Menschen bis hin zur Gesellschaft und nimmt den entscheidenden Zusammenhang in den Blick, der in der Klimadiskussion so oft übersehen wird. Dabei ist es dem Autor gelungen, eine komplexe Materie auf den Punkt zu bringen: in verständlicher Sprache, locker und mit über hundert Abbildungen ergänzt.

Das U-Boot
Eine kulturgeschichtliche Leerstelle
150 S., br., € 22,00
978-3-96317-207-6
Wie die Eisenbahn oder das Automobil stellt auch das U-Boot ein Fortbewegungsmittel dar, das Ambitionen, Hoffnungen sowie gleichsam die Hybris der Moderne vereint. In ihm verdichten sich militärisches Expansionsstreben und Pioniergeist, weswegen die Zeugnisse, in denen es präsent ist, kaum heterogener ausfallen könnten. Sie reichen von Jules Vernes Klassiker »20.000 Meilen unter dem Meer« bis zu spätmodernen Kriegsfilmen und -serien. Mit dem U-Boot verbinden sich klaustrophobische Erfahrungen und zugleich das Streben, die Gesetzmäßigkeiten der Natur zu überwinden. Der Mensch erweist sich dabei nicht nur als ein Fremder in einem für ihn tödlichen Milieu, sondern darüber hinaus auch als Fremder im eigenen Selbst. Die Fahrt unterhalb der Wasseroberfläche bedeutet indessen ein sinnbildliches Eintauchen in die Untiefen der humanen Seele, wo sich Triebe, Träume und Verdrängtes vorfinden lassen. Um den vielfältigen Dimensionen des Motivs nachzugehen, dessen Aufarbeitung noch immer ein Desiderat in der Forschungslandschaft ist, versammelt der von Björn Hayer und Janin Aadam herausgegebene Band polydisziplinäre Zugänge, die das U-Boot insbesondere in Literatur und Film beleuchten.

Lars C. Grabbe
Analytische Phänosemiose
Systematische Medientheorie zwischen
Wahrnehmung, Technologie und Zeichen
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-208-3
Im Zeitalter einer komplexen Wechselwirkung von Medieninnovationen, gesellschaftlichen Transformationsprozessen und technologischer Kulturentwicklung ist es heute ein besonders dringendes Anliegen, dass Theoriemodelle aufgestellt sowie analytische Methoden entwickelt werden, um das dynamische Feld der Medienwirkung produktiv und systematisch lokalisieren und kennzeichnen zu können. Die Analytische Phänosemiose versteht sich hier bewusst als eine analytische und systematische Methodologie, die in der Lage ist, die strukturelle, technische und wahrnehmungsbezogene Erscheinungswirklichkeit von medialen Artefakten und Prozessen im Kontext ihrer materiellen Präsenz zu erfassen. Die von Lars C. Grabbe durchgeführten Analysen haben das Ziel, die Phänosemiotische Zeichenrelation von zehn verschiedenen medialen Konstellationen offenzulegen (z.B. Bewegtbild, Holografische Felder, Avatarial Body etc.). Dabei wird ebenso auf die methodisch geprägten Ansätze der Semiotik, Phänomenologie und Kommunikationstheorie wie auch auf Ansätze der Medientheorie, Wahrnehmungstheorie und der informationstheoretischen Ästhetik zurückgegriffen. Grabbes Studie ist primär methodisch ausgerichtet und versteht sich als konkretes Werkzeug.
Mit der Analytischen Phänosemiose soll ein Beitrag für das dynamische Verstehen von Medien im Kontext von Wahrnehmung, Technologie und Zeichen geleistet werden.

Göbel-Lehnert, Ute / Rautenberg, Thomas
Dagobertshausen
Ausverkauf eines Dorfes?
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-206-9
Dagobertshausen – ein Ortsteil im Westen von Marburg – droht erstickt zu werden: erdrückt von den Zumutungen der ortsansässigen Freizeitindustrie, einer beispiellosen Expansion von großformatigen Unterhaltungsbetrieben und von dem Geschäft der vorhandenen Locations, die jährlich viel Lärm und Verkehr sowie Besuchermassen in den kleinen Ort schwemmen. Ute Göbel-Lehnert und Thomas Rautenberg, die beide seit Jahrzehnten in Dagobertshausen leben, veranschaulichen, wie der Ort von einer einzelnen Investorenfamilie in knapp zehn Jahren zu einem Freizeitpark verwandelt wurde, ohne Rücksicht auf die Bewohner_innen und mit willfähriger Unterstützung durch Politik, Verwaltung und den Ortsbeirat. Analysiert wird der Strukturwandel, aber auch der gewachsene Widerstand, der sich dagegen formiert und der die Gefahren einer weiteren Zerstörung der Wohn- und Lebensqualität des Ortes benennt. Das regionale Beispiel ›Disneyland Dagobertshausen‹ wird in überörtliche Trends moderner Freizeit- und Tourismusindustrie eingeordnet, die sich mit den Begriffen Overtourism, Eventtourismus, Freizeitkollaps oder Business Travel überschreiben lassen. So will es weit über den Ort hinaus sensibilisieren, für gesamtgesellschaftliche Problemlagen und mögliche Strategien und Initiativen im Umgang damit.

Wie ist Dein Leben in und um Marburg?
Teilhabe von Frauen und Mädchen – ein Forschungsbericht
128 S., br., € 25,00
978-3-96317-216-8
Der Forschungsbericht »Wie ist Dein Leben in und um Marburg?« gibt umfangreiche Einblicke in Erfahrungen von Teilhabe und Ausschluss im Leben von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen. Die zugrunde liegende Studie basiert auf qualitativen Einzel- und Gruppeninterviews sowie auf der Erhebung von Subjektiven Landkarten. Sie wurde 2018 und 2019 an der Evangelischen Hochschule Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem Gleichberechtigungsreferat der Universitätsstadt Marburg durchgeführt. Im Fokus stehen die Erlebnis- und Sichtweisen von Frauen und Mädchen mit Lernschwierigkeiten sowie von gehörlosen Frauen und Mädchen. Die Publikation richtet sich an Teilnehmer_innen und Mitwirkende der Studie, gleichstellungspolitische Akteur_innen, akademisches Fachpublikum, politische Entscheidungsträger_innen sowie Vertreter_innen von Praxiseinrichtungen. Im Sinne des Empowerments möchte sie Frauen und Mädchen als Expert_innen ihres Lebens ansprechen, ermutigen und ihre Anliegen sichtbar machen. Der Forschungsbericht in Leichter Sprache umfasst das Studiendesign, die Durchführung der qualitativen Studie, zentrale Ergebnisse sowie daraus resultierende Handlungsempfehlungen für die Kommune und lokale Akteur_innen.


Wilhelm Stehling
Die Marburger Nachtwächter
Zwischen Lebenswirklichkeit und Legenden
160 S., br., € 22,00
978-3-96317-213-7
Sie wachten, wenn andere schliefen und waren übermüdet, wenn andere wach waren. Kein Wunder, dass die Nachtwächter allgemein als schlafmützig und etwas trottelig galten. Gerade in Marburg wurden sie wegen ihres vermeintlich schlichten Geistes verspottet und mussten unter manch derben Neckereien der akademischen Jugend leiden. Umso erstaunlicher ist es, auf welche Weise die alten „Nachträte“, die fast schon in Vergessenheit geraten waren, sich zu einem Symbol der „guten alten Zeit“ gewandelt haben und zu einem nostalgisch verklärten Marburger Wahrzeichen geworden sind. Erzählt wird in diesem Buch von der tatsächlich eher rauen Lebenswelt der Nachtwächter, von ihrem strapaziösen Dienst, ihrem Rufen und Singen sowie den Anekdoten, die sich um sie ranken. Man erfährt vieles bisher Unbekanntes über eine Sicherheitseinrichtung, die immer ein Schattendasein führte und dennoch eine nicht unwichtige Rolle in der weit zurückreichenden Geschichte Marburgs spielte.

Vampire
Zwischen Blutdurst und Triebverzicht
Herausgegeben von Marion Näser-Lather und Marguerite Rumpf mit Beiträgen von Alexander Gerdes, Alina Januscheck, Marion Näser-Lather, Franziska Peikert, Marguerite Rumpf, Sandra Schwarzmann und Nils Bernd Michael Weber
172 S., br., € 22,00
978-3-96317-203-8
In der Figur des Vampirs manifestiert sich das Beste wie das Schlechteste, was Menschen sich selbst zutrauen. Unsere Vorstellungen vom blutsaugenden Wesen haben im Laufe der letzten Jahrhunderte einen Wandel erlebt, den Thomas Macho als einen »Zivilisationsprozess der Vampire« bezeichnet hat. Der Sammelband mit Beiträgen aus ethnologisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive zeichnet diesen Bedeutungswandel nach, den Vampir_innen in der Gegenwart erfahren haben: von der Verkörperung grenzüberschreitend-eskapistischer Wünsche hin zum alltäglich gelebten Triebverzicht der ›guten‹ Vampire, wie man sie beispielsweise aus der Twilight-Serie kennt. Die Beiträger_innen widmen sich der gesamten Bandbreite moderner Imaginationen von Vampirgestalten in digitalen Spielen, Serien und literarischen Fiktionen und geben darüber hinaus auf der Grundlage lebensgeschichtlicher Interviews mit sogenannten »Vampyr_innen« Einblicke in das Phänomen eines gelebten »Vampyrismus«.

Hans O. Zwiener
Das Ereignis Integration
Wege zu einer echten Integration des Fremden
160 S., br., € 25,00
978-3-96317-198-7
Dieses Buch schaut neuartig auf Integration. Hans O. Zwiener – über 30 Jahre Leiter einer Ausländerbehörde – weiß, dass es für die Integration des Fremden auf die Intentionen ankommt, mit denen wir Alteingesessenen an diese Aufgabe herangehen. Unsere bisherige Haltung, die ergebnislos versucht, sich Fremdes anzueignen, ist für Zwiener ein Irrweg. Im Fremd-Sein erkennt er die Freiheit der Fremden, die wir ihnen nicht nehmen können und plädiert deshalb dafür, den zum Bleiben berechtigten Fremden Raum, Zeit und ihre Autonomie zu lassen. Was Eigenes und was Fremdes ist, so Zwiener, entscheidet sich dort, wo wir auf Fremdes antworten und nirgendwo sonst. Bislang fehlen aber diese Antworten und daher schaffen wir es nicht, uns die neuen Chancen zu erschließen, die unser Nationaler Integrationsplan (NIP) aus dem Jahre 2007 verspricht. Als neuen Weg zur Integration ruft Zwiener in Übereinstimmung mit dem NIP dazu auf, zum Fremden hinzuschauen, hinzuhören und hinzugehen. Er fordert ein, dass wir alle mit den Fremden sprechen und nicht nur über sie. Dazu entwirft Zwiener ein Organisationsmodell, mit dem unsere Kommunen in ihrem jeweiligen örtlichen Bereich den zur Integration nötigen Interkulturellen Dialog in Gang bringen und ihn ›mit allen, für alle‹ am Leben erhalten können. Das Neuartige an diesem Buch ist: Zwiener geht nicht von unserem ›Ich‹ aus, sondern von dem, was sich zwischen Eigenem und Fremdem zeigt. Wenn wir uns künftig auf diese phänomenologische Weise bewegen, dann, so Zwiener, können wir nicht nur die Integration doch noch erreichen, sondern in unserem Land auch Ethik und Politik wieder zueinander bringen.

Sofiya Volpert
»Ein Fenster zum Westen«
Wie das französische Savoir-Vivre von der Leinwand in die UdSSR der 1970er und 1980er Jahre gelangte
100 S., br., € 16,00
978-3-96317-202-1
Der Kulturaustausch zwischen der Sowjetunion und anderen, vor allem westeuropäischen Ländern war bestimmt durch die ideologisch bedingte Abgrenzung zur Außenwelt und eine damit einhergehende ständige Kontrolle und Zensur. Dieses Vorenthalten von Literatur, Kunst, Theater, Musik und Film aus dem Westen sorgte unter den sowjetischen Bürger_innen für Neugierde auf eben jene kulturellen Werke. Wie wurde das Wenige, was an ausländischer Kultur in die UdSSR gelangte, von der sowjetischen Bevölkerung rezipiert und aufgenommen? Dieser Frage geht Sofiya Volpert nach, indem sie konkret die Wirkung des französischen Komödienfilms auf das sowjetische Kinopublikum in den 1970er und 1980er Jahren untersucht. Anhand einer historisch-kulturellen Analyse des Kulturaustausches zwischen Frankreich und der Sowjetunion sowie Interviews mit Zeitzeug_innen zeigt die Autorin, welche besondere Stellung die französische Kultur und insbesondere das französische Kino in der Sowjetunion einnahm und welche Rolle der Komödie als Genre zukam. Sie gibt Einblicke in die Filmproduktion Frankreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und erläutert den Umgang mit dem Medium Film – dessen Import, Konsum und Zensur – in der UdSSR. Dafür bezieht sie die politischen und ökonomischen Beziehungen wie kulturellen Besonderheiten beider Länder mit ein.

Lauren Lucia Seywald
Investigativer Journalismus in Österreich
Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer Berichterstattungsform
280 S., br., € 22,00
978-3-96317-193-2
Ein Präsident, der sein Amt jahrelang missbraucht, um einen Krieg anzufachen. Eine Regierung, die Menschen sterben lässt und einen Unfall vortäuscht, um Geld von der Versicherung zu bekommen. Ein Konzern, der seine Fabrikarbeiter ausbeutet, um seinen Gewinn zu maximieren. Die Protagonisten dieser Fälle verbindet der Glaube daran, dass ihre Macht sie vor der Justiz schützen könnte. Fakt ist allerdings, dass in all diesen Fällen integre Journalist_innen die Missbräuche und Lügen aufdeckten. Lauren Seywald befasst sich mit den Entwicklungen und Einflussfaktoren des investigativen Journalismus in Österreich. Sie untersucht historische, politische und gesellschaftliche sowie rechtliche und ökonomische Rahmenbedingungen dieser Berichterstattungsform. Es wird das berufliche Selbstverständnis von investigativen Journalist_innen beleuchtet, wofür Medienmacher_innen und Wissenschaftler_innen aus der Branche interviewt wurden. Die Autorin zeigt zudem, warum derzeit von einer Hochblüte des investigativen Journalismus in Österreich gesprochen werden kann, und formuliert Zukunftslösungen für den investigativen Journalismus, die auch für die journalistische Berichterstattung im Allgemeinen gelten können.

Katharina Rein
Techniken der Täuschung
Eine Kultur- und Mediengeschichte der Bühnenzauberkunst im späten 19. Jahrhundert
454 S., geb., € 34,00
978-3-96317-204-5
Katharina Reins preisgekrönte kulturwissenschaftliche Dissertation widmet sich der Bühnenzauberkunst in ihrem »Goldenen Zeitalter« (ca. 1860–1900), das von wissenschaftlicher und technischer Innovation ebenso geprägt war wie von einer florierenden Medienkultur, den Umbrüchen der Industrialisierung oder den Erfahrungen von Globalisierung und Kolonialismus. Moderne Bühnenzauberei beansprucht keine übernatürliche Wirkung, vielmehr präsentiert sie technisch erzeugte Illusionen, deren Funktionsweisen sie allerdings verbirgt. Sie stellt damit eine spezifische Form des Mediengebrauchs dar, die mediale Effekte exzessiv ausstellt, während sie das dahinterstehende technische Geschehen zum Verschwinden bringt. Die Analyse von vier paradigmatischen Großillusionen (»Pepper’s Ghost«, »Vanishing-Lady«-, Levitations- und Telepathie-Illusion) eröffnet nicht nur schlaglichtartige Einblicke in die bislang weitgehend ungeschriebene Zaubergeschichte des späten 19. Jahrhunderts. Sie geben zugleich die Sicht frei auf einschneidende kulturelle Veränderungen und Innovationen, die in diese moderne, hoch technisierte Form von Magie Eingang fanden.

Wissenschaft und Technologie in digitalen Spielen
Herausgegeben von  Arno Görgen und Rudolf Inderst
290 S., br., € 29,00
978-3-96317-194-9
Technik, Forschung und Wissenschaft bilden Schlüsselbegriffe unserer Moderne. Sie bestimmen in unterschiedlichen Ausprägungen große Teile unseres alltäglichen Lebens und werden daher – bewusst wie unbewusst – medial wahrgenommen, aufgegriffen und neu zusammengesetzt. Eine solche Form der Reflexion und Verarbeitung, aber auch ihrer Anwendung, findet in Video- und Computerspielen statt. Sie greifen wissenschaftliche und technologische Entwicklungen und ihre möglichen Bedeutungen für die Gesellschaft auf und verarbeiten diese in einer Klammer aus spekulativer Erzählung und fesselndem Spiel-Design. Der Band skizziert die vielfältigen Darstellungen von Technik, Forschung und Wissenschaft in modernen Video- und Computerspielen wie etwa der Science-Fiction-Saga »Mass Effect« oder der postapokalyptischen »Fallout«-Serie und stellt Fragen nach den gesellschaftlichen Rückbezügen, Verortungen und Konsequenzen. Damit verstehen sich die Ausführungen der Autor_innen als Teil eines technowissenschaftlichen Diskurses, der als Verbindung von Erkenntnis und Innovation gedeutet werden kann und erste Einblicke in dieses spannende und bisher weitgehend unbeobachtete Forschungsfeld gibt.

Kathrin Witek
Die stille Dimension der Bildung
Implizites Handlungswissen in Bildungsprozessen am Beispiel einer soziokulturellen Initiative
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-187-1
In den 1970er Jahren entsteht in der katholischen Gemeinde einer westdeutschen Kleinstadt die Jugendinitiative »Club75«. Wie kam es dazu? Anhand von Gesprächen zwischen damaligen Mitgliedern untersucht Kathrin Witek, angelehnt an die Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit, das ›urwüchsige‹, nicht formalisierte Zusammentreffen der beteiligten Menschen, die in dieser soziokulturellen Initiative aktiv wurden und dabei sich und die Institution bildeten. Ausgehend insbesondere von Michael Polanyis »Implizitem Wissen« betrachtet die Autorin, wie sich Bildungsprozesse als Wechselspiel von Theorie und Empirie gestalten und wie die Beteiligten diese lebensgeschichtlich bearbeiten. Dabei deckt sie die Prozesshaftigkeit von Bildung als stets subjektive Erfahrungsproduktion auf, die sich in der heutigen Forschungssituation für die damaligen Club-Mitglieder erneut aktualisiert und eine kollektive Dimension deutlich werden lässt. Witeks Studie wird so zum Plädoyer dafür, die Personen- und Situationsgebundenheit von Bildungsprozessen auch in Forschungsprozessen immer mitzudenken und zu erspüren.

Elaine G. Goldberg
Vom imaginären Leben in der Spätmoderne
Wie technische Bilder die Realität beeinflussen
102 S., br., € 18,00
978-3-96317-210-6
Wieso ist die Fotoplattform Instagram so erfolgreich und dermaßen präsent im Leben junger Leute, die ihren Alltag danach ausrichten, ihr Profil mit möglichst ästhetischen, einzigartigen Fotos zu bereichern? Elaine Goldberg geht dieser Frage nach, indem sie sich dem aktuellen Thema der digitalisierten Lebenswelt widmet und erforscht, wie die technischen Bilder – Fotografie, Film und digitales Bild – unsere heutige Realität beeinflussen. Ihre zentrale, medienphilosophische These: Realität und Bild haben ihren Platz im Leben der Menschen getauscht, ›real‹ ist nur noch das Bild und so wächst eine letztlich melancholische Generation heran, die ihren Verlust nicht auszudrücken weiß. Die untersuchten Theorien führen von der Soziologie (Andreas Reckwitz) zum Poststrukturalismus (Jacques Derrida, Jean Baudrillard) und zur Phänomenologie (Bernhard Waldenfels). Vom imaginären Leben in der Spätmoderne bewegt sich damit interdisziplinär an den Rändern von Kunstwissenschaft und Philosophie – zwischen Bild und Leben, fake und real.

LITERARISCHER WANDERFÜHRER DURCH LONDON:

Röttgers, Philipp
London and its genius loci
A journey beyond time and place
294 pp., 179 photos (20 in colour), 7 map sections of London, flex., € 22,00
978-3-96317-188-8
London is a powerful and mysterious city – its spirit stands outside of time, certain places have influenced the behaviour of its citizens. Philipp Röttgers leads you to these places. Follow him into the heart of darkness, into the area of Jack the Ripper, to the churches of Nicholas Hawksmoor, along the routes of »From Hell«. Meet William Blake and walk along »Ripper Street«. Discover London’s ›genius loci‹, its ›spirit of place‹.
This alternative travel guide has two sides: A scientific trip through the depiction of London’s ›genius loci‹ in literature by authors such as Iain Sinclair, Alan Moore, Ben Aaronovitch, Neil Gaiman and Peter Ackroyd. And the tour stories, that lead you to the historical ›genius loci‹. Connect places, become the flaneur, the walker, the wanderer.
This book approaches London the only two ways, according to Röttgers, that it can be experienced properly: through literature and through walking.

Verena Brunschweiger
Die Childfree-Rebellion
Warum »zu radikal« gerade radikal genug ist
160 S., geb., € 16,00
978-3-96317-196-3
Für alle, die nicht damit rechnen dürfen, ein neues Wundermedikament zu entdecken oder als Held_in in die Geschichte einzugehen, verheißt Elternschaft den vermeintlich nachhaltigsten Weg, sich der Weltgeschichte einzuschreiben. Was einem selbst nicht gelungen ist, soll der Nachwuchs schaffen. Die Idee des »eigen Fleisch und Blut« hat vor allem in Deutschland Konjunktur, obwohl sie zuweilen gleich mehrfach kollidiert: mit den eigenen Ansprüchen an ein emanzipiertes Leben, der allgemeinen Bevölkerungs- entwicklung, der permanenten Überlastung der Ressourcen ebendieser Welt. Verena Brunschweiger hat mit ihrem Manifest »Kinderfrei statt kinderlos« im Frühjahr 2019 eine feministische und ethische Lanze für die Kinderfreiheit gebrochen und das Thema des freiwilligen Verzichts auf Kinder sehr erfolgreich erstmals auf die deutsche Agenda gesetzt. In ihrem neuen Buch beschäftigt sie sich mit den Erregungsausschlägen der Debatte, setzt sich mit den häufigsten Missverständnissen auseinander und zeigt darüber hinaus auf, wie viele Anknüpfungspunkte es für die Ideen einer umweltsensiblen Lebensplanung bereits gibt – nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt. Ein gesondertes Kapitel befasst sich mit der Perspektive von Männern auf das Thema der Kinderfreiheit – eine Gruppe, die ihre Stimme in der Debatte erstaunlich oft zu Gehör brachte. Kinderfrei statt kinderlos

Jeannette Alt
Gebärmütter der Nation
Frauen und Familien als Leidtragende des demographischen Wandels
200 S., geb., € 18,00
978-3-96317-205-2
Demnächst wird die Erde acht Milliarden Menschen beherbergen – in Anbetracht von begrenzten Ressourcen, Klimawandel
und Umweltzerstörung ein Grund zur Sorge. Gleichzeitig setzt der Geburtenrückgang in Deutschland die wirtschaftliche Entwicklung und die Sozialsysteme unter Druck. Zwar distanziert sich die Bundesregierung von einer aktiven Bevölkerungspolitik, aber die deutsche Familienpolitik spricht eine andere Sprache. Finanzielle Anreize, eindringliche Warnungen vor Altersarmut und die Kürzung der nachehelichen Sorge lotsen Männer und vor allem Frauen in ein systemtaugliches Lebensmodell: Sie sollen mehr Kinder bekommen und gleichzeitig als Werktätige zum Bruttosozialprodukt beitragen. In allgemein verständlicher Sprache erzählt Jeannette Alt die faszinierende und komplexe Geschichte der Bevölkerungsentwicklung und -politik. Sie versammelt die wichtigsten Erkenntnisse aus Soziologie, Psychologie, Biologie, Geschichts- und Rechtswissenschaften und schafft damit die Voraussetzung für eine kritische Auseinandersetzung mit den Leitbildern deutscher Politik, die vor allem Frauen und Familien die Lasten der demographischen Entwicklung aufzubürden versucht.

Tobias Held
Face-to-Interface
Eine Kultur- und Technikgeschichte der Videotelefonie
160 S., geb., € 22,00
978-3-96317-191-8
Kaum ein Telekommunikationssystem kann auf eine solch lange und wechselhafte Entwicklungsgeschichte zurückblicken wie die Videotelefonie: Während sie einerseits ein stetiges gesellschaftliches und kulturelles Interesse an dieser Technik markiert, dokumentiert sie doch gleichzeitig auch den ausbleibenden Erfolg der Videotelefonie. Ausgehend von den Fantasien der Belle Époque über die zahlreichen futuristischen Anwendungsszenarien in Science-Fiction-Filmen oder -Fernsehserien der Zwanziger-, Dreißiger- und Sechzigerjahre, die durchaus eine Zukunft der Videotelefonie prognostizierten, bis hin zu zeitgenössischeren Beispielen samt Skype & Co. zeichnet Tobias Held die kultur- und technikhistorische Entwicklung des Mediums nach.
Damit liegt erstmals eine umfassende medienhistorische und popkulturelle Einordnung und Übersicht der Videotelefonie vor, die hier mit umfangreicher Bebilderung in der Schriftenreihe »Welt | Gestalten« erscheint.

Ulrich Schneider-Wedding
Ökologisch-soziale Marktwirtschaft
Wie man den Wachstumszwang aushebelt.
Wohlstand für alle – weltweit und nachhaltig!
172 S., geb., € 20,00
978-3-96317-192-5
Oft zitiert, kaum konkretisiert – die ökologisch-soziale Marktwirtschaft. Dies meint die Umfinanzierung der Arbeitskosten durch Ökosteuern. Konsequenterweise hieße das: ein bedingungsloses Grundeinkommen, das aber aus der Besteuerung von Energieträgern und (Investiv-)Kapital finanziert wird und sich samt Steuern allmählich nach oben entwickelt. Andere Steuern und Staatsausgaben werden ersetzt. Einen Grundstein schuf die Regierung Schröder (1998–2005): Seit rund zwanzig Jahren wird ein Teil der Rentenbeiträge durch Ökosteuern finanziert. Was allerdings noch fehlt, ist eine parallel zur Ökosteuer zu erhebende ›Kapitalsteuer‹ sowie – zusätzlich zur Renten-Umfinanzierung – die direkte Ausschüttung eines Teils der Einnahmen durch ein ›Bürgergeld‹. Eine solche Dynamisierung der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft würde bei der Einkommensbildung die bisherige Fixierung auf Tarifpolitik hinter sich lassen, die mittlerweile ganze Berufsgruppen wie z.B. die Kleinunternehmen in den Bereichen IT und Kreativität ausschließt. Schneider-Wedding zeigt, welche positiven gesellschaftlichen Entwicklungen sich aus der ökologisch-sozialen Weichenstellung ergäben und dass diese in vielen Aspekten unserer Gesellschaft tatsächlich längst vorbereitet ist. Er setzte sich immer wieder, teils medienwirksam, für das ›ökosoziale‹ Zukunftsprojekt ein, auch schon zu Zeiten, als ›Ökosteuern‹ und ›Grundeinkommen‹ noch politische Fremdwörter waren bzw. als ›zu radikal‹ galten. Er liefert hier einen vielperspektivischen Beitrag, der auch die Verzahnung von Theologie und Wirtschaftspolitik beleuchtet. Schneider-Wedding ist verheiratet und hat zwei Söhne. Hauptberuflich arbeitet er als evangelischer Pfarrer in Bayern.
Inhalt
Teil I:
Globaler Wohlstand durch ökologisch-soziale Marktwirtschaft
Das politische Handwerkszeug für die Wende
Kapitel 1: Die neue Ordnung
Wie die dynamische ökologisch-soziale Marktwirtschaft funktioniert und wie sie zustande kommt
Kapitel 2: Der eingespielte tödliche Scheren-Mechanismus
Wie ein Bündnis aus Kapitalanlegern und Gewerkschaftsspitzen unsere Welt bedrängt
Abschluss des ersten Teils – ›politisches Handwerkszeug‹
Teil II:
Begründungen der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft aus Evolution, Geschichte und Konjunkturforschung
Munition für politische Debatten
Kapitel 3: Evolution
Grenzen des Wachstums – unbegrenzte Möglichkeiten
Kapitel 4: Warum heute Rettung möglich geworden ist
Beginn des Wachstumszwangs in der Vergangenheit und Überwindung patriarchaler Zwänge in der Gegenwart
Kapitel 5:Konjunkturwellen
Die langen Wellen nach Nikolai Kondratieff und die Chancen, einen neuen Wirtschaftsaufschwung zu katalysieren
Nachwort zu den jüngsten ›Klimabeschlüssen‹ der Bundesregierung


Kai Eicker-Wolf
Money for nothing?
Das Bedingungslose Grundeinkommen in der Kontroverse
172 S., geb., € 20,00
978-3-96317-199-4
Der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) stehen viele Menschen positiv gegenüber. Nicht wenige sehen in dieser Idee sogar die einzige Möglichkeit, einem drohenden und massenhaften Beschäftigungs- und Einkommensverlust durch fortschreitende Digitalisierung zu begegnen. Teils wird auch die Hoffnung geäußert, ein Bedingungsloses Grundeinkommen könne betreuerische Tätigkeiten wie Pflegearbeit oder Kindererziehung in ausreichendem Maße gewährleisten. Menschliche Arbeit aus den Zwangsverhältnissen zu befreien, ist durchaus erstrebenswert. Aber wie sehen die Finanzierungsmöglichkeiten für ein BGE wirklich aus und was hat dies für Auswirkungen auf die gesellschaftliche Produktion von Gütern und Dienstleistungen? Kai Eicker-Wolf – ein Experte für Wirtschaftspolitik und Verteilungsfragen – stellt die bekanntesten Konzepte zum Grundeinkommen vor und prüft die zentralen Begründungen dieser weitreichenden Reformvorschläge. Dabei zeigt sich, dass die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens weder in seiner sozialutopischen noch in einer neoliberalen Variante wirklich sinnvoll ist. Die Idee eines BGE wird als triviales Heilsversprechen entlarvt, das keinen gangbaren Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe darstellt.

Björn Vedder
Väter der Zukunft
Ein philosophischer Essay
180 S., geb., € 18,00
978-3-96317-195-6
Was ein Vater ist, wissen wir heute nicht mehr. Das zeigt sich in den Entwicklungsstörungen und der mangelnden Sozialisation von Kindern ebenso wie im zunehmenden Unbehagen von Vätern und den Überlastungen der Mütter. Der lange Schatten des abwesenden Vaters liegt wie ein Bleigewicht auf dem Leben aller. Wollen wir uns davon befreien, braucht es eine angemessene Rollenbeschreibung, die zeigt, wie und was ein Vater heute sein könnte – jenseits von überkommenen Männlichkeitsvorstellungen, patriarchalen Familienmodellen oder der Idee einer geschlechtlosen Elternschaft. Björn Vedders Essay leistet ebendas: Er entwickelt eine zeitgemäße Vaterrolle – aus psychologischen, philosophischen und sozialwissenschaftlichen Studien, aus den Produkten der Hoch- und der Popkultur und vor allem aus den grundlegenden Erfahrungen, die wir in der Familie und im Leben machen können. Dabei wird deutlich, warum ein Kind zu bekommen, ein Sprung in das gute Leben ist, warum Väter, die sich an Recht und Ordnung halten, Angsthasen sind, was die Künste des Vaters vermögen und wie Mutter und Vater das Kind gemeinsam fertig machen zur Fahrt. Eine besondere Bedeutung kommen dabei Erfahrungen des Verlustes zu. Für deren Reflexion gibt es in der gegenwärtigen Kultur keinen Ort. Sie werden aber zukünftig immer wichtiger werden. Mit dem Vater stellt Vedder eine Figur vor, diese Erfahrungen wieder sinnvoll in unser Leben zu integrieren. So werden die Väter von heute zu Vätern der Zukunft.

Wegloop, Anna
Wir ist!
Streitschrift für eine globale Kultur
32 S., br., € 7,00
978-3-96317-197-0
So wie das Individuum eine Persönlichkeit besitzt, braucht auch die Weltbevölkerung einen Rahmen, der ihr Halt verschaffen kann: die globale Kultur. Ohne sie ist die Weltbevölkerung als Ganze nicht imstande, zurechnungsfähig zu agieren. Ohne sie irrt sie umher und lässt sich von zufällig dominierenden Mächten und vom Zeitgeist treiben. Sie bringt sich selbst in Gefahr. Wir als Individuen bilden diese nihilistische Gestalt und sind ihr gleichzeitig ausgeliefert. Wir sind in einem Anthropozän gefangen, das selbstverursacht, aber willkürlich ist. Anna Wegloops Streitschrift springt für die Weltbevölkerung und die globale Kultur philosophisch in die Bresche. Mit Empathie und Respekt für das Menschliche und einer Parteinahme für die Vielfalt des Möglichen befreit sie die Weltbevölkerung aus der heftigen Umklammerung monopolistischer und autoritärer Interessen und schafft ihr Raum zum Atmen, Nachdenken, Weiterleben. Unterstützt wird das Anliegen der Autorin von den Illustrationen von Lois Brendel.

Frank Jacob
1917 – Die korrumpierte Revolution
270 S., geb., € 34,00
978-3-96317-200-7
Die Russische Revolution von 1917, die in Wirklichkeit aus mehreren Erhebungen bestand, bildet die Zäsur zwischen »langem« 19. und »kurzem« 20. Jahrhundert und leitete das sogenannte »Zeitalter der Extreme« (Eric Hobsbawm) ein. Viele, die an den Erfolg der Revolution geglaubt hatten, wurden von den tatsächlichen Entwicklungen bitter enttäuscht. Wieder einmal war eine Revolution nicht dazu in der Lage gewesen, das zu erreichen, was von vielen erwartet, ja herbeigesehnt wurde. Die revolutionäre Erhebung des Februar 1917 endete mit ihrer Korrumpierung im Oktober desselben Jahres. Frank Jacob widmet sich auf Basis eines analytischen Vergleichsmodells der Frage nach dem Prozess dieser Korrumpierung und zeigt, ob diese einer zwangsläufigen Entwicklung der Ereignisse oder vielmehr dem Machtwillen einiger weniger geschuldet war.

Georg Fischer
Sampling in der Musikproduktion
Das Spannungsfeld zwischen Urheberrecht und Kreativität
384 S., geb., € 34,00
978-3-96317-190-1
20 Jahre Streit um eineinhalb Sekunden kopierte Musik? Die Auseinandersetzung im Fall »Metall auf Metall« zwischen der Musikgruppe Kraftwerk und dem Komponisten Moses Pelham beschäftigte 2019 sogar den Europäischen Gerichtshof. Sie zeigt, dass das Urheberrecht zu einem gesellschaftlichen Streitthema geworden ist, das sich aus der Nische des künstlerischen Bereichs in den Alltag nahezu aller Menschen gedrängt hat. Dieser Prozess lief nicht unbemerkt von der Wissenschaft ab und dennoch ist diese gerade erst dabei, die Implikationen und Effekte dieser urheberrechtlichen Ausdehnung genauer zu verstehen.
Der Soziologe Georg Fischer liefert die erste empirische Studie zum Sampling in der Musik, die explizit den Einfluss des deutschen Urheberrechts auf die kreative Praxis untersucht. Er zeigt die Fülle und Vielfalt an kreativen Umgehungsstrategien, die sich im Schatten des Urheberrechts ausgebreitet und verankert haben – und mit denen die Künstler_innen die eigene Sichtbarkeit sowie die ästhetische Komplexität und monetäre Verwertung ihrer Werke notgedrungen einschränken.

Michael Striss
Columbo - der Mann der vielen Fragen
Analyse und Deutung einer Kultfigur
512 S., farbiger Bildteil, br., € 25,00
978-3-96317-176-5
Kaum eine Gestalt der Fernsehgeschichte ist weltweit so bekannt wie der skurrile Inspektor Columbo aus Los Angeles - und dies seit mehr als fünf Jahrzehnten. Entscheidend für den Erfolg der nach ihm benannten Fernsehserie ist neben der ausgefeilten Krimihandlung vor allem ihr Protagonist. Columbo ist nicht nur dienstlich ein Mann der vielen Fragen: Auch seine Figur wirft zahlreiche Fragen auf. Mit Liebe zum Detail erzählt Michael Striss die Geschichte der Serie und ihrer Schöpfer. Er untersucht und deutet die kuriosen Marotten des Inspektors und macht seine Leserschaft mit Columbos Welt bekannt. Wir erfahren alles über die Tücken seines öffentlichen Auftretens, die ausgedehnte Verwandtschaft mit Mrs. Columbo an der Spitze, den Hund namens »Hund« oder die unverzichtbaren Requisiten wie Mantel, Zigarre und Auto. Für seine Analyse der Verhaltensweisen zieht der Autor psychologische und kommunikationswissenschaftliche Erkenntnisse heran und zeigt dabei auch die reichhaltigen kulturellen Bezüge von Columbo auf. So erfahren wir, was Columbo mit dem englischen Detektivroman, mit Dostojewski und Wim Wenders verbindet oder wie die Serie von der Mediensoziologie rezipiert wurde. Ein ausführlicher Episodenführer rundet dieses für Fans unverzichtbare Werk ab. Nach dem Tod von Columbo-Darsteller Peter Falk im Jahr 2011 vermittelt die hier vorgelegte überarbeitete und erweiterte Ausgabe nun erstmals ein vollständiges Bild der berühmten Serienfigur.
FONTANE 200 Theodor Fontane´s Effi Briest revisited:

Elisabeth von Ardenne
Jenseits von Effi
Elisabeth von Ardenne erzählt aus ihrem Leben
150 S., diverse, farbige Abb., geb., € 28,00
978-3-96317-173-4
Jede fiktionale Gestaltung nach einer wahren Vorlage bringt das Leben dahinter fast zum Verschwinden. So auch im Fall der Elisabeth von Ardenne, geborene von Plotho, die wir als »Effi Briest« in Fontanes gleichnamigem Roman oder Klotilde in Friedrich Spielhagens »Zum Zeitvertreib« zu kennen meinen. Ihr Leben umfasste beinahe ein ganzes Jahrhundert (1853-1952), während ihr Alter Ego bei Fontane in jungen Jahren sterben muss - wohl »zur Strafe« für den begangenen Ehebruch. Im echten Leben resultierten daraus der Duell-Tod ihres Liebhabers Emil Hartwich (1843-1886), die kurzzeitige Inhaftierung des Ehemanns Armand von Ardenne (1848-1919) und die darauf folgende langjährige Trennung von den eigenen Kindern. Von Ardenne hat in hohem Alter autobiografische Niederschriften verfasst, die hiermit erstmals in Gänze veröffentlicht werden. Sie blenden das Skandalon ihres Lebens nahezu vollständig aus und sind stellenweise fragmentarisch. Und trotzdem: Mit Kunstfertigkeit, Gespür für Humorvolles und manchmal überraschender Direktheit fügt von Ardenne Szenen ihres Lebens zu einer impressionistischen Collage zusammen.
Ergänzt wird diese Ausgabe durch zahlreiches Bildmaterial, historische Quellen zum Duelltod Emil Hartwichs und ebenfalls erstmalig edierte Briefe des württembergischen Theologen Christoph Blumhardt an Elisabeth von Ardenne, mit dem sie nach dem Bruch mit der eigenen Familie in engem Austausch stand.
  (C) Tell Schwandt
Grabstein der echten Effi in Stahnsdorf
Inschrift: Elisabeth Baronin von Ardenne, geb. Freiin und Edle von Plotho, geb. 26.10.1853 gest. 5.2.1952


Wolfram Ette
Das eigensinnige Kind
Über unterdrückten Widerstand und die Formen ungelebten Lebens
120 S., Bildmaterial,br., € 16,00
978-3-96317-185-7
»Das eigensinnige Kind« ist das kürzeste Märchen in der Sammlung der Brüder Grimm und zugleich eines der schrecklichsten. Es handelt vom kurzen Leben eines Kindes, dessen Eigensinn von der alleinerziehenden Mutter bis über den Tod hinaus gebrochen wird. Für den Literaturwissenschaftler und Philosophen Wolfram Ette wird das Märchen zur ersten Station einer essayistischen Besichtigungstour, die sich für die komplexen Verdrängungs- und Unterdrückungsverhältnisse im zeitgenössischen Dreieck von Kind, Familie und Gesellschaft interessiert.
Für seine Galerie des Eigensinns greift Ette nicht nur auf Material aus kanonisierten Kinderbüchern, literarischen Klassikern und antiken Texten zurück. Ins Blickfeld geraten auch die vielfältigen Dramen zwischen Eltern und Kindern, die der Alltag zu bieten hat, sowie die dazugehörigen beschädigten Lebensläufe bis hin zum Amokläufer. Er untersucht die unausgesprochenen gesellschaftlichen Konflikte, die sich in diesen Szenen des Eigensinns abgelagert haben, und fragt  nach dem Schicksal von Widerstand gegen das Gesellschaftssystem, in dem wir leben (bzw. fragt er, warum es davon so wenig gibt). Er verbindet die Makroperspektive mit seinen Mikrobeobachtungen am Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern. Wolfram Ette, geboren 1966, studierte in Berlin und Paris und ist Literaturwissenschaftler, Philosoph und Freitag-Autor. Er lebt in Chemnitz und lehrt in München und Berlin. [  https://www.abenteuer.fak13.uni-muenchen.de/forschung/projekt-ette/index.html ]
Rezensionen: Süddeutsche


Rein, Katharina
Techniken der Täuschung
Eine Kultur- und Mediengeschichte der Bühnenzauberkunst im späten 19. Jahrhundert
334 S., farbige Bilder, br., € 34,00
978-3-96317-204-5
Katharina Reins preisgekrönte kulturwissenschaftliche Dissertation widmet sich der Bühnenzauberkunst in ihrem »Goldenen Zeitalter« (ca. 1860–1900), das von wissenschaftlicher und technischer Innovation ebenso geprägt war wie von einer florierenden Medienkultur, den Umbrüchen der Industrialisierung oder den Erfahrungen von Globalisierung und Kolonialismus. Moderne Bühnenzauberei beansprucht keine übernatürliche Wirkung, vielmehr präsentiert sie technisch erzeugte Illusionen, deren Funktionsweisen sie allerdings verbirgt. Sie stellt damit eine spezifische Form des Mediengebrauchs dar, die mediale Effekte exzessiv ausstellt, während sie das dahinterstehende technische Geschehen zum Verschwinden bringt. Die Analyse von vier paradigmatischen Großillusionen (»Pepper’s Ghost«, »Vanishing-Lady«-, Levitations- und Telepathie-Illusion) eröffnet nicht nur schlaglichtartige Einblicke in die bislang weitgehend ungeschriebene Zaubergeschichte des späten 19. Jahrhunderts. Sie geben zugleich die Sicht frei auf einschneidende kulturelle Veränderungen und Innovationen, die in diese moderne, hoch technisierte Form von Magie Eingang fanden.


Bubble Gum Studies
Der Kaugummi als Kulturträger
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-162-8
Der Kaugummi ist im Alltag so allgegenwärtig, dass er als völlig gewöhnlich angesehen wird und nur noch als klebriges Ärgernis an der Schuhsohle ins Bewusstsein tritt. Doch hat man ihn einmal in den Blick bekommen, dann sind die Spuren, die er hierlässt, unübersehbar - als Quengelware an der Supermarktkasse ist er genauso präsent wie im Kaugummiautomaten, an dem viele ihre ersten Schritte in die Konsumwelt unternehmen. Dabei kommt ihm als Nahrungsmittel eine bemerkenswerte Sonderstellung zu, denn er wird gerade nicht durch Verzehr einverleibt, sondern widersetzt sich renitent jeder Vereinnahmung. Vielleicht ist diese Widerständigkeit auch ein Grund, weshalb der Kaugummi, trotz seiner Omnipräsenz, bislang kaum beachtet wurde. Diese Forschungslücke schließen die Autor_innen des vorliegenden Bandes. Ausgehend von einer Kulturgeschichte des Kaugummis verfolgen sie die Spuren, die der Kaugummi in Kunst, Werbung, Wissenschaft und Umwelt sowie vor allem in unserem täglichen Leben hinterlassen hat und beständig hinterlässt.

Herbert Storn
GERMANY FIRST!
Die heimliche deutsche Agenda
Wie eine Doktrin Demokratie, Rechtsstaat und sozialen Zusammenhalt bedroht
156 S., br., € 18,00
978-3-96317-178-9
»America first!« - dieser Schlachtruf von Präsident Trump ist zum Markenzeichen der US-Politik geworden und mittlerweile haben die großen Exportnationen realisiert, wie ernst die zunächst belächelte Parole tatsächlich zu nehmen ist. Der deutschen Politikprominenz dient Trumps Slogan als Projektionsfläche für das, was man angeblich nicht will: den nationalen Vorteil über alles stellen. Unter den Schlagworten von Freiheit und Freihandel verfolgt die offizielle deutsche Politik vorgeblich die Interessen einer Weltgemeinschaft. Aber es sind die Spielregeln des Freihandels, die Deutschland zum Exportweltmeister küren und alle anderen Nationen in den Schatten stellen. Also doch »Germany first«?
Der deutsche Exportüberschuss belastet zunehmend das Ausland und wird massiv kritisiert. Denn mit einer solchen Politik lebt Deutschland auf Kosten anderer Staaten und macht ihnen das Leben schwer. Das ist auf längere Sicht nicht haltbar.
Warum die Strategie »Germany first!« so sehr die heimliche Agenda der deutschen Politik bestimmt, mit welcher Verklärung dies erfolgt und welch dramatische Folgen diese Politik auch im Inland hat - bis hin zur Aushöhlung von Rechtsstaat und Demokratie - ist Gegenstand des neuen Buchs von Herbert Storn.
AUS DEM INHALT:
Vorwort von Mechthild Schrooten
Einleitung
1. Wettbewerb oder Kooperation?
2. Das Narrativ vom ausgleichenden Deutschland stimmte noch nie
3. Das Exportüberschussmodell produziert Widersprüche und ist aggressiv
4. Die Wettbewerbsideologie und ihre Akteure – Wachstumswahn
5. Die massive Bedrohung der Demokratie
6. Die Bedrohung des Rechtsstaats
7. Das deutsche Exportüberschussmodell spaltet Europa
8. Raus aus einer absurden Politik!
9. Eine Alternative ist möglich!
10. Ohne eine ausreichend große ›kritische Masse‹ sind die nötigen Veränderungen nicht möglich
11. Der aufgeklärte und widerständige Mensch


David M. de Kleijn
Das Pferd im »Nachpferdezeitalter«
Zur kulturellen Neusemantisierung einer Mensch-Tier-Beziehung nach 1945
580 S., br., € 38,00
978-3-96317-161-1
Als die tierliche Arbeitskraft im Zuge der Motorisierung nach 1945 weitgehend obsolet geworden war, verloren Pferde unwillkürlich an Relevanz. Doch statt ihres mitunter befürchteten Verschwindens lassen sich für das Verhältnis zu Pferden Prozesse kultureller Sinnstiftung, Umwidmung, Neubesetzung und des Wiederauflebens beobachten. Nicht nur der Leistungsreitsport erlebte nach 1945 eine Blütezeit, auch das Pferd selbst erfuhr als Freizeitpartner, Fürsorgeobjekt und Freiheitssymbol neuerliche Signifikanz.Diese vielfältigen Ausprägungen von Mensch-Pferd-Beziehungen zeichneten sich zum einen durch Postulate der Erneuerung und Symbiose, zum anderen durch Traditionalität und die persistente Ausnutzung equiner Fähigkeiten aus. David de Kleijns Studie der heterogenen, stets emotional besetzten Diskurse um die Rolle des Pferdes im »Nachpferdezeitalter« (Koselleck) ermöglicht tiefe Einblicke in ein bislang wenig beachtetes Feld deutsch-deutscher Gesellschaftsgeschichte. Link: Pferde in der Geschichte


Simon Rettenmaier
Philosophischer Anarchismus oder anarchistische Philosophie?
Zum anarchistischen Gehalt der Philosophie Paul Feyerabends
166 S., br., € 21,00
978-3-96317-165-9
Paul K. Feyerabend gilt landläufig als ‚Enfant terrible‘ der Wissenschaftstheorie und Ur-Vater des ‚Anything goes‘. Doch bildet dieses anarchistisch-wissenschaftstheoretische Verständnis zugleich auch die Essenz von Feyerabends Philosophie? Simon Rettenmaier analysiert die Ideengeschichte des Anarchismus und betrachtet Feyerabends Anarchismusverständnis im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik sowie die wissenschaftstheoretische Basis seines Anarchismuskonzeptes. Rettenmaiers kurzweilige Analyse schließt mit der Darstellung eines wissenschaftlichen Anarchismus bei Feyerabend, in der sich das anarchistische Wissenschaftsverständnis von Feyerabend als kreatives, undogmatisches und problemlösendes Forschen manifestiert.

Reichert, Philipp
Hannah Arendts Literaturrezeption
Dichtung und Erzählen nach dem Traditionsbruch
110 S., br., € 15,00
978-3-96317-167-3
Die bedeutende deutsch-amerikanische Denkerin Hannah Arendt, bekannt für ihre Analysen totalitärer Herrschaft, erfreut sich in den letzten Jahren wieder großen Interesses. Dies gilt besonders für ihr politiktheoretisches Werk, in welchem sie totalitäre Herrschaft als vollendeten Bruch der abendländischen Tradition beschreibt. Weniger bekannt ist, dass Arendt sich zeitlebens mit Dichtung und Erzählungen beschäftigt hat. Diese Lektüre diente jedoch nicht allein ästhetischen Zwecken: Literarische Texte ziehen sich wie ein Faden auch durch ihre theoretischen Arbeiten, in denen ein eigenständiges Verständnis von Dichtung offenbar wird. Philipp Reichert zeigt, wie Dichten und Denken bei Hannah Arendt eng miteinander verwoben sind und wie Arendt damit einen Dialog über den moralischen Zusammenbruch europäischer Gesellschaften am Ende des Zweiten Weltkriegs anstoßen wollte, der noch heute lebendig ist. Mit Arendts Rezeption von Franz Kafka, Hermann Broch und Bertolt Brecht liefert Reichert drei verschiedene Perspektiven auf die Verarbeitung der gebrochenen Tradition und Arendts Verständnis von Dichtung und Erzählen.

Seelinger, Christoph
WALERIAN BOROWCZYKS
LITERARISCHE OBJEKTE DER BEGIERDE
Die Rezeption erotischer Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts
im transgressiven Kino der 1970er Jahre
244 S., zahlr. Abb., br., € 35,00
978-3-96317-170-3
Bücher kopulieren miteinander, versteckt in Schrankschubladen. Bettpfosten und Rosen nehmen die Stellung herbeigesehnter Liebhaber ein. Hehre Jungfrauen müssen sich der sexuellen Avancen sprechender Esel erwehren. ln der »Thérese-Philosophe«-Episode seiner »Contes lmmoraux« (1973), seinem Märchen für Erwachsene »La Bête« (1975) sowie der Stendhal-Adaption »Interno di un convento« (1978) stellt sich der polnisch-französische Regisseur Walerian Borowczyk in die Traditionen des literarisch-philosophischen Pornografie-Diskurses der europäischen Aufklärung sowie der surrealistischen Collagetechniken der Avantgarde-Kunst des frühen 20. Jahrhunderts und treibt gleichzeitig mit beiden sein ironisches Spiel.
Weit davon entfernt, ein »dekorativ ausgeschmücktes, leerlaufendes erotisches Kino« zu sein, »dessen Hauptziel die kommerzielle Verwertbarkeit ist«, wie es ihm Ulrich Gregor einmal vorgeworfen hat, fordert Borowczyk sein Publikum vielmehr dazu auf, ein dichtes Geflecht an kunsthistorischen, meta reflexiven Anspielungen zu entwirren, um da runter die verfemten Regionen der abendländischen Kulturgeschichte freizulegen.

Klaus Dieter Spangenberg
Ernst Kelle - Befreite Kunst in Marburg
Aufbruch und Erneuerung
156 S., 68 Abb., br., € 22,00
978-3-96317-186-4
Als verfemter Künstler gehört Ernst Kelle zu den Malern der »verschollenen Generation«. Kriegsbedingt kam er 1943 nach Marburg und gründete dort nach dem Krieg die erste Privatgalerie. Es war ein Aufbruch und Neubeginn nach der Befreiung und eine echte Pionierleistung für das neu erwachende Kulturleben der Stadt. Als Mitglied des Oberhessischen Künstlerbundes gelang es ihm, regional und überregional ein Netzwerk von Künstlern, Kunsthistorikern und Mäzenaten aufzubauen.Mit seinem Spätwerk erreichte Ernst Kelle in Marburg, Kassel, Krefeld und Konstanz seinen künstlerischen Durchbruch. Seine Malerei knüpft an die Tradition der Moderne an. Auffallend ist ein zutiefst melancholischer und nachdenklicher Zug, der vor allem in seinen Figurendarstellungen zum Ausdruck kommt. In zurückhaltender Schwermut drückt sich in Kelles Werken die Erfahrung von Verlust und Krieg aus, parallel dazu vermittelt sich eine grundlegende Sehnsucht nach Harmonie. So entstanden Werke mit höchst eigenwilliger Bildsprache. Seine Werke sind mystisch, magisch und verbunden mit einem lyrisch empfundenen Sinn für Schönheit. Kelle ist ein Suchender auf eigener Insel. Klaus Dieter Spangenberg, geb. 1964, ist Diplom-Sozialarbeiter und Kunsttherapeut. Seit 2010 hat er diverse Bücher publiziert, u.a. Biografien, Künstlermonografien und zu Kunsttherapie mit Senioren. Spangenberg ist gebürtig aus Marburg und lebt in Berlin.
Geberland Indien und die Indisch-Afrikanischen Beziehungen:


Khan, Nina
Neue Geber, neue Diskurse?
Indien im Wandel der internationalen Entwicklungszusammenarbeit
390 S., br., € 44,00
978-3-96317-168-0
Wie spricht ein Land, das in der Entwicklungszusammenarbeit lange Zeit an der Spitze der Empfänger stand, als Geberland über »Entwicklung«? Diese Frage gewinnt zunehmend an Relevanz, je mehr die sogenannten »neuen Geber« - darunter Indien, China und Brasilien - durch ihr Engagement in der Süd-Süd-Kooperation mit den traditionellen Gebern des Globalen Nordens in Konkurrenz treten. Am Beispiel Indien nimmt Nina Khan diese Umwälzungen in den Blick. Sie untersucht den staatlichen Entwicklungsdiskurs dieses als neu gehandelten Akteurs, dessen Geberaktivitäten tatsächlich bis in die Zeit der Unabhängigkeit des Landes 1947 zurückreichen. Ein umfassendes Materialkorpus auswertend - unter anderem Artikel, Publikationen, Filme, Webseiten, Reden und Abschlussdokumente von Gipfeltreffen -, zeichnet Khan die zentralen Aspekte und Charakteristika des aktuellen Diskurses nach und diskutiert die Selbstdarstellung Indiens, die Geber-Nehmer-Beziehungen, die Repräsentation der Nehmer sowie Konzepte von »Entwicklung«. Sie argumentiert, dass Indien westlich geprägte Kategorisierungen, Hierarchisierungen und Denkmuster herausfordert, teilweise aber auch übernimmt oder anpasst.

Christian Mayer
Die Grenzen meines Denkens sind die Grenzen meiner Welt
Wie wir vorhandene Potenziale für einen gesellschaftlichen Wandel mobilisieren können
220 S., br., € 18,00
978-3-96317-171-0
Die Klage über die neoliberalen Zwänge, die unser Leben bis in die privatesten Bereiche zu einer Angelegenheit von Effizienz, Rendite und Wachstum machen, ist berechtigt und reicht doch nicht aus. Wer unbefriedigende Lebens- und Gesellschaftsumstände tatsächlich verändern möchte, muss bei sich selbst beginnen. Christian Mayers neues Buch versammelt Ansätze, die in der Lage sind, unsere eingefahrenen Denkmuster in Bewegung zu bringen und damit Räume und Perspektiven zu öffnen für produktive Gespräche. Denn: Wirklich Neues entsteht im noch nicht Bekannten. Als passionierter Viel- und Allesleser findet Mayer Inspiration für sein Projekt auf den Gebieten von Literatur, Psychologie und Philosophie ebenso wie in der Quantenphysik oder in alternativen Bildungstheorien. Vom bedingungslosen Grundeinkommen bis zur Digitalisierung, den Problembezirken der Umweltverschmutzung bis hin zu den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung: Mayer führt seine Leserschaft an die Grenzen unseres Alltagsdenkens. Jenseits davon entdeckt er einen reichhaltigen Ideenschatz, der das Potenzial in sich trägt, die Gesellschaft voranzubringen - hin zu einem solidarischen und nachhaltigen Miteinander.

Mitreden
So gelingt kommunale Bürgerbeteiligung - ein Ratgeber aus der Praxis
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-158-1
Dieser Band versammelt den reichen Erfahrungsschatz von Praktiker_innen aus Kommunalverwaltungen, politischen Gremien und der Dienstleistungsbranche - sie alle haben ganz konkret an Projekten kommunaler Bürgerbeteiligung mitgewirkt. Sie schildern, wie sie vorgegangen sind, worin die Herausforderungen und Probleme lagen, wodurch die Beteiligungsprozesse erfolgreich wurden oder woran sie scheiterten. Ergänzt werden die Beiträge durch Texte zur Qualitätssicherung in Beteiligungsprojekten und zu den Anforderungen an digitale Beteiligungsformen sowie durch die Schilderung der Potenziale des Open-Government-Konzepts.
Die Beitragenden kommen aus allen Teilen Deutschlands und repräsentieren ganz unterschiedliche Kategorien von Kommunen.
Die Bandbreite reicht dabei von der ostdeutschen Stadt mit 15.000 Einwohner_innen über Städte wie Wuppertal oder Ludwigshafen und Landkreise bis hin zu Projekten in der Bundeshauptstadt.

Kellner, Kathrin
Träume in der Kinder- und Jugendliteratur
Erscheinungsformen und Funktionen von erzählten Träumen
166 S., br., € 22,00
978-3-96317-179-6
Träume beschäftigen die Menschheit schon von jeher. Für den einen sind sie Leitlinie oder Warnung, für den anderen eine reine Nichtigkeit. Unabhängig von diesen verschiedenen Einstellungen Träumen gegenüber spricht man ihnen doch auch einen gewissen Einfluss auf unser tägliches Leben zu. Literaten greifen immer wieder die verschiedenen Aspekte von Geträumtem auf, spielen mit den sich auftuenden Möglichkeiten und nutzen sie für ihre Zwecke. Kathrin Kellner schließt mit ihrer umfassenden Analyse zur Funktion von Träumen die Forschungslücke im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Welche Arten von Traumerzählungen finden dort Verwendung? Welche Funktion erfüllen diese innerhalb der Geschichte und mit welcher Zielsetzung werden sie von den Autor_innen verwendet? Was wird durch den Einsatz von Traumsequenzen, Traumhaftem und Träumerischem erreicht und wie werden durch erzählte Träume Nachdenkprozesse angestoßen?


Altehenger, Jan
Mythos Social Media
Die Ästhetik der Täuschung
Mit farbigen Illustrationen des Autors/Grafikers.
132 S., br., € 22,00
978-3-96317-172-7
Soziale Netzwerke sind wie ein permanentes Klassentreffen, jeder will zeigen, dass er es zu etwas gebracht hat. Es werden Eindrücke, Momente und Urlaubsfotos gepostet und geteilt, mit dem Bestreben nach mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit, nach mehr Klicks, Likes und Followern.Für die meisten gehört der Blick auf das Smartphone mittlerweile zum Alltag wie das Zähneputzen oder die Morgentoilette.So bauen sich völlig neue soziale Rollen und Kreise auf. Sie bilden Verbindungen und Konstrukte - codiert von Einsen und Nullen -, die neue Zugehörigkeiten und Identitäten schaffen.
Mit »Mythos Social Media« legt Illustrator und Kommunikationsdesigner Jan Altehenger die visuelle Aufbereitung einer explorativen Fragebogen-Studie zum Social-Media-Gebrauch vor. Seine Auswertung ist eingebettet in einen Überblick über die Geschichte sozialer Medien und widmet sich vor allem den komplexen Beziehungen zwischen Fiktionalisierung und Wirklichkeit(en). Seine Illustrationen verdichten die Befunde der empirischen Auseinandersetzung zu Szenen, mithilfe deren neue Fragen entwickelt und Thesen ausprobiert werden und die sich dadurch auch in visuelle Formen des Nachdenkens verwandeln.


Glajc, Lukas
Bilderflut und Fotografie
Kontemplative Betrachtungs- und Bedeutungsweisen im Zeitalter der Digitalisierung
200 S., br., € 25,00
978-3-96317-174-1
Als Medien der Oberfläche scheinen Displays und Monitore jede tiefere Bedeutung des Sichtbaren zu verdecken. In ihrer digitalen Darstellungsform werden Bilder eher als visuelle Sensationen erfahren denn als Kreuzungspunkte allegorischer Bedeutungen und komplexer Verweise. Dabei birgt das Medium Fotografie selbst einen ideenhistorischen Schlüssel, der Perspektiven aus Philosophie, Theologie und Anthropologie vereint und inmitten der Bilderflut eine andere Lesbarkeit auch von digitalen Bildern ermöglicht.
Lukas Glajc arbeitet in seiner Studie die Voraussetzungen und Spezifika einer solchen kontemplativen Bildlektüre heraus. Er zeigt: Dort, wo Bilder aus dem unaufhaltsamen visuellen Strom isoliert werden können, gibt es - nach wie vor - verborgene Bedeutungsschichten freizulegen.

Schmidt, Hanns Christian
Transmediale Topoi
Medienübergreifende Erzählwelten in seriellen Narrativen
400 S., br., € 35,00
978-3-96317-163-5
Die populären Erzählwelten aus Romanen, Filmen, TV-Serien und Computerspielen sind aus unserer zeitgenössischen Medienlandschaft kaum noch wegzudenken. Doch wie werden transmediale Storyworlds - also Welten, in denen verschiedene Erzählungen in verschiedenen Medien realisiert werden - aus medienkulturwissenschaftlicher Sicht konstruiert und wahrgenommen? Welche technischen und narrativen Eigenschaften der jeweiligen Medien spielen dabei eine Rolle? Und was haben Einhörner damit zu tun? Hanns Christian Schmidt antwortet auf diese Fragen mithilfe von drei Fallbeispielen. Zombies, Aliens und Lego-Steine: Während die Comic-, TV-, Web- und Computerspiel-Serie »The Walking Dead« eine kontinuier/liche und weitgehend konsistente zombieapokalyptische Welt darstellt, entwirft das »Alien«-Franchise mehrere Welt-Versionen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Das Lego-Franchise hingegen nimmt das Prinzip des Weltenbaus ganz wörtlich und liefert uns in seinen Kinofilmen und seinem Toys-to-Life-Computerspiel »Lego Dimensions« nicht nur eine wortwörtliche Franchise-Maschine, sondern gleichzeitig auch eine Metaperspektive auf unseren Umgang mit diesen Welten - und der fällt außerordentlich spielerisch und ironisch aus. Schmidt grenzt das Konzept der Transmedialität von anderen, ähnlich gelagerten medienwissenschaftlichen Konzepten ab und schlägt darüber hinaus eine theoretische Modellierung vor, die formalen Beschreibungskriterien einen phänomenologischen Ansatz gegenüberstellen. Der Topos-Begriff, so zeigt sich, liefert dabei einen wichtigen Schlüsselterminus, der auf produktive Weise Worldbuilding- und Worldmaking-Vorgänge analysierbar macht.

Steiner, Jutta
Nostalgie im Upside Down
Das progressive Potenzial von Nostalgie in der Retro-Serie »Stranger Things«
240 S., br., € 28,00
978-3-96317-177-2
Nostalgie und Retro haben in der postmodernen Medienkultur Hochkonjunktur. Dazu gehören das Recyceln von Narrativen, Bildern, Sounds, Figuren und Stilistiken einer oftmals nicht weit zurückliegenden Vergangenheit. Häufig stehen Retroprodukte allerdings unter dem Verdacht, bloß oberflächliche Simulationen von Vergangenheit zu sein. Viele »Revival-Trend«-Formate bauen auf dem nostalgischen Kapital bereits erfolgreicher Vorgänger auf und präsentieren eine »gute alte Zeit«, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Dennoch gibt es auch Filme und Fernsehserien, die ihre Rückschau auf Formate mit sozialkritischen und emanzipatorischen Potenzialen fokussieren. So zum Beispiel die erfolgreiche Netflix-Serie »Stranger Things«. Jutta Steiner argumentiert am Beispiel dieser Serie, die generations- und länderübergreifend eine wahre Nostalgiewelle unter ihrem Publikum auslöste, für eine differenziertere Betrachtungsweise des Phänomens der Nostalgie. Unter Bezugnahme auf aktuelle Forschungen zum Thema zeigt sie, dass Nostalgie verschiedene Formen des Rückblicks kennt. Sie untersucht, inwieweit Nostalgie dazu verwendet wird, um Rollenbilder, Klischees, Stereotype und Diskriminierungen fortzusetzen oder diese zu hinterfragen. Steiner analysiert das breite nostalgische Angebot von »Stranger Things« und spürt Trigger und Funktionen diverser Nostalgieformen auf. Dadurch hebt sie hervor, dass die Serie Nostalgie als kreative und progressive Ressource nutzt und durch die Neubearbeitung von Stilmitteln, Tropen und Figurenkonstellationen verschiedener Genres aus den späten 1970er und 1980er Jahren einen originären Status mit kritischem Potenzial erreicht - und ihr Publikum damit zu einer aktiven, reflektierten Auseinandersetzung auffordert.

Reutemann, Jeanine
Bewegtbilder der Wissenschaft und ihr Mediendesign
Eine Untersuchung zu »Massive Open Online Course«
Videos im Hochschulsystem
270 S., zahlr. Abb., br., € 35,00
978-3-96317-182-6
Im Zuge der Digitalisierung erleben Bewegtbilder im wissenschaftlichen Kontext einen weltweiten Aufschwung.
 »Massive Open Online Courses« (MOOCs) - Online-Kurse mit Videoinhalten, an denen viele Teilnehmer gleichzeitig partizipieren können und die nicht zugangsbeschränkt sind - machen digitale Hochschullehre weltweit verfügbar. Dennoch wird das Transformationspotenzial von filmischem Mediendesign in Forschung und Lehre immer noch unterschätzt. Jeanine Reutemann zeigt explizit die Herausforderungen und Chancen unterschiedlicher Videostile auf. Bewegtbilder der Wissenschaft sind keinesfalls neutral: Die Performanz des Talking Heads steht in Interferenz mit dem Mediendesign. Die Darstellung von sichtbaren Sprechern unterliegt einer kulturellen Prägung, welche in zeitgenössischen Produktionen oft selbstreferenziell auf historische Bildwelten der Institution Wissenschaft verweisen - bis hin zur Selbstkarikatur. Gerade für wissenschaftlich komplexe Themen sind Expertise und Reflexivität in der Rhetorik von Bewegtbildern vonnöten. Dabei ist eine anwendungsbezogene Vernetzung von wissenschaftlich-filmischen Praktiken zentral, wobei sich multidisziplinäre Felder aus Wissenschaft und Mediendesign im Co-Design verbinden. Und in einem solchen Co-Design kann sich im Bereich von Forschung und Lehre dann neues Wissen entfalten.

Bildgestalten
Topographien medialer Visualität
Hrsg: Grabbe, Kruse, Schmitz
250 S., br., € 29,00
978-3-96317-175-8
In der Ära der Digitalisierung hat eine große Bandbreite von multimodalen Technologien Einfluss auf die strukturelle Dimension von Medien, deren gestalterische Formung und Entwicklung sowie individuelle Nutzungs- und Wirkungsweisen auf Seiten der Menschen. Diese Entwicklung lässt sich innerhalb der Konsumkultur deutlich aufzeigen, wobei sowohl das Verhältnis von analogen und digitalen Medien als auch die gestalterischen, technologischen und soziokulturellen Wechselwirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind. Technisierung zeigt sich allerdings als ein Auslöser für vielfältige Transformationen des Medialen und von Nutzerdynamiken, was bedeutet, dass sich analoge Medien nicht nur erhalten (z. B. Zeitungen, Magazine, Bücher), sondern sich deren Herstellungs- und Verwendungsweisen aufgrund der Digitalisierung auch verändert haben (Stichworte digitale Gestaltung, digitales Lesen, interaktive Apps etc.) und sie in einigen Bereichen als vollends durch die Digitalisierung ersetzt erscheinen - etwa auf Online-Portalen, in Social Media oder bei immersiv-interaktiven Medientechnologien. Der Band will daher Gestaltung, Medialität und Technologie mit Fragen der Rezeption verknüpfen, um produktive Hypothesen für die akademischen und gestalterischen Arbeitsfelder abzuleiten.


Adina Lauenburger
Das Unschärfebild
Medientheorie einer Wissensform
270 S., br., € 30,00
978-3-96317-183-3
In der Kinematografie gibt es neben unscharfen Bildern auch Bilder der Unschärfe, die ein Wissen über die Techniken, Kontexte und Geschichte(n) des Kinos und der Unschärfe mitführen. Das Unscharfe ist das Medium der Wissensform. Adina Lauenburger typisiert diese »Unschärfebilder« zunächst anhand ausgewählter Materialzusammenhänge und Wissensbestände - von Schleier, Netz, Ornament und Raster zum Licht- und Datenbild - und identifiziert dann unter kultur- und medienwissenschaftlichen Gesichtspunkten zwei unabhängige Unschärfeparadigmen: Verschmutzung und Affizierung. So ergibt sich für das zweite Paradigma, etwa unter Rekurs auf McLuhans Fernsehtheorie oder eine vergessene Bedeutung von technÄ“, eine über die Bewegtbildforschung weit hinausweisende Qualifizierung des Unscharfen als Taktisch-Taktiles im Spannungsfeld von Infektion und Immunisierung - und es zeigt sich eine dem Medium eigene »Berührtheit«. Der »Umschlagplatz« Unschärfebild ist letztlich die Essenz aus einer Vielzahl von Folgerungen, die die Geschichte des Medienbegriffs als das Verhältnis von Exzess und Verwerfung, Übertragung und Spaltung offenbaren...


Cramer, Rabea
Sprachlos
Piktogramme in der visuellen Kommunikation mit Geflüchteten
204 S., zahlr. Abb., br., € 25,00
978-3-96317-184-0
Seit der sogenannten »Flüchtlingskrise« im Jahr 2015 besteht in Deutschland ein erhöhter Bedarf an sprachunabhängigen Kommunikationsmitteln. Piktogramme haben sich bereits überall dort als unverzichtbar erwiesen, wo sich Menschen über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg begegnen. Rabea Cramer befasst sich mit der Bedeutung und dem Ursprung von Zeichen und Piktogrammen, analysiert Herausforderungen in der Flüchtlingsarbeit und bietet mit einem Piktogrammsystem für das konkrete Beispiel des Jobcenters Münster einen Lösungsansatz. Ziel ist es, mittels kulturneutraler und sprachunabhängiger Begriffs- visualisierungen die Verständigung zwischen den Geflüchteten und Jobcenter-Mitarbeiter*innen zu erleichtern. So können Sprachbarrieren abgebaut und die Lebensumstände Geflüchteter in Deutschland verbessert werden.

Hämmerle, Tobias E.
Flugblatt-Propaganda zu Gustav Adolf von Schweden
Eine Auswertung der 85 Flugblätter der Königlichen Bibliothek zu Stockholm mit Abbildungen derselben
500 S., geb., € 45,00
978-3-96317-164-2
Am 6. Juli 1630 landet der schwedische König Gustav II. Adolf (1594-1632) auf der norddeutschen Insel Usedom in Pommern. Der Zeitpunkt der schwedischen Landung war von Seiten der schwedischen Propaganda nicht zufällig gewählt worden, sondern fiel bewusst mit dem 100-jährigen Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses zusammen. Diese beiden Ereignisse wurden in frühneuzeitlichen Massenmedien rege besprochen und vonseiten der proschwedischen Publizistik miteinander in Verbindung gebracht. In den zeitgenössischen Flugblättern, die während der Schwedischen Phase des Dreißigjährigen Krieges (1630-1635) herausgebracht wurden, inszenierte man Gustav II. Adolf unter anderem als militärisch-potenten Feldherren, als antike oder alttestamentarische Heldengestalt, als heilenden Arzt des erkrankten Heiligen Römischen Reiches oder als »Löwe aus Mitternacht«. Der österreichisch-schwedische Historiker Tobias E. Hämmerle untersucht, wie sich das publizistische Bild des schwedischen Königs Gustav Adolf vom Zeitpunkt seiner Landung bis zu seinem Tod in Lützen 1632 - und darüber hinaus - änderte. Mithilfe kunsthistorischer und geschichtswissenschaftlicher Ansätze werden 85 illustrierte Flugblätter, die als Abdrucke Eingang in das Buch finden, im Detail analysiert.

Bickert, Hans Günther / Nail, Norbert
Das Wirtshaus an der Lahn
Der legendäre »Gasthof zum Schützenpfuhl« in Marburg und seine Gäste.
Mit einem Beitrag über »Himmelsbriefe« und historischen Fotografien, Postkarten und Faksimiles
176 S., br., € 22,00
978-3-96317-166-6
Erzählt wird die Geschichte des 1970 abgebrochenen »Gasthofs zum Schützenpfuhl«, des legendären »Wirtshauses an der Lahn«, poetische Heimstatt des gleichnamigen Volks- und Studentenliedes, von dem der Dichter Georg Büchner eine frühe Strophe im Drama »Woyzeck« überliefert hat. Schallplatte und Film haben das Lied medial verbreitet und so mit zum literarischen Ruhm auch des Marburger Gasthauses beigetragen. Dem einst vor den Stadttoren gelegenen Wirtshaus war in seinen Anfangsgründen im 18. Jahrhundert wenig Zukunft beschieden, lockte der Ort doch zur Abendzeit »allerhand liederliches weibsvolck« an mit der Folge, dass »die studierende jugend dadurch zu bößem leben verführet wird«. Nach Meinung der Marburger Professoren war die Schenke daher »hiesiger universität gar nicht fürträglich«. Der schlechte Ruf der Wirtschaft hielt nicht ewig, denn diese entwickelte sich zu einer in der Stadt und unter Professoren wie Studenten beliebten Gastwirtschaft, die später gar einen künftigen Nobelpreisträger, den Russen Boris Pasternak, beherbergen sollte.

Köhnlein, Sandra
Begegnungsrunde Glück
Materialsammlung für die themenorientierte Gruppenarbeit mit Senioren.
Mit Download-Link für zusätzliches Material
100 S., br., € 18,00
978-3-96317-169-7
»Begegnungsrunde Glück« erweitert Sandra Köhnleins Reihe »Aktiv mit Senioren« um einen weiteren Band. Er liefert vielfältige Praxisvorschläge zur ganzheitlichen Aktivierung von Senioren, die um die Bereiche Glück und Glücksbringer kreisen. Betreuungskräfte finden darin konkrete und sorgfältig durchdachte Ideen für alle Phasen der Gruppenstunde - vom Einstieg bis zum Ausklang. Der aufwendig gestaltete Band eignet sich besonders zum Austausch und gemeinsamen Tun im Rahmen der Biografiearbeit, um an die kleinen und großen Glücksmomente des Lebens zu erinnern. Auch der Weltglückstag, der internationale Tag des Lächelns, Silvester und Fasching sind Anlässe zur näheren Betrachtung des Alltagsglücks, des persönlichen Glücks und von Glücksbräuchen. Der Band kann alleine genutzt werden, empfiehlt sich allerdings für den kombinierten Einsatz mit Band 2 der Reihe: »Themenorientierte Begegnungsrunden planen und umsetzen«.

Adela Sophia Sabban
Goethes Werke in der Bilddeutung von Wilhelm von Kaulbach und seinen Schülern
Die »Gallerie zu Goethe’s sämmtlichen Werken« (1840-1841)
270 S., geb., € 35,00
978-3-96317-181-9
In den Jahren 1840 und 1841 erscheinen im J. G. Cotta’schen Verlag 40 Stahlstiche von Wilhelm von Kaulbach und seinen Schülern mit Illustrationen zu den Werken Johann Wolfgang von Goethes. Diese Stiche stellen ein herausragendes Dokument der Goethe-Rezeption des 19. Jahrhunderts dar. Sie formen wesentlich den Rahmen, in dem sich die Vorstellungen von den Figuren Goethes in der Folgezeit bewegen. Adela Sophia Sabban erläutert detailliert Eigenart und Entstehungszusammenhänge der Illustrationen und untersucht eingehend das Verhältnis von Texten und deutenden Bildern. Vergleichend werden Goethe-Illustrationen weiterer bekannter Künstler wie Ramberg, Naeke und Nisle herangezogen. So ergibt sich zugleich ein Überblick über die verschiedenen Modi visueller Goethe-Deutungen des 19. Jahrhunderts. Beispielhaft wird damit das spannungsvolle und spannende Verhältnis zwischen Wort und Bild belichtet.

Bauer, Liza
»Am not I / A fly like thee?«
Human-Animal Relations in William Blake’s »Songs of Innocence and Experience«
110 pages., br., € 24,00
978-3-96317-159-8
Ecocriticism - a firm branch of literary criticism by now - first emerged back in the 1980s, when literary scholars started to reassess Romantic texts in terms of their ecological merit. Based on the assumption that humanity’s anthropocentric conceptions of their relationship to the nonhuman world are largely responsible for today’s environmental crisis, »Green Romanticism« primarily focused on the poetry written by Wordsworth, Coleridge, or Shelley. However, later critical stances on the anthropocentric nature of the Romantic sublime triggered a profound rethinking of Romantic ecology. Second-wave Green Romanticism revives an interest in the radical poetics by William Blake, the one canonical Romantic who had remained largely absent from the earlier debate. Tying in with this desideratum, Liza Bauer introduces the revolutionary visions of Blake’s animals in his illuminated work »Songs of Innocence and Experience« (1789), which innovatively combines verbal and visual poetic visions. Bauer relates the poet’s conceptions of the natural world to those prevailing in the 18th century and sketches out possible routes for future research. Her close readings of selected poems alongside with their designs show that Blake’s reputation as one of nature’s biggest Romantic antagonists needs to be reconsidered.

Verena Brunschweiger
Kinderfrei statt kinderlos
Ein Manifest
NEUAUFLAGE
128 S., br., € 16,00
978-3-96317-148-2
Kinderfrei leben heißt, gegen soziale Erwartungen zu rebellieren - und ist deshalb auch eine feministische Entscheidung. Frauen, die sich gegen Nachwuchs entscheiden, sind die mutigen Vorreiterinnen einer Bewegung, die an Zuspruch gewinnen muss, wenn unser vom westlichen Lebensstil maßlos ausgebeuteter Planet noch länger bewohnbar und lebenswert bleiben soll. Verena Brunschweiger begibt sich als Soziologin und Philosophin, aber vor allem als feministische und ökologische Aktivistin mitten hinein in die Tabuzone unseres gesellschaftlichen Konsenses, der sich ein Lebensglück ohne Kinder nur schwer vorstellen kann. Sie setzt sich kritisch mit dem pronatalistischen Dogma auseinander, das Politik, Kultur und Alltag durchdringt und sich in die Tiefenschichten unseres Denkens, Fühlens und Wünschens eingeschrieben hat. Sie zeigt, wer von diesem Konsens profitiert, und dass er nicht für Geschlechtergerechtigkeit in unserer Gesellschaft sorgen wird. Ihr Fazit: Deutschland braucht eine echte Frauenpolitik, keine unreflektierte pronatalistische Bevölkerungspolitik!
Dr. Verena Brunschweiger, geb. 1980, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie/Ethik und promovierte 2007 in der Mediävistik. Sie ist aktive Feministin und arbeitet hauptberuflich als Gymnasiallehrerin. Außerdem ist sie überzeugte Nicht-Mutter.

FC-Kollektiv
Finanzcoop oder die Revolution in Zeitlupe
Über Menschen, die ihr Geld miteinander teilen
Mit Illustrationen von Paula Bulling und einem Nachwort von Bini Adamczak
140 S., br., € 18,00
978-3-96317-149-9
Das Buch stellt eine Gruppe von Menschen vor, die etwas anders machen als der Rest der Gesellschaft: Sie teilen ihr Geld, obwohl sie weder in derselben Stadt leben, noch durch familiäre Bande zusammengehalten werden. Mehrmals im Jahr kommen sie zusammen und regeln ihr finanzielles Auskommen der nächsten Monate. Dieses Modell heißt Finanzcoop. Hervorgegangen aus dem Experiment einer WG im Jahr 1998 ist das gemeinsame Bankkonto für die mittlerweile sieben Mitglieder zum Alltag geworden. Ihr regelmäßiger Austausch über Geld, materielle Werte und vor allem die eigenen Bedürfnisse hat sie zu Expert_innen gemacht. Dafür, was Geld in unserer Gesellschaft bedeutet, was es leistet, aber auch verunmöglicht. Und dafür, welche unentdeckten Freiräume eine andere Art von Ökonomie schaffen kann. In dieser Zwischenbilanz zu ihrem auf Lebenszeit angelegten Experiment geben sie Einblicke, was ihre Neuerfindung einer Solidargemeinschaft, die quer zu Familie und Staat steht, bedeutet: für Partner_innen, Eltern und Kinder, für ihre Einstellung zu Erwerbsarbeit und unbezahlten Tätigkeiten, Nachwuchsplanung, Alterssicherung. Dabei wird deutlich - diese Neuordnung der eigenen Verhältnisse ist gar nicht so radikal und doch auch das: eine Revolution in Zeitlupe.
Die Mitglieder der Finanzcoop sind zwischen 40 und 47 Jahren alt und haben ihren Lebensmittelpunkt aktuell in verschiedenen deutschen Städten. Vier der insgesamt sieben Mitglieder (plus drei Kinder) feiern im Jahr 2018 bereits das 20-jährige Bestehen ihres ökonomischen Gemeinschaftsprojekts.
Paula Bulling, geb. 1986, arbeitet freiberuflich als Illustratorin und Comiczeichnerin in Berlin. Sie studierte Illustration an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und widmet sich vorrangig politischen Themen. Sie publiziert in zahlreichen Ländern und wird von renommierten Magazinen nachgefragt.
Bini Adamczak, geb. 1979, ist eine politische Autorin zu Themen des Kommunismus und queerer Sexualität. Bini Adamczak lebt in Berlin und ist Mitglied der Jour fixe initiative berlin, einem Kreis vorwiegend in Berlin lebender linksgerichteter Philosoph_innen und Gesellschaftskritiker_ innen.

Axel Stommel
Basics der Ökonomie
Wirtschaftspolitik, Staat und Steuern. Herrschende Lehren auf dem Prüfstand
350 S., br., € 24,00
978-3-96317-129-1
Wirtschaft ist existenziell. Sie ist nicht nur das Gravitationszentrum der Politik, sondern prägt unser alltägliches Leben. Dennoch ist das Wissen über Wirtschaftsdinge erstaunlich unterentwickelt - und das selbst dort, wo der Hort ihrer Expertise sein sollte: in den Wirtschaftswissenschaften. In seinen Basics der Ökonomie macht der erfahrene Wirtschaftspädagoge Axel Stommel Schluss mit der weitverbreiteten Ahnungslosigkeit in Wirtschaftsfragen. In kritischer Auseinandersetzung mit herrschenden Lehren und in satirisch-leichter Atmosphäre zeichnet er für Fachfreunde und Fachfremde ein verständliches Bild unserer Wirtschaftsgesellschaft mit ihren Problemen und Stellgrößen. Umfangreiche Hinweise am Ende der Basics bieten Material für eine weiterführende Beschäftigung mit der Ökonomie und ihren Eigenheiten.
Dr. Axel Stommel, Dipl. Volksw., Dipl. Hdl., StudDir a. D., gehörte schon zu jenen Wissenschaftlern, in deren Namen 1978 das erste und auf Solidarität und Nachhaltigkeit zielende Memorandum
Alternativen der Wirtschaftspolitik vorgelegt wurde. Er war Dozent an der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin sowie viele Jahre als Wirtschaftspädagoge tätig. Über 100 Aufsätze in Fachzeitschriften und Sammelbänden sowie mehrere Monografien (u. a. Handlungsorientierter und traditioneller Unterricht. Aus dem Labyrinth der Unmittelbarkeit und Die Reichen, die Banken, die Schulden und wir. Wirtschaft verstehen) hat er im Laufe der Zeit veröffentlicht. Die Basics sind das Ergebnis der Feststellung, wie schwierig es ist, komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen.
TEXTPROBE AUS DEM BUCH:
Umsatzsteuer: ergiebig, aber unsozial …

Im Alltagsleben ist die Umsatzsteuer unter dem Namen »Mehrwertsteuer«
bekannt. Sie ist der Shooting Star unter Deutschlands Steuern, denn sie hat
im Weltkriegsjahr 1916 einmal mit einem Satz von 0,5 % angefangen und ist
danach ständig erhöht worden. Seitdem sie 2005 entgegen allen dezidierten
Wahlversprechen plötzlich von 16 auf 19 % angehoben wurde, hat sie die anderen
Steuern hinter sich gelassen. Seitdem ist sie die Ergiebigste von allen.
Allerdings ist die ergiebigste eine besonders unsoziale Steuer, denn die Umsatzsteuer
belastet Geringverdiener stark, während sie Spitzenverdiener
schont. Geringverdiener nämlich geben alles aus, was sie verdienen. Dazu
sind sie gezwungen. Oft verschulden sie sich, müssen sich gar verschulden
für kaum abwendbare, womöglich lebensnotwendige Konsumausgaben. Sie
unterwerfen mithin prinzipiell ihr gesamtes Einkommen der Umsatzsteuer
(im Falle der Verschuldung sogar noch mehr als 100 % ihres Einkommens).
Ausgenommen sind lediglich umsatzsteuerbefreite Ausgaben.
Besonders hart werden deshalb die Obdachlosen zur Steuer herangezogen,
denn bei ihnen entfallen die einzigen umsatzsteuerbefreiten Ausgaben von
Bedeutung, die für Miete, Bank- und Wertpapiergeschäfte; jeder Cent, den
sie erhalten, wird ausgegeben und dabei umsatz- sowie zusätzlich hoch
verbrauchbesteuert, und zwar Letzteres überdurchschnittlich stark (mit
Tabak- und Alkoholsteuern; die Lebensumstände von Obdachlosen machen
entsprechende Ausgaben nachvollziehbar ). Im Ergebnis können die Wohnungslosen
– es sollen 2017 in Deutschland über eine Million Menschen gewesen
sein –, was ihren kumulierten persönlichen Steuersatz angeht, locker
mit so manchem Spitzenverdiener mithalten.
Wer dagegen 100.000 Euro und mehr im Monat verdient, gibt nur einen
Bruchteil davon für Konsumzwecke aus. Er unterwirft demnach auch nur diesen
Bruchteil seines Einkommens der Umsatzsteuer. Sein persönlicher Umsatz-
und Verbrauchsteuersatz ist folglich niedrig.
Es gilt die Regel: Die Masse füllt die Kasse.


Alfred Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur, herausgegeben von Hermann Haarmann,  Band 3

Arthur Rimbaud
RIMBAUD
Leben - Werk - Briefe
übersetzt und herausgegeben von Alfred Wolfenstein
280 S., geb., € 24,00
978-3-96317-147-5
Arthur Rimbaud (1854-1891) gilt insbesondere durch seine Lyrik als Kultfigur. Entstanden in seinen Jugendjahren, lebt sie von dem Bruch mit literarischen Konventionen, von der Faszination der Sprache und den modernen Sprachbildern, die bis heute nichts von ihrer Wirkmächtigkeit eingebüßt haben. Die ästhetische Radikalität Rimbauds findet dann ihre Entsprechung in seinem unsteten und kompromisslosen Leben: die homoerotische Liaison mit dem älteren, verheirateten Paul Verlaine, den Ausbruch in die Welt - ob als Söldner, Matrose oder Waffenhändler im Orient und in Afrika - und schließlich das elende Ende in einem Marseiller Krankenhaus. Der Expressionist und Wortschöpfer Alfred Wolfenstein findet in Rimbaud seinen Projektionsraum für die eigenen Dichtungen; Rimbaud wird ihm zum Leitstern: »Er ist als Dichter und Anti-Poet Vorläufer einer neuen unmittelbaren und hintergründigen Kraft.« Wolfensteins Beschäftigung mit dem Leben Rimbauds, die Übersetzung und Herausgabe des Rimbaud’schen Œuvre, welches hier als dritter Band der von Hermann Haarmann verantworteten Edition »Alfred Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur« erscheint, bekräftigen die immerwährende Hochachtung für das Vorbild einer ganzen Schriftstellergeneration. Lyrik-Leseprobe
Alfred Wolfenstein (1883–1945) war ein expressionistischer Lyriker, Dramatiker und Übersetzer. Protegiert von Dichtern wie Robert Musil und Rainer Maria Rilke hielt er sich lange Zeit im Zentrum der   literarisch-politischen Avantgarde Frankreichs und Deutschlands auf. Verfolgt von den Nationalsozialisten, nahm er sich im Januar 1945 in Paris das Leben.
Prof. Dr. Hermann Haarmann, geb. 1946, ist Seniorprofessor für Kommunikationsgeschichte und Medienkulturen an der Freien Universität Berlin. Die Schwerpunkte seiner Lehre und Forschungen sind die Exilliteratur und -publizistik, die Kultur- und Medientheorie der Moderne sowie die Kommunikationsgeschichte vom 18. Jahrhundert bis heute.


Dago Schelin
Vision and Blindness in Film
140 S., br., € 24,00
978-3-96317-144-4
In order to understand »vision«, we have to look into concepts of blindness, both diegetically in typical film characters and in the representation of sight or lack thereof. A critical-historical investigation into theories of vision shows that the way we understand visuality today - scientifically and culturally - is very different from pre-modern notions and practices.
In this book, Dago Schelin questions categories such as active and passive vision, tactile visuality, as well as blind vision, and discusses them alongside a variety of movies that deal with vision and blindness.
Is there a connection between the filmmaker’s gaze and an older pre-Keplerian ontology of vision? What is the role of sound in vision? Are our eyes mere camcorders or might they be projectors? These and other questions comprise the fascinating journey on which this study embarks.
Dago Schelin is a Brazilian-German filmmaker/musician. After receiving his B. A. in Languages (Portuguese and English), as well as a B. A. in Popular Music in Brazil, Dago Schelin was awarded DAAD scholarships for his M. A. studies in Media Production and his PhD in Media Studies. Among other publications, Dago Schelin has edited and co-authored a book on the interdisciplinarity of cinema called Cinema Invites Other Gazes. Currently, Dago Schelin is a researcher at Philipps-University Marburg.

Daniel Möhle
Überlegungen zur Dramaturgie des Kurzspielfilms
332 S., br., € 29,00
978-3-96317-154-3
Vielfach dient die Arbeit an Kurzspielfilmen als Einstieg in die Filmbranche, da sich in Zusammenhang mit ihrer Konzeption und Umsetzung das Handwerk des Filmemachens erlernen lässt. Gleichzeitig fungieren Kurzspielfilme auch als Visitenkarte für den Sprung zur Produktion abendfüllender Spielfilme. Daniel Möhle zeigt in seinen Überlegungen zur Dramaturgie des Kurzspielfilms, dass es sich bei Letzterem keineswegs bloß um eine Fingerübung, ein marketingorientiertes Mittel oder um einen kurzen Langspielfilm handelt. Ihm geht es um die Essenz des Kurzspielfilmischen, der er mit Hilfe von 200 Filmen aus 100 Jahren Kurzspielfilmgeschichte auf die Spur kommt. In seiner Auswahl findet er wiederkehrende Merkmale, die sich u. a. auf Anfänge, Enden, Figuren und Genres beziehen und aus denen sich die Kernqualitäten des Kurzspielfilms konturieren. Die Studie richtet sich an Medienwissenschaftler_innen und Filminteressierte sowie an Filmemacher_innen, die mehr über die strukturelle Vielfalt einer bislang kaum erforschten Filmgattung erfahren möchten.
Seine Leidenschaft für den Film führte Daniel Möhle, geb. 1986 in Hamburg, dazu, im Anschluss an das Abitur in unterschiedlichen Bereichen an verschiedenen Sets von Film- und Fernsehproduktionen in Hamburg zu arbeiten. Danach studierte er Pädagogik und Deutsch an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wobei er Schwerpunkte in Medienpädagogik, Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft setzte. Während seines Studiums stieg er als redaktioneller Mitarbeiter beim Lexikon der Filmbegriffe ein. Seit 2014 arbeitet er als Mediendidaktiker bei einer Fernschule. Überlegungen zur Dramaturgie des Kurzspielfilms ist die Veröffentlichung seiner Dissertation, die er 2018 abschloss 

Fabian Schudy
#Form und Funktion von Hashtags in sozialen Netzwerken
Linguistische Analysen
164 S., br., € 19,00
978-3-96317-146-8
Soziale Netzwerke haben neuartige Formen der Verständigung hervorgebracht, zu denen auch das Hashtag gehört. Doch obwohl dieses Element mittlerweile sogar in der gesprochenen Sprache anzutreffen ist, ist dieses Feld kaum erforscht. Mit der Analyse der Verwendung von Hashtags im Kommunikationsbereich Werbung betritt Fabian Schudy Neuland. Er untersucht Hashtags aus verschiedenen sprachwissenschaftlichen Perspektiven und geht dabei auf Morphologie, Orthografie, Syntax, Textlinguistik, Semantik sowie Pragmatik ein. In seiner innovativen Arbeit fragt Schudy: Wie werden Hashtags heute eigentlich benutzt? Dazu betrachtet er deutschsprachige Facebook-Posts der Unternehmen Coca-Cola, Douglas, IKEA, UNICEF und McDonald‘s. Zielgruppe des Buches sind nicht nur Linguisten, sondern alle, die sich für soziale Medien und Online-Marketing interessieren. Fabian Schudy, geb. 1994 in Marburg, studierte von 2013 bis 2018 Linguistik an der Philipps-Universität Marburg. Seine Schwerpunkte im Masterstudium setzten sich hauptsächlich aus Online-Kommunikation, Pragmatik und Textanalyse zusammen. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Ahnenforschung und ist in der Improvisationstheaterszene aktiv. Praktische Erfahrungen im Bereich Online-Kommunikation hat Fabian Schudy durch seine ehrenamtliche Tätigkeit als Social-Media-Koordinator bei MyAnimeList.net erlangt.

»Mit Pauken und Trompeten«
Elefanten in Geschichte, Literatur und Kunst
274 S., br., € 34,00
978-3-96317-143-7
Bereits in prähistorischer Zeit waren Elefanten wichtige Begleiter des Menschen. In Asien und Afrika gehörten sie seit jeher zum Leben der Menschen und in Europa waren sie spätestens seit dem Feldzug Alexanders des Großen bekannt. Ob in der Zirkusarena oder auf dem Schlachtfeld - Elefanten hinterließen beim Menschen stets einen gewaltigen Eindruck. Sie dienten und dienen dem Vergnügen der Massen, der Herrschaftsrepräsentation der Mächtigen, der Imagination des Einzelnen. Der Sammelband widmet sich diesen vielseitigen Beziehungen zwischen Mensch und Dickhäuter und vereint dabei historische, kulturelle und mediale Perspektiven. Er leistet dabei einen Beitrag zu den Human-Animal-Studies und bietet vielfältige Einblicke, wie Elefanten auf sehr spezifische Weise das Umfeld von Menschen geprägt haben und prägen.



Lukas Linek
Zwischen Schallplatten und Streamingdiensten
Wie Digital Natives Musik rezipieren
142 S., br., € 18,00
978-3-96317-142-0
Der Musikkonsum wandelt sich - wir hören mehr Musik als je zuvor, gleichzeitig war Musik noch nie so billig. Billig hinsichtlich Produktion, Vermarktung, aber auch Konsum. Dem gegenüber steht das Comeback der totgeglaubten Vinylschallplatte - Menschen unterschiedlichsten Alters schätzen die Vorzüge des »entschleunigten« Musikhörens. Begleitet wird das Erstarken der Vinyl- schallplatte jedoch durch die vielfältigen Möglichkeiten der Streamingportale. Lukas Linek fragt: Wie hat sich der Wandel des Konsumverhaltens auf Musikindustrie, Künstlerinnen und Künstler sowie auf Tonträger und die Tonqualität ausgewirkt? Erleben wir tatsächlich eine Renaissance des audiophilen Musikhörens und der Hi-Fi? Wie haben sich Qualität und Ton von Musik verändert und wie bekommen Hörerinnen und Hörer heute überhaupt einen Zugang zu Musik? Welche Fehlentwicklungen lassen sich in der Vermarktung und Produktion von Musik feststellen? Abschließend wagt der Autor einen Blick in die Zukunft der Musikindustrie und zeigt aktuelle Chancen, Gefahren und Perspektiven für die Branche auf.

Gero Schwager
Wenn (andere) Medikamente nicht mehr helfen
Cannabis als eine Option bei Epilepsie in der Kindheit?
172 S., br., € 22,00
978-3-96317-140-6
Der medizinische Einsatz von Cannabis wird seit Langem sehr kontrovers diskutiert. Eine emotionale Färbung kommt noch hinzu, wenn es um den Einsatz bei Kindern und Jugendlichen geht. Während so die einen in der Cannabispflanze ein wahres Wundermittel der Natur mit breit gefächertem Einsatzpotenzial sehen, bleibt es für die anderen ein gefährliches Rauschmittel mit unberechenbaren Nebenwirkungen. Doch die weltweiten Erfolgsberichte von medizinisch eingesetztem Cannabis sind nicht mehr zu ignorieren. Vor allem in Verbindung mit Epilepsien, die sich mit herkömmlichen Medikamenten nicht oder nicht zufriedenstellend therapieren lassen, konnten gerade bei Kindern durch den Einsatz von Cannabis teils herausragende Resultate erzielt werden. Gero Schwager klärt auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten und der aktuellen Forschung auf, welchen Beitrag medizinisches Cannabis zur Therapie pharmakoresistenter Epilepsie bei Kindern und Jugendlichen tatsächlich leisten kann - besonnen und systematisch.

Holger Speier
Im Ringen um die existenzielle Unbedingtheit
Der Einfluss der Philosophie Søren Kierkegaards auf die Theologie Helmut Thielickes
280 S., geb., € 34,00
978-3-96317-150-5
Der vorliegende Band ergänzt die Rezeptionsgeschichte der Philosophie Søren Kierkegaards um einen bisher kaum beachteten Interpreten: den evangelischen Theologen Helmut Thielicke (1908-1986).
Thielickes Kierkegaard-Rezeption stellt eine Besonderheit dar. Thielicke bezweifelt auf der einen Seite den theologischen Nutzen einer Beschäftigung mit dem dänischen Philosophen, lässt aber andererseits innerhalb seiner Theologie den Kierkegaard’schen Geist in einer Weise aufleben, als habe er nie ein kritisches Wort über Kierkegaard geäußert. Der Theologe Holger Speier stellt die Rezeption Kierkegaards in Thielickes Werk dar, beleuchtet dessen dafür ausschlaggebende Motive und diskutiert schließlich die Frage, inwieweit Thielickes Vorstellung von Theologie - verstanden als Wissenschaft sui generis - auf die Philosophie als Hilfswissenschaft angewiesen ist.
Dr. Holger Speier studierte ev. Theologie, Philosophie und Pädagogik. 2009 promovierte er an der Philipps-Universität Marburg im Fach ev. Theologie mit einer Dissertation über die Apologetik Helmut Thielickes. Er unterrichtet an den Kaufmännischen Schulen in Marburg. Zusammen mit seinen Schüler_innen sowie Vertreter_innen verschiedener Glaubensgemeinschaften hat er mehrere ökumenische Buchprojekte realisiert



Annette Wiegelmann-Bals
Metaphern im Kontext interdisziplinärer Forschung
Methodendiskussion zur interdisziplinären Erforschung
von Bildwirkungen am Beispiel einer
triangulativ angelegten empirischen Studie
496 S., geb., € 49,00
978-3-96317-152-9
Im Zentrum der vorliegenden Habilitationsschrift steht die Erforschung medialer Bildwirkungen, die sich in ihrer Vielschichtigkeit nur im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsdesigns und unter Einbezug verschiedener kulturwissenschaftlicher Bezugsfelder erfassen lassen. Die Arbeit stellt sich einer ausführlichen Diskussion darüber, welcher Methoden es bedarf, um interdisziplinäre Forschungen auf diesem Feld erfolgreich durchzuführen. Im Rahmen einer triangulativ angelegten empirischen Studie werden eine Vielzahl unterschiedlicher Datenquellen, darunter Interviews, Beobachtungen, schriftliche Befragungen und Zeichnungen ausgewertet, wobei der Metapher als Ausdrucksphänomen und Untersuchungsinstrument eine hohe Relevanz zukommt. Im Wechselspiel von empirischer Auswertung, Methodenreflexion und theoretischen Überlegungen entsteht ein allgemein anwendbares wissenschaftlich fundiertes Modell zur Erforschung interdisziplinärer Forschungsfragen. Sowohl das erarbeitete Modell als auch die Forschungsergebnisse und weiterführenden Überlegungen dieser Arbeit, die das Potenzial von ästhetischen Erfahrungen, Imagination und Kreativität einbeziehen, sind für eine Vielzahl von Forschungsfeldern relevant. Dazu zählen die Kunstpädagogik und Ästhetische Bildung, die Bild- und Erziehungswissenschaften, die Medienpädagogik, die Kinder- und Jugendpsychologie, die Psychotherapie sowie insbesondere auch die Kunsttherapie.
Priv.-Doz. Dr. Annette Wiegelmann-Bals, geb. 1970, Preisträgerin des bundesweiten Forschungspreises der Friedrich-Stiftung 2009, Privatdozentin für Kunstpädagogik an der Universität Paderborn und Studienrätin (Kunst und Pädagogik) am Gymnasium; Promotion (Dr. phil.) über die Kinderzeichnung im Kontext der Neuen Medien (2007); Habilitation (2013) über Metaphern im Kontext der neuen Medien. Weitere Informationen: www.wiegelmann-bals.de.

Anett Müller
Erinnern und Vergessen
Medienformen im digitalen Wandel
480 S., geb., € 44,00
978-3-96317-156-7
Erinnern und Vergessen sind Prozesse, die durch Film- und Fernsehproduktionen wie auch durch das Internet eine neue Dynamik erhalten. Anett Müller untersucht hierzu die Präsentationsformen und Wirkungsweisen von Bildern und deren Materialitäten in ihren einzelnen Medienformen. Die Beispiele aus Film, Fernsehen und digitalen Medien verfolgen ein gemeinsames Ziel: Geschichte durch das Erzählen von Geschichten mit vergangenen und gegenwärtigen Bildern über die Funktionen der Reproduktion und Reflexion erfahrbar zu machen und Vergangenheit für die Gegenwart zu aktualisieren. Erinnerungskulturen, die in Film, Fernsehen und dem World Wide Web etabliert werden, prägen die Zukunft entscheidend mit und stehen damit zwischen dem Erinnern und dem Vergessen erst am Anfang ihrer Wirkung.
Dr. Anett Müller ist Beraterin für interne Kommunikation und Projektmanagement in Frankfurt. Zuvor hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg gearbeitet und war als Online-Redakteurin beim ZDF tätig. Sie studierte Medien-, Theater- und Literaturwissenschaften in Bayreuth und Marburg und machte 2008 ihren Masterabschluss. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Film und Geschichte, Fernsehen und kulturelles Gedächtnis sowie digitale Medien und Erinnerungskultur.

Merle Otholt
Integration und Bildungserfolg
Einflussfaktoren für die schulische Integration
von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
am Beispiel der Herkunftsländer Iran und Türkei
120 S., br., € 19,00
978-3-96317-153-6
Laut nationalem Integrationsplan ist Bildung der Schlüsselfaktor für eine gelungene Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in die deutsche Gesellschaft. Doch obwohl der Begriff ›Migrationshintergrund‹ nahelegt, dass es sich hierbei um eine homogene Gruppe handelt, die sich am stärksten dadurch auszeichnet, dass sie keinen deutschen Hintergrund hat, setzt sich jeder einzelne dieser Migrationshintergründe aus einer spezifischen Kultur und Sprache, einer individuellen Einbindung in soziale Verhältnisse und der Erfahrung von unterschiedlichen Migrationsauslösern und -formen zusammen.
Welche Vorerfahrungen und kulturellen Ressourcen bringen die einzelnen Jugendlichen mit? Was sind die psychosozialen He/raus/forderungen bei ihrer Integration in das deutsche Schulsystem und damit die deutsche Gesellschaft? Am Beispiel der Herkunftsländer Iran und Türkei veranschaulicht Merle Otholt die Vielschichtigkeit dessen, was unter dem Begriff ›Migrationshintergrund‹ gefasst wird, und zeigt, welche kulturellen und migratorischen Einflussfaktoren den Erfolg von Jugendlichen mit iranischem oder türkischem Migrationshintergrund im deutschen Schulsystem in verschiedenem Umfang beeinflussen.
Die Erkenntnisse finden sich in Optimierungsvorschlägen für die verschiedenen Ebenen des Schulsystems - Bildungspolitik, Schule und Unterricht - wieder.
Merle Otholt, geb. 1993 in Oldenburg, schloss ihr Lehramtsstudium in den Fächern Ethik und Englisch erfolgreich mit dem Ersten Staatsexamen an der Philipps-Universität Marburg ab. Derzeit ist sie Studienreferendarin an einer Integrierten Gesamtschule bei Hannover. Drei längere Auslandsaufenthalte, u. a. sieben Monate in der Türkei, legten den praktischen Grundstein für ihre Beschäftigung mit den Themen Migration und Integration.

Literarische Werdegänge
Lesebiografien von Nachwuchswissenschaftler_innen
Herausgegeben von Kathrin Heintz und Walter Kühn
204 S., br., € 24,00
978-3-96317-145-1
Literatur prägt unser Welt- und Selbstverständnis - von der Kindheit an. Dabei ist es nicht nur von Bedeutung, welche Werke man liest, sondern auch, wann dies geschieht. Bücher lösen in verschiedenen Lebensphasen ganz Unterschiedliches aus. Zunehmend beeinflussen und erweitern andere Medien wie Film, Fernsehen und Internet die Lektüreerlebnisse und -prägungen.
Den Spuren, die ihre Lektüren hinterlassen haben, folgen in diesem Band zehn Nachwuchswissenschaftler_innen. Ihre Lesebiografien zeugen von einer bunten Vielfalt an unterschiedlichen Lektüreerfahrungen und medialen Zugängen, aber auch davon, dass der bildungsbürgerliche Kanon keineswegs obsolet geworden ist. Das Suchen und Finden der eigenen Identität und individueller forschender Zugänge zur Literatur ist dabei ebenso zentral wie die Frage, ob der eigene Werdegang überhaupt rekonstruierbar ist. Mit Beiträgen der Herausgeber_innen Kathrin Heintz und Walter Kühn sowie von Michael Bahn, Iuditha Balint, Markus Engelns, Nicolai Glasenapp, Björn Hayer, Nicole Mattern, Michaela Nowotnick und Timo Rouget.
Dr. Kathrin Heintz, Studium der Soziologie und Germanistik in Mannheim, Teaching Assistant an der University of Virginia, 2015 Promotion über Hans Henny Jahnns Perrudja, seit 2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Koblenz- Landau am Campus Landau im Bereich Literaturwissenschaft und -didaktik. Forschungsschwerpunkte: Kinder- und Jugendliteratur, Bilderbücher und die Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts.
Dr. Walter Kühn, Studium der Germanistik und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Promotion über die Heidegger-Rezeption bei Günter Eich, Ilse Aichinger, Wolfgang
Hildesheimer, Ingeborg Bachmann und Paul Celan (Vermischte Zustände: Heidegger im literarisch-philosophischen Leben der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, Würzburg 2015). Kühn arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau


Neue Modelle für die Prävention in der Altenpflege
- vor dem Hintergrund von Berufsbiografieorientierung,
Dienstleistungsvielfalt und High-Tech
200 S., br., € 28,00
978-3-96317-155-0
Die Altenpflege hat durch den demografischen Wandel ein großes Personalproblem. Immer weniger Pflegekräfte stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Die Gesundheit und Motivation der Beschäftigten ist damit eine zentrale Voraussetzung dafür, dass die zukünftig weiter steigende Zahl der Pflegebedürftigen kompetent und sicher versorgt werden kann.
Dieses Buch stellt wissenschaftlich fundierte, praxisfähige Ansätze für Präventionsstrategien in stationären Pflegeeinrichtungen vor, die einerseits die Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeit, andererseits das Angebot von individuellen Präventionsmaßnahmen in den Betrieben umfassen. Auch Zukunftsthemen der Branche wie veränderte Berufsbiografien, die Entwicklung der Dienstleistungsvielfalt und der Einsatz moderner Technologien in der Pflege werden diskutiert. Die Beiträge des Bandes stammen von Pflege- und Arbeitswissenschaftler_innen, aber auch von Expert_innen aus der betrieblichen Praxis, die moderne, integrierte Präventionsmodelle erfolgreich in verschiedenen Einrichtungen umgesetzt haben. Das Buch richtet sich damit sowohl an die einschlägigen wissenschaftlichen Disziplinen wie auch an die Praxis der Altenpflege.


Björn Vedder
Reicher Pöbel
Über die Monster des Kapitalismus
160 S., br., € 18,00
978-3-96317-126-0
Die Superreichen stehen unter heftigem Beschuss: Sie plündern die Welt und mästen sich an fremder Arbeit, verspielen unsere Zukunft und zerstören den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die »Fuck-You-Politik der Oberschicht« (Michael Naumann) hat einen »Krieg der Klassen« (Warren Buffet) provoziert, der größtenteils noch in den Medien, vielleicht aber bald schon in den Parlamenten und auf den Straßen geführt wird. Mit den geschulten Augen des Kulturphilosophen zeigt Björn Vedder: Die Kritik am »reichen Pöbel«, wie sie derzeit in Debatten, Filmen, Büchern und Fernsehserien Konjunktur hat, ist halbherzig und heuchlerisch. Sie dämonisiert eine kleine gesellschaftliche Gruppe, ohne das dahinterstehende Wirtschaftssystem und unsere eigene Rolle darin infrage zu stellen. Wie gefährlich diese fehlgeleitete Kritik für die politische Kultur und die unter Druck geratene Mittelschicht werden kann, zeigen die jüngsten Wahlerfolge von Populisten, etwa von Donald Trump oder der AfD. Denn während es sich die vermeintlichen Gesellschaftskritiker beim Reichen-Bashing gemütlich machen, entsteht eine brandgefährliche politische Allianz: Der arme und der reiche Pöbel schicken sich gemeinsam an, der von ihnen umklammerten Mitte der Gesellschaft den Garaus zu machen.  Bulli Talk: Bjoern VedderAmmersee-Interview der Süddeutschen Zeitung mit dem Autor Björn Vedder


Herbert Storn
MIT DEMOKRATIE ERNST MACHEN
Für eine radikale ökonomische Aufklärung
Überlegungen zum Politischen Unterricht
204 S., br., € 22,00
978-3-96317-139-0
Werte wie demokratische Mitbestimmung, Gerechtigkeit, Solidarität, Rücksichtnahme auf Mensch und Natur können im politischen Unterricht auch ohne ökonomischen Sachverstand auskommen. Wer aber verstehen will, welche Strukturen und Prozesse diesen Werten entgegenarbeiten, sollte sich tunlichst mit den diversen Widersprüchen unseres Wirtschaftsmodells befassen. Herbert Storn schaut zurück auf 50 Jahre 68er-Bewegung und hinter die Fassade von Demokratie und deutschem Exportüberschussmodell. Der erfahrene Berufsschullehrer, Personalrat beim Kultusministerium und aktive Gewerkschafter öffnet den Blick für die realen aktuellen Entscheidungsmechanismen und liefert ganz konkrete Empfehlungen für den politischen Unterricht. Beispiele aus dem Politikunterricht und der gewerkschaftlichen Praxis beleuchten diese. Herbert Stornschaut als »Alt-68er« hinter die Fassade unserer Demokratie. In seine Analysen und Überlegungen gehen fast ein halbes Jahrhundert konkreter Erfahrungen als Lehrer an einer Beruflichen Schule in Frankfurt am Main, als aktiver Gewerkschafter und als Lehrer-Hauptpersonalrat beim hessischen Kultusministerium ein.

Hier schreibt Paris
Ein  Wolfenstein’sche Sammelwerk, über die Zeitläufe aktuell und lesenswert
mit Texten von André Gide, Jean Cocteau, Paul Valéry, Le Corbusier u.a.
300 S., br., € 24,00
978-3-96317-125-3
1931 gibt der deutsche Expressionist Alfred Wolfenstein eine viel beachtete Anthologie in der Internationalen Bibliothek Berlin heraus: »Hier schreibt Paris«. In ihr versammelt er Vertreter aus ›Tout-Paris‹, der kulturellen und literarischen Elite Frankreichs. Sie richtet ihren Blick auf die französische Metropole, um ein intellektuelles Panorama dieser großen Stadt in ihrer sozialen und mentalitätsgeschichtlichen Verfasstheit zu liefern. Es sind keine Betrachtungen von außen, sondern Innenansichten, die - heute wieder gelesen - zum virtuellen Reiseführer ins Paris der 20er- und frühen 30er-Jahre werden. Es sind poetische, eindringliche und aufregende Einblicke von Zeitzeugen wie Paul Valéry, Iwan Goll, Jean Giraudoux, Jean Cocteau, André Gide und Le Corbusier mit ihren unterschiedlichen Auffassungen und Blickwinkeln, Eindrücken, Empfindungen und Einschätzungen.
Diese Sammlung wird als zweiter Band der von Hermann Haarmann herausgegebenen Edition Alfred Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur wieder zugänglich gemacht:
EDITIONSPLAN: 1. Emily Brontë: Umwitterte Höhen / 2. Alfred Wolfenstein (Hg.): Hier schreibt Paris / 3. Gérard de Nerval: Erzählungen I–III / 4. Edgar Allan Poe: A. G. Pyms abenteuerliche Erlebnisse / 5. Paul Verlaine: Gedichte / 6. Victor Hugo: Der letzte Tag eines Verurteilten / 7. Jean-Arthur Rimbaud: Leben, Werk, Briefe / Weitere Bände in Vorbereitung
Alfred Wolfenstein (1883–1945) war ein expressionistischer Lyriker, Dramatiker und Übersetzer. Protegiert von Dichtern wie Robert Musil und Rainer Maria Rilke hielt er sich lange Zeit im Zentrum der literarisch-politischen Avantgarde Frankreichs und Deutschlands auf. Verfolgt von den Nationalsozialisten, nahm er sich im Januar 1945 in Paris das Leben.


Klaus Vogel
Zauberhaftes Denken
Annäherungen an Max Kommerell
190 S., br., € 25,00
978-3-96317-132-1
Kennern gilt Max Kommerell (1902-1944) als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Vom Rang eines Walter Benjamins - und mit diesem immer wieder in einem Atemzug genannt. Dass er aber, im Unterschied zu Benjamin, bis dato hartnäckig ‚Geheimtipp‘ blieb und es trotz wiederholter und in jüngerer Zeit gar verstärkter Bemühungen nicht gelingen konnte, Kommerell entsprechend zu lancieren, als geistige ‚Größe‘ zu etablieren, gründet wohl nicht zuletzt in der Schwierigkeit, sein nach außen verkappt als ‚Literaturgespräch‘ auftretendes Denken theoretisch zu identifizieren, diesem - wie im Falle Benjamins den einer ‚Kulturwissenschaft’ - überhaupt einen Namen zu geben. Annäherungen an Max Kommerell versteht sich als Versuch, aus beständig wechselnder Perspektive, die hierfür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Dabei kommen nacheinander in den Blick: Status und Sprechweise einer ‚verschluckten Theorie‘; Genre und Selbstverständnis einer poetischen Psychologie (am Beispiel Schiller); das Zentralproblem ‚Ästhetizismus’ (am Beispiel Hölderlin); Goethe als Vorbild und andere, daran anschließende ‘Wahlverwandtschaften’ im Geiste (Benjamin und Cassirer); abschließend das ausdrückliche methodische Selbstportrait als ‚deutscher Calderon‘.

Eyke Isensee
Das Justiz-Bild im Spielfilm der NS-Zeit
532 S., br., € 45,00
978-3-96317-135-2
Eyke Isensee liefert mit seiner Untersuchung die erste umfassende Darstellung des Justiz-Bildes im Spielfilm der NS-Zeit. Den Autor interessieren in diesem Zusammenhang vor allem diejenigen Filme, die viele Jahrzehnte als ideologisch unbelastet galten und deswegen teilweise bis in die jüngste Vergangenheit eine unkritische Rezeption erfahren haben. Neben exemplarischen Filmen der heiteren wie ernsten Unterhaltungssparte (u. a. „Mazurka“, „Schlußakkord“, „Sensationsprozeß Casilla“, „Der Fall Deruga“ oder „Der Maulkorb“) und einem Blick auf die Propagandafilme „Jud Süß“ und „Ich klage an“ finden vor allem „Der Gasmann“ (1943/44) und „Der Verteidiger hat das Wort“ (1941) ausführliche Berücksichtigung - beides Filme, die durch Publikumslieblinge wie Heinz Rühmann und Heinrich George in den Hauptrollen seinerzeit für eine breite Rezeption gesorgt hatten. Isensee fragt danach, wie die Justiz in diesen Werken dargestellt und welche Funktion ihr in den Filmen zugeordnet wurde, wie sehr filmpolitische Entscheidungen das Justiz-Bild im Spielfilm beeinflussten und wie im Abgleich damit die tatsächliche Entwicklung des Justizsystems in der NS-Zeit aussah. Zwischen filmischem Zerrbild und historischer Praxis sucht Isensee die Wirkungsabsichten dieser Filme zu rekonstruieren und schafft damit den Boden, auf dem eine kritische, medienwissenschaftliche Reflexion stattfinden kann.

Striss, Michael
Gnade spricht Gott - Amen mein Colt
Motive, Symbolik und religiöse Bezüge im Italowestern
672 S., br., € 39,00
978-3-96317-123-9
Die Filmhelden nennen sich Halleluja, Amen und Spirito Santo. Zum Stammpersonal gehören Pfarrer, Priester, Ordensleute. Häufig wird die Bibel zitiert und gebetet. Worum handelt es sich? Um erbauliche Unterhaltung für fromme Christen? Keineswegs. Die Rede ist vom zynischen und gewalttätigen Italowestern, dem populärsten und innovativsten Vertreter des europäischen Genrekinos der 60er- und 70er-Jahre. Er hat seither nicht nur Kultstatus unter vielen Filmliebhabern erreicht, sondern übt bis heute prägenden Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten des Films aus. Michael Striss nähert sich dem Phänomen aus der Sicht eines Kenners und Liebhabers des italienischen Genrefilms, aber auch aus der des Theologen. Aus dieser doppelten Per/spektive gelingt ihm nicht nur eine ausführliche Analyse der Motive des Genres, sondern erstmals auch eine umfassende Darstellung der vielfältigen religiösen Bezüge. Der Leser begegnet auf diesem Streifzug Huren und Heiligen, wahren Teufeln ebenso wie Racheengeln oder messianischen Erlöserfiguren. Er erlebt Passion, Kreuzigung, Auferstehung, aber auch die Hölle und das göttliche End/gericht. Am Schluss steht die erstaunliche Erkenntnis: Der Italowestern ist ohne seine Verwurzelung im biblisch-christ/lichen Glauben - und sei er noch so verschüttet oder gebrochen dargestellt - nicht zu denken.

Udo Köpke
Die Vergötterung der Märkte
Warum die Natur zum Mittelpunkt der Ökonomie werden muss
250 S., br., € 22,00
978-3-96317-138-3
Obwohl unser Wirtschaftssystem an seine Grenzen stößt, wird von neoliberalen Ökonomen immer mehr Wachstum gefordert. Dabei ist Wachstum nicht die Lösung, sondern die Ursache vieler Missstände. Mehr Wachstum fordert immer mehr Rohstoffe, doch die Ressourcen unseres Planeten sind endlich, der Kampf um sie hat längst begonnen. Die entfesselten, auf Wirtschaftswachstum ausgerichteten Märkte werden die sozialen, ökologischen und ökonomischen Probleme nicht lösen. Erst recht nicht die Probleme, die im Zusammenhang mit einem lebenswichtigen, aber wenig beachteten Stoff, nämlich Kohlenstoff, stehen. Mit seiner Erfahrung als Wirtschaftslehrer zeigt Udo Köpke plastisch und mit Nachdruck: Es ist höchste Zeit, dass wir die maßlose Ausbeutung der Naturschätze stoppen und die Gestaltung der Gesellschaft nicht länger den Märkten überlassen. Nicht das Kapital steht im Mittelpunkt der Wirtschaft, sondern die Natur, die uns Kohlenstoff als Lebensgrundlage zur Verfügung stellt, und die von ihr lebenden Menschen. Eindrücklich kritisiert Köpke die neoliberale Denkweise und macht sich stark für eine dekarbonisierte Ökonomie und eine ökologische Steuerreform. Die Klimakatastrophe können nur wir aufhalten, nicht die Märkte.

Klaus Simon
Zur Welt kommen
Wie alles mit allem verbunden ist
100 S., br., € 14,00
978-3-96317-122-2
Keine ausgedachte Geschichte könnte verblüffender sein als das, was in Wirklichkeit geschieht. In mitreißender Begeisterung schildert Klaus Simon den bisherigen Verlauf der Evolution. Mit Hilfe von Denkbildern, die er auch als philosophische Augenöffner einsetzt, macht Simon begreifbar, was sich unserem Verstehen gewöhnlich entzieht - selbst die Erkenntnisse der modernen Physik werden fassbar. Simons Blick in die Vergangenheit und zum Ursprung entpuppt sich als Fahrplan in die Zukunft. Denn die Zeit ist reif für ein neues Verstehen - und damit für das Überdenken festgefahrener weltanschaulicher Auffassungen. Jenseits von Atheismus und Theismus findet Simon einen dritten Ort zur Betrachtung der Frage, wie das Leben gelingen kann. Es zeigt sich: Wir stehen vor einem ganz neuen Schritt evolutionärer Entwicklung, einer Ausweitung unserer Wahrnehmung. Dabei braucht es eine Allianz der Vernunft quer durch alle Schichten und Gruppierungen, um den Herausforderungen des religiösen Extremismus sowie politischen und ökologischen Krisen wirksam zu begegnen. Ein einfühlsames, animierendes Nachdenkbuch, das unter die Haut geht.

Lisa Uhlig-Elsebach
Hara Yoga
Achtsam fließen
102 S., br., € 22,00
978-3-96317-121-5
Yoga ist eine uralte und bewährte Tradition aus Indien, die das eigene Körpergefühl verbessern, körperliche Beschwerden lindern und zu einem allgemeinen Wohlbefinden beitragen kann. Die erfahrene Yogalehrerin Lisa Uhlig-Elsebach hat in Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin Shora Fallahi das Konzept des Hara Yoga Flows entwickelt. Diese spezielle Form des Yogas ist geprägt von fließenden Bewegungen, die im Körperzentrum ihren Ursprung finden, sanft ineinander übergehen und so zu einem ganzheitlichen Bewusstsein und Körpergefühl beitragen. Die Autorin hat sich damit beschäftigt, wie sich das Hara sinnvoll in Yoga einbeziehen lässt. Eine Besonderheit dieses Yogas sind die wellen- und spiralförmigen Bewegungen sowie ein angemessener Einsatz der Beckenboden- und Bauchmuskulatur, bei dem ein implizites Körper- und Bewegungsverständnis im Mittelpunkt steht. Im ersten Teil des Buches wird der Ansatz des Hara Yoga Flows beschrieben. Zudem erläutert die Autorin anschaulich allgemeine Ausrichtungsprinzipien des Körpers und gibt Empfehlungen zur Verbesserung der eigenen Wahrnehmung. Den zweiten Teil des Buches bildet ein umfassend illustrierter Übungs- und Anleitungsteil, der dazu anregt, kleine Sequenzen oder ganze Bewegungsabfolgen zu üben. Mit diesem Band lädt die Autorin dazu ein, den eigenen Körper besser kennen und lieben zu lernen.

Claudia Böttcher
»Fortschrittlich« versus »reaktionär«
Deutungsmuster des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus
in historischen Dokumentationen des DDR-Fernsehens
450 S., br., € 40,00
978-3-96317-136-9
Claudia Böttcher rekonstruiert Deutungsmuster des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in historischen Dokumentationen des DDR-Fernsehens von 1952 bis 1989. Sie analysiert und erfasst die engen Verschränkungen des (partei-)offiziellen Geschichtsdiskurses über den antifaschistischen Widerstand in der DDR mit dessen Darstellung in historischen Dokumentationen des DDR-Fernsehens. Insgesamt 548 historische Dokumentationen wurden von der Autorin zunächst quantitativ ausgewertet, um erste Tendenzen in Bezug auf den filmischen Umgang mit dem antifaschistischen Widerstand ablesen und Konjunkturen herausstellen zu können. Daran anknüpfend werden Einzeldokumentationen mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet, welche die Diskurse über den antifaschistischen Widerstand für einzelne Zeitphasen berücksichtigt. Die abschließende interpretative Verknüpfung beider Untersuchungsebenen macht die Entwicklung von Deutungsmustern in den Darstellungen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in den historischen Dokumentationen sichtbar und lässt Rückschlüsse auf die Entwicklung des thematischen Gegenstandes insgesamt zu.

Svenja Maria Dilger
Neue Väter
Zur Vereinbarkeit von Sorge- und Erwerbsarbeit
92 S., br., € 14,00
978-3-96317-120-8
Wird heutzutage über Familie und Elternschaft diskutiert, dann geraten moderne Leitbilder in den Fokus, die auf eine Abkehr vom klassischen Familienernährer-Modell und die Entstehung neuer Männlichkeitskonzepte hindeuten. Die Rede ist von „aktiver Vaterschaft“ und „neuen Vätern“. Heutige Väter wollen nicht mehr nur auf ihre Funktion als Familienversorger reduziert werden, sondern sich aktiv an der Fürsorge ihrer Kinder beteiligen. Warum halten dennoch viele Familien an der traditionellen Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit fest? Welche Männlichkeitskonzepte werden von der Gesellschaft propagiert und warum fällt es so schwer diese herkömmlichen Modelle hinter sich zu lassen? Svenja Maria Dilger veranschaulicht, warum die Umsetzung aktiver Vaterschaft so schwierig ist und zeigt wie Vorstellungen von einer egalitären Partnerschaft und einer Ausbalancierung von Sorge- und Erwerbsarbeit eher umsetzbar werden.

Technobilder
Medialität, Multimodalität und Materialität in der "Technosphäre"
230 S., br., € 29,00
978-3-96317-116-1
Die voranschreitende Evolution der Medien hat eine Flut an Interface- und Displaytechnologien hervorgebracht, die neuartige multi-modale Repräsentationsformen erlauben und forcieren. Will man demnach der Beschreibung und Analyse moderner Medientechnologien in bildtheoretischer Perspektive gerecht werden, sollte dem traditionellen Bildbegriff ein aktualisiertes Verständnis dieser Phänomene zur Seite gestellt werden. Hierbei erscheint vor allem ein multi-modales Verständnis einer materiell induzierten Bildlichkeit - im Kontext aktueller Medientechnologien des interaktiven und digitalen Bewegtbildes - als zielführend, wenn es darum geht, gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen adäquat fassen zu wollen.
Der Band zieht daher Medialität, Modalität und Materialität als Konzepte für eine Medien- und Bildtheorie der "Technosphäre" heran, um deren Tragfähigkeit, Reichweite und Beziehungen interdisziplinär auszuloten.

Carolin Tillmann
Niemand sollte vor seinem Tod sterben müssen
Ein Mutmachbuch für Schwerkranke und ihre Angehörigen
140 S., br., € 16,00
978-3-96317-127-7
Wenn man schwer kranke Menschen danach fragt, wann sie sich erstmals ihrer Endlichkeit bewusst wurden, so berichten diese nicht etwa von Krankenhausaufenthalten und Medikamenteneinnahmen. Sie schildern die Momente, wo ihnen bewusst wurde, im Job nicht mehr auf dem alten Niveau mithalten zu können; sie berichten über Situationen, in denen sie eigene Hobbies und Interessen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mussten und vor allem: über Erlebnisse, in denen sie das erste Mal sozial ausgegrenzt oder diskriminiert wurden. Dieser Prozess eines sozialen Sterbens kann aufgrund des medizinischen Fortschritts ganze Lebensjahrzehnte von Menschen bestimmen. Carolin Tillmann hat mit Menschen in genau diesen Situationen gesprochen und die wichtigsten Hürden in ihrem Lebens- und Arbeitsalltag aufgedeckt. Sie fragt: Was können diese Menschen tun, um sich Lebensqualität zu erhalten, welche Teilhabemöglichkeiten gibt es und wie kann das soziale Umfeld Unterstützung bieten? Ein authentischer Ratgeber, der tiefe Einblicke in Lebenswelten eröffnet, vor denen wir alle gern die Augen verschließen.


Daniela Molnar
Arbeitsanforderungen und -belastungen in der niedrigschwelligen Drogenhilfe
Eine Betrachtung von bayerischen und hessischen Kontaktläden
490 S., br., € 40,00
978-3-96317-130-7
In Kontaktläden der niedrigschwelligen Drogenhilfe findet sich eine eigene, der ‚Normalgesellschaft‘ fremde Welt, die man meist nur vom schnellen, fast heimlichen Blick im Vorbeigehen kennt. Dort trifft man auf Menschen, die langjährig exzessiv Drogen konsumieren, die persönliche und doch miteinander vergleichbare Erlebnisse mitbringen - und man trifft auf diejenigen, die in dieser Welt professionelle Unterstützung und Hilfe anbieten: Die Mitarbeiter*innen von Kontaktläden. Deren Perspektive stellt Daniela Molnar ins Zentrum ihrer gleichermaßen einsichtsreichen wie eindrucksvollen Untersuchung: Wie erleben sie es, in dieser Welt zu arbeiten? Woran erfreuen sich Kontaktladenmitarbeiter*innen und was frustriert sie? Die Rekonstruktion dieses Felds der Sozialen Arbeit eröffnet nicht nur einen Blick in den Arbeitsalltag von Kontaktläden, sondern vermittelt auch eindrücklich, inwiefern Arbeitsanforderungen und -belastungen mit (drogen-)rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen und den Interessen gesellschaftlich-politischer Akteur*innen verwoben sind und wie die Mitarbeiter*innen diese speziellen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse erleben - um eine Verbesserung der Arbeitssituation in Kontaktläden zu erreichen.

Sandra Köhnlein
Begegnungsrunde Handwerk
Materialsammlung für die themenorientierte Gruppenarbeit mit Senioren
120 S., br., € 15,00
978-3-96317-128-4
Mit »Begegnungsrunde Handwerk« legt Sandra Köhnlein eine Erweiterung zu Ihrem Grundlagenbuch »Themenorientierte Begegnungsrunden planen und umsetzen« vor. Der neue Band versammelt eine Fülle an Praxisvorschlägen zur ganzheitlichen Aktivierung von Senioren, die um das Thema Handwerksberufe und Heimwerken kreisen. Betreuungskräfte finden darin konkrete Ideen für alle Phasen der Gruppenstunde - vom Einstieg bis zum Ausklang. Um auf eine Vielzahl unterschiedlicher Fähigkeiten der Teilnehmenden eingehen zu können, sind die Aktivitäten geordnet nach kognitiv stimulierenden Einheiten sowie Einheiten, die motivierende Impulse für Körper und Seele liefern. Der Band eignet sich besonders zum Austausch und gemeinsamen Tun mit Personen, die beruflich mit dem Handwerk in Berührung kamen, die zu Hause selbst handwerklich tätig waren, im ländlichen Raum mit einer Vielzahl an Handwerksbetrieben aufgewachsen sind, aber auch für all diejenigen, die aufgeschlossen sind für Neues. Weitere Themen-Bände in Planung: Pfingsten & Schawuot, Gegensätze, Glück.

Stefanie Vollmann
Innovationsmanagement unter extremer Unsicherheit
Neue Methoden zur Ideenbewertung zu Beginn des Innovationsprozesses
188 S., br., € 25,00
978-3-96317-119-2
Unternehmerischer Erfolg braucht Innovation, doch mehr als die Hälfte aller Innovationen scheitert bei der Markteinführung. Warum sind es so viele und warum scheitern sie so spät? Immerhin sind bis zur Markteinführung viel Geld und Zeit in die Entwicklung geflossen. Eine wesentliche Ursache liegt in fehlerhaften Weichenstellungen in der frühen Phase des Innovationsprozesses, im sogenannten „Fuzzy Front End“ (FFE), wo erstmalig über das Ob und Wie einer Innovation entschieden wird. Gerade hier kann aber mit niedrigem Ressourcenaufwand die richtige Richtung eingeschlagen werden. Obwohl dies grundsätzlich bekannt ist, gilt das Fuzzy Front End als weitestgehend unerforscht und in der Praxis häufig als vernachlässigt. Die Konsequenz ist gravierend: Insbesondere im frühen Bewertungs- und Auswahlprozess („Opportunity Evaluation“) von Innovationen werden vage Bauchentscheidungen getroffen oder es finden unflexible kennzahlenbasierte Methoden Anwendung, für die insbesondere bei radikalen Innovationen jegliche Grundlage fehlt. Auf Basis innovativer Methoden und Bewertungstools entwickelt Stefanie Vollmann deshalb ein neuartiges Phasenmodell für die Bewertung von Ideen und Innovationen im unsicheren, aber für den Erfolg entscheidenden Anfangsstadium des Innovationsprozesses.

Image Evolution
Technological Transformations of Visual Media Culture
225 pp., hardbound., € 49,00
978-3-96317-137-6
The history of images can be described as a history of technology and mediality. The development of images is deeply rooted in the potentials of media technologies and the numerous human inventions in the range of traditional craftsmanship, engineering science, computer science, and art and design. The factual embedding of images in the historical-technological processes constitutes a complex structure of an autonomous »image evolution« that must be highlighted, characterized and analyzed by the interdisciplinary academic discourses that are related to the functions and structures of visuality, pictoriality, and forms of multi-sensoric representations. The chosen term »evolution« is deliberately indicating structural laws that underlie historical events. These laws are intentional and logical processes of a historical and technological interdependency. In this interdependency, technology is evolving out of its inherent structures and additionally embedded in anthropological conditions and sociocultural dynamics. In this context, we should work with the concept of an »image evolution«.

Literaturen des Pathos
Ästhetik des Affekts von Aristoteles bis Schlingensief
Herausgegeben von Björn Hayer und Walter Kühn
192 S., br., € 22,00
978-3-96317-124-6
Das Pathos ist ein maßgeblicher Faktor in Literatur, Kultur und Politik. Die Kontexte, in denen Pathos bemängelt, beschworen und beschrieben wird, sind vielfältig - sei es in sozialen Netzwerken, in parlamentarischen Debatten, in Zeitungsressorts wie dem Feuilleton, in zeitgenössischer Literatur und bildender Kunst oder in den Geisteswissenschaften. In Anknüpfung an Forschungen aus dem Bereich der kulturwissenschaftlich orientierten Philologie, die seit den 1990er Jahren ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf Emotionen verwendet, versammelt der vorliegende Band Pathoskonzeptionen bei Aristoteles, Platon, Heinrich von Kleist, Friedrich Schiller, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Hilde Domin, Alexander Kluge, Heiner Müller und Christoph Schlingensief.
Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur


Brontë, Emily
Umwitterte Höhen
Übersetzt von Alfred Wolfenstein
340 S., geb., € 20,00
1.Auflage
978-3-96317-107-9
Mitte der 1980er-Jahre gab Hermann Haarmann der Witwe Alfred Wolfensteins - Henriette Hardenberg, die nach der Scheidung 1938 neu heiratete - das Versprechen, die ihm übertragenen Rechte an den Wolfenstein-Übersetzungen zu nutzen, um diese vor dem Vergessen zu bewahren. Gut 30 Jahre später steht nun Emily Brontës einziger Roman »Wuthering Hights«, dieses Meisterwerk der viktorianischen Erzählkunst, am Beginn von »Alfred Wolfensteins Kleiner Bibliothek der Weltliteratur«, mit der die wichtigen Übersetzungen Alfred Wolfensteins einer interessierten Leserschaft wieder zugänglich gemacht werden. Weitere Übertragungen werden folgen - auf der Autorenliste stehen u.a. Gérard de Nerval, Edgar Allen Poe, Arthur Rimbaud, Gustave Flaubert, Percey Shelley sowie auch die von Alfred Wolfenstein besorgte Anthologie »Hier schreibt Paris«.
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Nehring, Christopher
Millionär in der DDR
Die deutsch-deutsche Geschichte des Kunstmillionärs Siegfried Kath
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-100-0
Der Antiquitätenhändler Siegfried Kath war der wohl einzige Selfmade-Millionär der DDR und dabei ein Grenzgänger zwischen Ost und West. Wenige Monate nach Schließung der innerdeutschen Grenze wanderte er im Jahr 1961 in die DDR ein - scheinbar aus Versehen. Innerhalb von zehn Jahren baute er sich vom sächsischen Pirna aus ein extrem lukratives Kunsthandels/imperium auf und geriet damit ins Visier des Ministeriums für Außenhandel: Alexander Schalck-Golodkowskis Kommerzielle Koordinierung, die legendäre KoKo. Der Historiker Christopher Nehring hat die Archiv/quellen zu Siegfried Kath ausgewertet und im familiären Umfeld geforscht. Mit »Millionär in der DDR« legt er die erste Biografie dieser schillernden Figur vor. Vom Tellerwäscher zum Antiquitätenmogul - Kath lebte mitten im Sozialismus den American Dream. Dafür musste er auf drastische Weise bezahlen, als er 1974/75 von der KoKo abserviert, von der Stasi verhaftet und dann abgeschoben wurde. Doch Kath ließ sich nicht lange fernhalten. Schon kurze Zeit später betrat er wieder den Boden der DDR, konnte allerdings weder im Osten, noch im Westen Deutschlands jemals wieder an alte Zeiten anknüpfen. Nehring folgt Kaths Geschichte in all ihren erstaunlichen Wendungen. Ihm gelingen spannende Einblicke in eine unkonventionelle deutsch-deutsche Geschichte, in der die historischen Hintergründe von Bundesrepublik und DDR in ihrer Unterschiedlichkeit, aber auch in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit hervortreten.
REZENSION: DIE WELT  ......REZENSION: BERLINER KURIER......Trailer: Christopher Nehring – Millionär in der DDR
"Albert T. Lieberg hat ein kluges, hochaktuelles Buch verfasst. Seine Analyse der neoliberalen Wahnidee .und des Konsumterrors der Warengesellschaft ist bestechend. 
Es gibt keine Ohnmacht in der Demokratie. 
Lieberg zeigt den Weg zur dringend notwendigen Entmonetarisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse.und zur Befreiung des Identitätsbewusstseins im Menschen." 
Jean Ziegler,.....
Autor des Buches "Der schmale Grat der Hoffnung".....
und Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrates......

Albert Tullio Lieberg
Der Systemwechsel
Utopie oder existenzielle Notwendigkeit?
120 S., br., € 17,00
978-3-96317-105-5
Revolution oder Evolution? Konsumwahn, Stress, Verdummung, Umweltzerstörung, Kriege, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausgrenzung und Vereinsamung - dies sind nur einige Aspekte unserer globalen Wirklichkeit. Um die Fehlentwicklungen und Missstände unserer Evolution auf Dauer überwinden zu können, brauchen wir einen tiefgreifenden, vielleicht sogar radikalen Systemwechsel. Das hier skizzierte Modell der Gesamtgesellschaftlichen Modernen stellt sich dieser Herausforderung. Albert Lieberg erarbeitet eine konkrete alternative Gesellschaftsoption. Er geht damit über die bekannte Materialismus- und Kapitalismuskritik hinaus, verliert sich nicht in der Betrachtung isolierter Reformansätze, sondern wagt ohne Tabus die Formulierung eines ganzheitlichen politischen Ansatzes. Weite Teile der Weltbevölkerung sehnen sich nach Vorschlägen für fundamentale Veränderungen in unserer Gesellschaft - dieses Buch möchte nicht nur einen konkreten Beitrag dazu leisten, sondern damit auch eine konstruktive Debatte einleiten. 

Yasujiro Ozu und die Ästhetik seiner Zeit
Mit Beiträgen von Kayo Adachi-Rabe, Andreas Becker, Marcos P. Centeno Martín, Kerstin Fooken, Simon Frisch, Woojeong, Joo, Stefanie Kreuzer und Jörg Schweinitz.
192 S., br., € 25,00
978-3-96317-111-6
Die Beiträge dieses zweisprachigen Bandes ordnen die Ästhetik von Yasujiro Ozus Filmen in die seiner Zeitgenossen ein. Dabei rückt der Blick auf die zahlreichen Resonanzen und Synchronismen zwischen Ozu und dem globalen Film. Ozu und der Westen, das sind schon in den 1920er Jahren keine bloßen Gegensätze, sondern sich überlagernde Felder. Ozu entkontextualisiert Darstellungselemente des westlichen Films, kombiniert sie, reißt sie mitunter aus dem Zusammenhang und ordnet sie um, erfindet sie neu. Film über 0zus Filme
Ozus Filme z.B.: I Was Born But...LATE SPRING, OHAYO
Das große Buch über Berlins fast vergessenen Freizeitpark:

Christopher Flade / Ludwig Neumann / Sacha Szabo
Rummel im Plänterwald
Kulturpark - Spreepark - Lost Place
303 S., 20 cm², zahlr. farbige Abbildungen, geb., € 34,00
978-3-96317-103-1
Rechtzeitig vor der Wiedereröffnung des Spreeparks erscheint im Büchner-Verlag eine opulente Chronik zur Geschichte des Rummels im Plänterwald. Der vollfarbige Bildband versammelt eine Fülle an Fotos, Anekdoten, Insiderwissen und teils noch nie veröffentlichten Dokumenten zu einer fast vergessenen Berliner Institution. Am 4. Oktober 1969 wurde der »VEB Kulturpark Berlin« als einziger ständiger Rummelplatz der DDR eröffnet. Nach der Wende wurde er privatisiert, modernisiert und als Freizeitpark »Spreepark Plänterwald« weitergeführt. Nach jahrelangen Versuchen, den Park zu retten, musste er am 4. November 2001 seine Tore schließen. Die meisten Attraktionen stehen noch heute im Park: das 45 Meter hohe Riesenrad dreht sich quietschend im Wind, durch die Schienen der Parkbahn wachsen Bäume, in den Pfeilern der Achterbahn nisten Vögel. Als poetischer Ort des Verfalls ist der Park in den letzten Jahren auch zum begehrten Drehort für Foto- und Film/aufnahmen geworden ist (Hollywood-Film »Wer ist Hanna?«, die deutschen Serien- und Filmproduktionen »GZSZ«, »Anna und die Liebe«, »Löwenzahn« sowie »Tatort Berlin« u. a.). Das dreiköpfige Autorenteam zeichnet nicht nur die Geschichte dieses berühmtesten Berliner Lost Places nach, sondern beleuchtet auch seine anhaltende Faszinationskraft.


Christopher Flade / Ludwig Neumann
Spreepark
Lost Place mitten in Berlin
52 S., br., € 6,00
978-3-941310-96-4
Verlassen, mitten im Wald und doch im Herzen der Millionenmetropole Berlin befindet sich der Spreepark Plänterwald. Gräser wachsen durch Achterbahnschienen, das Riesenrad dreht sich langsam quietschend im Wind, zerschlagene Dinosaurierfiguren liegen verwittert am Boden - was klingt wie die Einleitung zu einem Gruselroman, war in Berlin mehr als ein Jahrzehnt Realität. Wo sich einst über eine Million Menschen im Jahr tummelten und Kinder lachten, wurde es ab November 2001 plötzlich ruhig. Die Achterbahnen und Karussells stehen seither still. Wie kam es dazu? Hätte man das verhindern können? Warum fand man so viele Jahre keine Lösung für den Berliner Freizeitpark? Und wie soll es mit dem Areal direkt an der Spree weitergehen? Machen Sie gemeinsam mit den beiden Spreepark-Experten Christopher Flade und Ludwig Neumann eine Zeitreise! Beide Autoren kennen den Park sehr gut noch aus der Zeit, als er in Betrieb war und archivieren seit der Schließung Erinnerungen für das Informations-Portal berliner-spreepark.de. Erleben Sie in diesem Band die bewegendsten Momente des Vergnügungsparks von seiner Gründung zu DDR-Zeiten, über die Privatisierung und Schließung bis heute.

Marcel Veneman
Sprühliebe
Professionelle & kreative Gestaltung
64 S., br., € 22,00
978-3-96317-118-5
Sprühliebe bietet ein einmaliges Portfolio an gestalterischen und werbetechnischen Lösungen für innen und außen, die sich durch die Fusion von Kunst und Corporate Design sehr bewährt haben. Sprühliebe steht seit 2014 für höchste Qualität im Bereich der künstlerischen Fassadengestaltung und hat in Zusammenarbeit mit Städtischen Ämtern und privaten Auftraggebern, große Erfolge im Bereich Werbung und auch der präventiven Vorsorge gegen illegales Graffiti verzeichnen können.

Gero Schwager
Kann Musiktherapie die sozialen Fähigkeiten von Kindern
mit Autismus-Spektrum-Störungen verbessern?
Eine Auswertung aktueller Studien
110 S., br., € 16,00
978-3-96317-115-4
Autismus-Spektrum-Störungen sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Sie zeichnen sich bei den Betroffenen vor allem durch Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation aus. Durch gezielte Therapie lassen sich aber die Symptome reduzieren. Nachdem die Musiktherapie in diesen Bereichen bei Kleinkindern schon erste positive Effekte verzeichnen kann, wird in diesem Band der Fokus auf schulpflichtige Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren gelegt. Dazu erläutert Gero Schwager im ersten Teil die wissenschaftlich relevanten Hintergrundinformationen und widmet sich im zweiten Teil der Auswertung aktueller Studien, um auf dieser Grundlage eine Implementierung von Musiktherapie in den Förderschulalltag zu diskutieren.
Unterbringungssituation von Geflüchteten contra Willkommenskultur


Küster, Franziska
Architektur als Ausdruck politischer Kommunikation
Zur Unterbringungssituation von Geflüchteten in Deutschland
160 S., br., € 19,00
978-3-96317-108-6
Die jüngste Flucht- und Migrationsbewegung hat deutsche Städte und Gemeinden vor immense Herausforderungen gestellt: Die Ankommenden müssen angemessen betreut, versorgt und untergebracht werden. Allerdings prägen vielerorts provisorische Notunterkünfte wie Leichtbauhallen und Containerdörfer das Bild. Und auch die Reaktionen der Bevölkerung auf die Zufluchtsuchenden und die damit verbundenen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben bewegen sich auf einem Kontinuum zwischen gelebter Willkommenskultur und der Sorge, dass Deutschland dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Je stärker Themen wie die Wohnsituation und Integration von Geflüchteten in den öffentlichen Fokus rücken, desto dringlicher ist die Frage, wie dieser Situation nicht nur gesellschaftlich und politisch, sondern auch mit Architektur und Städtebau begegnet werden kann. Auf Basis von qualitativen Expertengesprächen untersucht Franziska Küster die Unterbringungssituation von Geflüchteten in Deutschland und geht der Frage nach, inwiefern architektonische und städtebauliche Maßnahmen die Integration der Geflüchteten beeinflussen. Dabei identifiziert sie integrationsfördernde und -hemmende Faktoren und analysiert, ob die öffentliche Meinung sowie die massenmediale Berichterstattung Einfluss auf die Ausgestaltung von Wohnraum für Geflüchtete haben. Darüber hinaus werden die intendierte gesellschaftliche Außenwirkung der Geflüchtetenunterkünfte sowie die angenommenen Auswirkungen auf deren Bewohner untersucht.
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Mayer, Christian
Rettet die Wirtschaft … vor sich selbst!
Faszinierende Reise ans Ende des neoklassischen Universums
220 S., br., € 18,00
978-3-96317-101-7
»Rettet die Wirtschaft … vor sich selbst!« rechnet ab mit der Mainstream-Ökonomie, mit ihren mathematischen Modellen und kühnen Kalkulationen einer Zukunft, die sich dann doch immer ganz anders gestaltet. Wie kann es sein, dass eine Profession, die häufig mit grotesken Fehleinschätzungen auffällt, in der Öffentlichkeit dennoch als unverzichtbarer Hort der Weisheit wahrgenommen wird? Christian Mayer hilft uns, ein ganz neues Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen zu entwickeln. Eines, das ökonomisches Geschehen in der Welt nicht auf eine Sammlung fehlerhafter Formeln reduziert. Das den Menschen als vielschichtiges, komplexes Wesen anerkennt, der mit dem Modell des Homo oeconomicus nur wenig gemein hat. Dabei führt uns der Autor zugleich auf ein Feld, auf dem der Kampf um die Ökonomie der Zukunft bereits begonnen hat. Denn der Widerstand gegen die neoklassische Sichtweise der Wirtschaft ist längst erwacht. So zeigt Mayer nicht nur die Schwächen des alten Ansatzes auf, sondern auch den Reichtum neuerer Ideen und Modelle.....DER AUTOR AUF YOUTUBE

Szabo, Sacha
Außeralltägliche Welten
Oktoberfest, Disneyland, Computerspiele. Sozioanalyse des Vergnügens
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-106-2
Warum besuchen Millionen Menschen Volksfeste, was begeistert Millionen Besucher an Freizeitparks und was fasziniert Millionen Spieler an den Simulationen dieser Vergnügungswelten in Computerspielen? Dieser Frage spürt der Kultursoziologe Sacha Szabo nach. Er zeigt, dass es das Erleben des Außeralltäglichen ist, das die Besucher anzieht. Es ist das Erlebnis eines Jenseits des Alltags, in dem es weder Sorgen noch Nöte gibt; einem zeitweiligen Paradies im Hier und Jetzt. Und so entwickelt Szabo ausgehend von diesen Orten en passant eine Theorie des Vergnügens. Das Besondere ist, dass dieses Vergnügen in einem exklusiven Raum stattfindet, den es nur für diesen besonderen Zweck gibt: einem Heterotop. Diese Eigenheit verbindet sowohl die analogen als auch die digitalen Vergnügungswelten. Damit sind Oktoberfest, Disneyland und RollerCoaster Tycoon nicht nur drei prominente Beispiele, sondern zugleich Wegweiser, die zeigen, wie die Zukunft des Vergnügens aussehen kann.

Dumke, Thomas / Turgay, Aylin / Mosell, Vandana
Soziale Medien als Konfliktarena
Alltagskonflikte Jugendlicher und wie sie über die Nutzung von Social Network Sites bearbeitet werden
174 S., br., € 20,00
978-3-941310-94-0
Welche Relevanz haben soziale Medien im Alltag von Jugendlichen? Wie werden sie von diesen genutzt, wie werden darüber gesellschaftlich dominante Moraldiskurse von ihnen verhandelt und wie wehren sie sich gegen die Aneignung und Kontrolle ihres Medienhandelns durch Erwachsene - vor allem durch problematisierende Zuschreibungen wie „Cybermobbing“ oder „Sexting" und die damit verbundenen Reglementierungen durch Elternhaus, Schule und Gesellschaft. Das Forscher_innenteam unter Leitung von Elke Schimpf und Johannes Stehr hat diese Fragen im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht. In den von ihnen geführten Gruppendiskussionen mit Jugendlichen haben sie nach Konflikthemen, aber auch nach Ressourcen und Strategien der Bewältigung gefragt. Mit Hilfe eines konflikttheoretischen Ansatzes beschreiben sie in diesem Sammelband die Handlungspraktiken und Deutungen der Jugendlichen in Bezug auf ihre Nutzung sozialer Netzwerke. Sie zeigen, inwiefern social media als Ressource zur Bearbeitung von Konflikten dienen und welche Rolle Institutionen wie die Schule in diesem Zusammenhang spielen. Die Beiträge machen social networking sites als Bestandteil der Alltags- und Lebenswelten von Jugendlichen greifbar und verdeutlichen, welche alltäglichen Interaktionsformen dort praktiziert werden, welche Konflikte thematisiert werden und welche Relevanz diese für die (Re)produktion von Geschlechter- und Generationsverhältnissen besitzen.

Köhnlein, Sandra
Themenorientierte Begegnungsrunden planen und umsetzen
Die große Ideensammlung für die Seniorenarbeit
140 S., br., € 20,00
978-3-96317-104-8
Jeder Mensch ist einzigartig - in HInblick auf seine körperlichen Voraussetzungen, besonderen Fähigkeiten und Glaubenssätze. Für eine ganzheitliche Betreuung von Senioren bedeutet dies, Begegnungsrunden auf unterschiedliche Kompetenzen abzustimmen. Das Personal in Pflege- und Betreuungseinrichtungen muss Interessen und Bedürfnisse in der Gruppe berücksichtigen und somit verschiedene Aktivierungsformen unter einen Hut bringen. In ihrem neuen Anleitungsband stellt Sandra Köhnlein eine Vielzahl von Aktivitäten vor, die zum Ausgangspunkt für themenorientierte Begegnungsrunden werden können. Diese reichen vom Erinnern und Erzählen über Gedächtnistraining und Spielen, Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen bis hin zu Musik und Rhythmik. Neben konkreten Vorschlägen liefert sie als erfahrene Betreuungskraft auch Wissen und Material, um eigene Begegnungsrunden planen und umsetzen zu können. Sie zeigt, wie man diese modellhaft entwickelt, erfolgreich umsetzt - auch mit Hilfe von Ritualen - und wie man sie im Nachgang professionell reflektiert. So können mit Begegnungsrunden schlüssige und sinnerfüllte Akzente gesetzt werden, sowohl für die Seniorengruppe als auch für das Team.

Immersion - Design - Art: Revisited
Transmediale Formprinzipien neuzeitlicher Kunst und Technologie
232 S., br., € 29,00
978-3-96317-109-3
Eintauchen in eine künstliche Welt, den Unterschied zwischen Artefakt und Realität nicht mehr erkennen, ein Versprechen, das in Kunst und Design zwischen antiken Maleranekdoten und den digitalen Spielen unserer Tage nichts von seinem Faszinosum eingebüßt hat.
Immersionsästhetiken haben spätestens seit der Renaissance immer wieder Konjunkturen, die in der Regel den Einbruch neuer Medientechnologien markieren. So zuletzt in den aufgeregten Debatten der Jahrtausendwende, als unter dem Eindruck digitaler Simulation gar ein vollständiger Bruch mit allen überkommenen Vorstellungen des Wirklichen konstatiert wurde. Mehr als ein Jahrzehnt später hat sich diese Realität als äußerst resistent erwiesen und die Technologien der Immersion wurden selbstverständlicher Bestandteil von alltäglicher Kommunikation und ästhetischem Erleben. In dieser Gewöhnlichkeit verbirgt sich die eigentliche künstlerische Herausforderung.
Die Autoren zielen auf eine eigenständige medientheoretische Perspektive ab, in der Medienkunst weder als einfacher Effekt der Medientechnologie erscheint, noch die gesellschaftliche Realität der Medien mit der künstlerischen Phantasie der Medienkünstler verwechselt wird. Die Analyse dieses Designs der Gegenwart sowie seiner künstlerischen Reflexion zielt auf eine zeitgemäße Ästhetik des Digitalen ab, welche die naiven Pole zwischen Euphorie und Apokalypse, die die Debatte einst prägte, hinter sich lassen kann.

Stefanie Vollmann
Videojournalisten als Storyteller
Eine Chance für neue authentische Narrationsformen in der TV-Landschaft
170 S., br., € 25,00
978-3-96317-113-0
Digitalkameras und einfache Schnittsoftware ermöglichen es, dass heute potenziel jeder Fernsehjournalist Beiträge als Videsoumalist (VJ) selbst drehen und schneiden kann. Online hat diese Entprofessionalisierung bereits zu innovativen Genre-Mischungen geführt. Im Fernsehen aber verstärkt sich aktuell im Bereich erzählerischer Genres (Reportage, Feature, Dokumentation) der Trend, Inhalte in festgezurrten Formaten zu präsentieren. Können die innovativen Potenziale von VJs in der deutschen Fernsehproduktion also gar nicht genutzt werden? Stefanie Vollmann untersucht dies am Beispiel des Einsatzes von VJs in erzählerischen Genres. Sie kombiniert eine Literaruranalyse mit einer Befragung von Redakteuren und VJs sowie Zuschauern des für diese Arbeit produzierten VJ-Films "Paris par Hasard". Es zeigt sich VJs können durch Authentizität, Nähe, Kreativität und Flexibilität überzeugen. Doch in der Praxis werden VJs meist in fomatierten tagesaktuellen Produktionen eingesetzt.

Journalismus auf Smartwatches
Komplementäre Erweiterung zu Smartphones oder technisches Tor zu eigenständigen digitalen Erzählformen?
Analysen, Bewertungen und Prognosen
150 S. plus virtueller Anhang, br., € 24,00
978-3-96317-114-7
Die Zukunft des Journalismus ist digital - und mobil: Smartphones haben Desktop-PCs inzwischen als primäres Online-Nachrichtenmedium abgelöst. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Smartwatches stellt sich die Frage: Droht das gleiche Schicksal nun den Smartphones? Können Smartswatches neue journalistische Darstellungsformen prägen und Smartphones als primäres Online-Nachrichtenmedium vom Thron stoßen? Anis Micijevic liefert hier die erste wissenschaftliche Analyse zum journalistischen Potenzial von Smartwatches im deutschsprachigen Raum und gibt eine wertvolle Orientierung und Kategorienbildung auf einem bislang kaum erforschten Gebiet.

Marcus Voigt
Die “Lügenpresse“ ein nützliches Instrument für den Rechtspopulismus?
180 S., br., € 24,00
978-3-96317-110-9
Die Alternative für Deutschland (AfD) hat sich - zumindest vorläufig - im deutschen Parteiensystem etabliert Sowohl in der Forschung zum Rechtspopulismus allgemein als auch im spezifischen Fall der AfD weist der Forschungsstand noch große Lücken auf. Ziel des Buches ist es daher, am Beispiel der AfD die politischen Kommunikation rechtspopulistischer Parteien offenzulegen. Marcus Voigt hat dazu Leitfadeninterviews mit Politikern der AfD und einem ehemaligen Politiker der Partei geführt. Es zeigt sich, dass die politische Kommunikation der AfD in idealtypischer Weise der rechtspopulistischer Parteien entspricht. Bewusste Provokationen und strategische Tabubrüche, insbesondere bei den Themen Flüchtlingskrise und Islam, sollen mediale Aufmerksamkeit erregen und so den politischen Diskurs verschieben. Die Presse ist Feindbild, wird Lügenpresse genannt, doch zugleich als Multiplikator genutzt und instrumentalisiert, um Rechtspopulismus zu verbreiten und die pluralistische Gesellschaft anzugreifen.

Jacek, Rzeszotnik
Stanislaw Lems literarische Gedankenexperimente
Eine Essaysammlung
180 S., br., € 22,00
978-3-96317-112-3
Stanislaw Lem gilt als „Exportschlager“ der polnischen Literaturszene. Die Werke des bedeutenden literarischen Visionärs wurden in 57 Sprachen übersetzt und mehr als 45 Millionen Mal verkauft, übersetzte Ausgaben seines Werkes können in Buchhandlungen in aller Welt gefunden werden. Der „dialektische Weise aus Kraków“ (Rottensteiner) gehört somit zu den am intensivsten gelesenen polnischen Autoren auf beiden Uferseiten der Elbe. Gelingt es Lem also, mit der Rezeption seines Schrifttums das Paradigma der prinzipiellen gegenseitigen (Nicht-)Wahrnehmung der Deutschen und der Polen im Bereich kultureller Errungenschaften infrage zu stellen? Jacek Rzeszotnik hat festgestellt, dass bislang nur wenige größere (wissenschaftliche) Abhandlungen über Lems Werk vorliegen. Das Hauptgewicht der rezeptiven Leistung im deutschen Sprachraum bilden bisher Interviews, gefolgt von Feuilletons, Sammelrezensionen und Einzelbesprechungen sowie kurzen Pressenotizen. Diesem Sachverhalt möchte Rzeszotnik mit dem Essayband „Stanislaw Lems literarische Gedankenexperimente“ Rechnung tragen. In 13 Beiträgen, die im Zeitraum von 2005 bis 2017 entstanden sind, hat sich der Autor zum Ziel gesetzt, das in der deutschen Öffentlichkeit funktionierende Bild von Lem als Schriftsteller und (Wissenschafts-)Philosoph und seinem Schaffen punktuell zu rekonstruieren. Dabei verfolgt der Autor der Essays nicht das Ziel, die Besprechungen zu Lems Werken zu rezensieren, sondern möchte die jeweils individuellen „Deutungsdispositionen“ der Kritiker und ihren Ausschlag für das kreierte Lem-Werk-Bild herausarbeiten.

Image Temporality
Time, Space and Visual Media
210 S., br., € 49,90
978-3-941310-92-6
Media technology plays a significant role in addressing the different sense modalities of the recipient or user. This role seems to deeply influence our concepts of time and space: The more a media technology is becoming a trigger for sensory and perceptual experiences, the bigger is the influence on temporality and spatiality. Image Temporality could be one part of the temporality discourse to connect the concepts of static and dynamic images with the approaches in modern media theory, philosophy of mind, perceptual theory, aesthetics, and film studies as well as the complex range of image science.This volume monitors and discusses the relation of time, space and visual media within the perspective of an autonomous image science.


Kai Eicker-Wolf
Wirtschaftswunderland
Eine Abrechnung mit der Wirtschaftspolitik von Gerhard Schröder bis heute
160 S., br., € 16,00
978-3-941310-82-7
Deutschland geht es gut, Industrie und Handwerk gelten als hochgradig wettbewerbsfähig und die Außenhandelsüberschüsse als Beleg, dass alles fabelhaft läuft. Wer die Lage so einordnet, blickt jedoch vorbei an den Schattenseiten dieser Wirtschaftsentwicklung: an der Schere zwischen Arm und Reich, Abstiegsängsten oder dem Unbehagen des Auslands an der deutschen Entwicklung. Kai Eicker-Wolf zeigt, dass die ungerechte Einkommens- und Vermögensverteilung und der hohe Exportüberschuss die Kehrseiten ein und derselben Medaille sind. Seit Gerhard Schröder lebt Deutschland massiv unter seinen Verhältnissen - das ist bedenklich. Denn die Sparpolitik hat uns gravierende Fehlentwicklungen beschert wie die Unterfinanzierungen sozialer Bereiche, darunter Gesundheit und Pflege sowie Erziehung und Bildung. Mit fundierten Lösungs- und Finanzierungsvorschlägen plädiert Eicker-Wolf für eine deutliche Neuorientierung der Struktur- und Wirtschaftspolitik in Deutschland, die Verteilungsgerechtigkeit nur dann herstellt, wenn sie auch Sozialpolitik ist.

banal  trivial  phaenomenal
Spielarten des Trash
Herausgegeben von Jonas Nesselhauf und Markus Schleich
236 S., br., € 29,90
978-3-941310-87-2
Trash, der, Substantiv, aus dem Engl. ›Müll‹, ›Abfall‹, ›Schund‹; bezeichnet in den Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften eine scheinbar ›minderwertige‹ Ästhetik trivial-populärer Artefakte (-> lowbrow), wobei die Grenzen zur absichtlichen Erzeugung von T. (-> Meta-T.) teilweise fließend verlaufen und T. somit wiederum zu einem Schreibverfahren werden kann.Die Spielarten des T., des Meta-T. und der Verbindung von Kunst und ›Abfall‹ umfassen verschiedenste Medien und Genres, darunter den T.film (bspw. in britischen »Hammer«-Produktionen), Literatur und Lyrik (u.a.Friederike Kempner, Julie Schrader), Comic (Chris Ware etc.), Popmusik (etwa Blumfeld), Bildende Kunst (bspw. Kurt Schwitters), TV-Formate (›Reality-TV‹), Computerspiele sowie als deren Performanz die Fanfiction oder »Bad Taste Partys«.

Ernst Wolff
Finanz-Tsunami
Wie das globale Finanzsystem uns alle bedroht
200 S., br., € 19,00
978-3-00-057533-4
„Das Finanzwesen erschließt sich nur Fachleuten und braucht euch Normalbürger nicht zu interessieren, weil es euer Alltagsleben nur am Rande berührt“ - so wurde es uns jahrzehntelang eingebläut. Das Gegenteil ist der Fall: Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, hat sich die Finanzindustrie zur mächtigsten Größe auf unserem Planeten entwickelt. Dabei bleibt ihr Führungspersonal im Dunkeln und lenkt die Geschicke der Welt auf eine Weise, die selbst bei genauer Betrachtung nur schwer zu durchschauen ist.
Mit seiner packenden Darstellung der Machenschaften und Akteure der Finanzwirtschaft weist Ernst Wolff ein weiteres Mal auf sein zentrales Anliegen hin: die Herrschaft einer übermächtigen Elite zu beenden, deren Gier unsere Lebensgrundlagen zerstört und unsere Zukunft gefährdet. (erscheint in der edition e.wolff)

Sacha Szabo
Lunaparks
Auf den Spuren einer vergessenen Vergnügungskultur
Bildband
200 S., zahlreiche farbige Abbildungen, geb., € 35,00
978-3-941310-83-4
Lunaparks - noch Anfang des 20. Jahrhunderts weit verbreitet, sind heute aus dem Bild von Freizeit- und Vergnügungskultur verschwunden. Dabei gab es allein in Deutschland fast ein halbes Dutzend derartiger Parks. Der Hugo-Haase-Park in Hamburg und später der Lunapark Hamburg-Altona bestanden zeitgleich mit den Parks in Dortmund, Köln und Leipzig. In Berlin existierten in dem Zeitraum von Anfang des Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg zeitgleich sogar drei derartige Parks. Sacha Szabo hat dieses Stück Kultur liebevoll aufbereitet und vielfältiges Quellen- und Bildmaterial zusammengestellt. Er fragt: Was macht die Besonderheit dieser Parks aus und wie kam es zu ihrem Verschwinden aus dem Erscheinungsbild deutscher Städte? Er nimmt die Leser mit auf eine spannende Entdeckungsreise zu den Ursprüngen dieser besonderen Begegnungsorte, für die - im Unterschied zu heutigen Parks - Tanzsalons, Bierhallen und Kneipen bestimmend waren und die einen festen Bestandteil urbaner Unterhaltungskultur bildeten.

Bildverstehen
Spielarten und Ausprägungen der Verarbeitung multimodaler Bildmedien
Herausgegeben von Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse und Norbert M. Schmitz
248 S., br., € 29,90
978-3-941310-79-7
In der menschlichen Wahrnehmung, Verarbeitung und Speicherung bewegter (interaktiver) Bildtypen spielen die Systeme des Mentalen und Leiblichen eine zentrale Rolle: Wir entschlüsseln Zeichen und Symbole, verstehen und erleben multimodale Artefakte, lassen uns vom Realismus digitaler Bilder überrumpeln oder koppeln uns mental und motorisch mit Filmen oder Computerspielen. Folglich formieren sich erst im Zusammenwirken von sinnlicher Adressierung, kognitiver Organisation und leiblicher Partizipation sowohl phänomenale als auch semiotische Prozesse des Verstehens oder Erlebens. Die davon geprägten spezifischen Verarbeitungs- und Speicherungsvorgänge medialer Impulse stehen im Fokus des Bandes.

Sandra Köhnlein
Basteln und Gestalten mit Senioren
Mit zahlreichen Schablonen und Kopiervorlagen
140 S., br., € 22,00
978-3-941310-84-1
Kreative Begegnungsrunden verbessern die Lebensqualität von Pflegebedürftigen in Senioreneinrichtungen. Sie ermöglichen ein Zusammentreffen, geben Senioren die Möglichkeit, sich einander anzunähern und dabei sich und andere in der gemeinsamen Tätigkeit besser kennenzulernen. Als Expertin in der Arbeit mit Pflegebedürftigen hat Sandra Köhnlein ein Praxisbuch für das Basteln und Gestalten mit Senioren entwickelt. Ein erster Teil vermittelt Basiswissen, das in der Seniorenarbeit Tätige bei der Planung und Umsetzung von Begegnungsrunden unterstützt. Ein zweiter Teil liefert kreative Techniken und Bastelvorschläge. Diese werden ergänzt von wertvollen Zusatzinformationen und Tipps sowie genauen Angaben zum Materialbedarf. Der übersichtlich gestaltete Band liefert eine Fülle an kreativen Ideen und thematisiert praxisnah, wie die konkrete Umsetzung der Begegnungseinheiten aussehen kann.

Werner Brinker
Denkfehler Wachstum
Wege in eine zukunftsfähige Wirtschaft
134 S., br., € 14,90
978-3-941310-21-6
'Wohlstand braucht Wachstum' - so lautet das ständig wiederholte Mantra unserer Wirtschaftspolitik. Ohne Wachstum drohen leere Kassen, ist der Sozialstaat gefährdet, kann es keinen Wohlstand geben. Aber Wachstum zerstört unsere Lebensgrundlagen, gefährdet den sozialen Frieden, verschärft die globale Armut und ist gar die Ursache für Kriege. Ein unentwirrbares Knäuel wechselseitiger Abhängigkeiten? Werner Brinker bringt Ordnung in das Durcheinander, zeigt Zusammenhänge und Widersprüche auf und erläutert, wie sich Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Umweltzerstörung gegenseitig beeinflussen. Warum muss die Wirtschaft ständig wachsen? Wo ist der (Not-)Ausgang? Dies sind die zentralen Fragen des Buches. Wo andere sich in einer Analyse der Probleme erschöpfen, zeigt Werner Brinker einem eleganten Ansatz, der den Weg aus dem Dilemma öffnet, hin zu einer Wirtschaftsform ohne Wachstum, Umweltvernichtung und Sozialabbau.

Nicklas Baschek
Anfeindungen
Carl Schmitts "Begriff des Politischen" aus Perspektive der Systemtheorie Niklas Luhmanns
102 S., br., € 14,90
978-3-941310-11-7
Die Unterscheidung von Freund und Feind. In seinem Buch "Der Begriff des Politischen" sieht Carl Schmitt darin die Triebfeder politischen Handelns. Trotz dieser aggressiven Grundtendenz nimmt seine politische Theorie neuere Ansätze zur Politik der Differenz, der Abweichung und des Anderen vorweg. Doch wer unterscheidet bei Schmitt zwischen Freund und Feind? Und aus welchen Gründen wird jemand zum Feind? Das Buch untersucht den "naturwüchsigen" Charakter dieser Unterscheidung bei Carl Schmitt. Unter Verwendung Niklas Luhmanns Systemtheorie entlarvt der Autor die bedrohliche Ausgangssituation der Fremdheit und Feindschaft bei Schmitt als reaktionäre Konstruktion.

Nils Adamo
Bedingungsloses Grundeinkommen
Sozialromantik oder Zukunft des Sozialstaats?
137 S., br., € 19,90
978-3-941310-19-3
Immer weniger Menschen erzielen durch Erwerbsarbeit ein existenzsicherndes Einkommen. Eine der zentralen politischen Fragen der letzten Jahre ist daher: Wie lassen sich unter den Bedingungen schrumpfender Verteilungszuwächse noch soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe organisieren? Als Lösungsmöglichkeit rückt das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens immer mehr in den Blickpunkt der kontrovers geführten Debatte um die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme. Nils Adamo stellt in diesem Band die verschiedenen Modelle für ein bedingungsloses Grundeinkommen vor. Er verfolgt den bisherigen Weg der politischen Auseinandersetzung, der letztlich in die entscheidende Frage mündet: Wie wollen wir in Zukunft leben?

Jong Uk Yun
Die Spielfilme von Ken Loach
Perspektive eines realistischen Kinos
215 S., br., € 26,90
978-3-941310-10-0
Ken Loach begann seine Karriere 1964 als Fernsehregisseur bei der BBC. Seitdem hat er mehr als 40 Kino- und Fernsehfilme gedreht. Die Spielfilme von Loach sind gekennzeichnet durch das Interesse am Leben der ‚einfachen’ Leute und der Arbeiterklasse, die normalerweise in der Kinolandschaft kaum beachtet werden. Ebenfalls charakteristisch ist die Verwendung von bestimmten stilistischen Merkmalen und die künstlerische Konstruktion, womit versucht wird, das Leben jener Bevölkerungsschicht so ‚realistisch’ wie möglich wiederzugeben. In diesem Buch zeigt der Autor die thematische und stilistische Charakteristik der Spielfilme von Ken Loach unter der Berücksichtigung der gesellschaftlichen und medialen Kontexte von Großbritannien auf.
16 Spielfilme von Ken Loach werden hier eingehend behandelt: UP THE JUNCTION (1965), CATHY COME HOME (1966), POOR COW (1967), KES (1969), LOOKS AND SMILES (1981), FATHERLAND (1986), HIDDEN AGENDA (1990), RIFF-RAFF (1991), RAINING STONES (1993), LADYBIRD LADYBIRD (1994), LAND AND FREEDOM (1995), BREAD AND ROSES (2000), SWEET SIXTEEN (2002), 11`09`01 - SEPTEMBER 11 (2002), TICKETS (2005) und THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY (2006).

Körperinszenierungen im japanischen Film
302 S., br., € 37,90
978-3-941310-73-5
Kaum eine Kinematographie weist eine solche Variation von Körperdarstellungen auf wie die japanische. Der Körper scheint nicht festgestellt. Er ist variierbar, überformbar, kann prothetisch ergänzt werden, ohne dass dies mit einer emotionalen Wertung verbunden wäre. Diese ›andere Körperlichkeit‹ betrifft nicht allein die dargestellten Stoffe. Sie hat eine filmtheoretisch weitreichende Bedeutung, fordert sie doch dazu auf, sich den Themenkomplexen der Identifikation und der Rolle des Zuschauers neu zu nähern. Der interdisziplinäre, deutsch- und englischsprachige Band stellt Fragen nach der Funktion dieser Art von (kulturell) alterner Körperlichkeit: Worauf reagiert die Imaginationswelt des Films? Welche kulturellen Bilder und Traditionen ruft diese wiederum auf? Behandelt werden unter anderem Arbeiten von Yasujirô Ozu, Akira Kurosawa, Shôhei Imamura, Shûji Terayama, Shinya Tsukamoto, Takeshi Kitano, Takashi Miike und Shunji Iwai.

Hercule Poirot trifft Miss Marple
Agatha Christie intermedial
Herausgegeben von Judith Ktetzschmar, Sebastian Stoppe und Susanne Vollberg
216 S., br., € 34,90
978-3-941310-48-3
Wie kaum eine andere Autorin des 20. Jahrhunderts hat Agatha Christie das Genre des Kriminalromans geprägt. Bis heute ist sie eine der meistgelesenen Schriftstellerinnen der Welt.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass Christies Werk vielfältig für Film, Fernsehen und Theater adaptiert wurde. Diese Intermedialität ist der Ausgangspunkt des Bandes. In welchem Verhältnis stehen literarische Vorlage und mediale Transformation? Warum bleiben manche Adaptionen sehr werkgetreu, während andere stark vom Original abweichen? Welche Rolle spielen exotische Orte, wiederkehrende Motive und Figurenkonstellationen? Wo sind Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Medientypen auszumachen?

Bildkörper
Zum Verhältnis von Bildtechnologien und Embodiment
Herausgegeben von Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse und Norbert M. Schmitz
242 S., br., € 29,90
978-3-941310-71-1
Im internationalen philosophischen und kognitionspsychologischen Diskurs erleben Überlegungen zum Embodiment momentan einen nie dagewesenen Aufschwung. Daher verwundert es nicht, dass auch im Kontext aktueller Entwicklungen der digitalen und immersiven Medientechnologien die Rolle des Leibes sowohl im theoretischen als auch im anwendungsorientierten Bereich mit neuer Verve betont wird. Auf diese Entwicklung Bezug nehmend, stellt der Band die Interaktion zwischen dem Medialen und den somatischen, neuronalen und mentalen - also verkörperten - Prozessen, die bei der Rezeption von Medieninhalten aktiv sind, in den Fokus. Denn erst die Analyse des Verhältnisses von Bildtechnologien und Embodiment erlaubt es, die Erlebnisdimensionen und Sinnhorizonte audiovisueller Artefakte von ihrer leiblichen Basis her näher zu beschreiben.

Iris Oberth
Der Narr als Epochenmotiv und metatheatrale Reflexionsfigur bei Shakespeare
'I am indeed not her fool but her corrupter of words'
240 S., br., € 25,90
978-3-941310-44-5
Vom karnevalesken Außenseiter zum scharfsinnigen corrupter of words - der Narr als eine zentrale Reflexionsinstanz der Frühen Neuzeit und ihrer (Welt-)Bühne: Die Studie untersucht zum einen den Narren als Epochenmotiv, als eine in dieser und für diese Zeit besonders signifikante Gestalt. Zum anderen erschließt sie eine Bedeutung und Funktion als Figur metatheatraler Reflexion in einem exemplarischen Werk der Zeit, bei Shakespeare. Dabei zeigt sich, dass Shakespeares weise Narrenfiguren über ihre charakteristische Lach- und Erkenntnisgemeinschaft mit dem Publikum hinaus zu vorrangigen Figuren des Reflektierens grundlegender Aspekte des frühneuzeitlichen Theaters selbst werden: Im liminalen Spiel des Narren beleuchtet ein in dieser Form neuartiges Medium sein eigenes Funktionieren und Vermögen - nicht zuletzt auch mit Blick auf seine Rolle im sozio-politischen Kontext der Epoche.

Daniel Schröder
Der Komponist Frank Zappa
Über die Aktualität der "Neuen Musik"
133 S., br., € 19,90
978-3-941310-28-5
The present-day composer refuses to die. Bereits in seinem ersten Album formulierte Frank Zappa den Anspruch, ein bedeutender Komponist zu werden. Und tatsächlich sollte es ihm gelingen, nicht nur zu einer einzigartigen Musikikone aufzusteigen, sondern auch in Kompositionen für große Orchester oder dem Projekt The Yellow Shark einen unverkennbaren Stil zu entwickeln. Doch wo genau im weiten Feld der "Neuen Musik" des 20. Jahrhunderts begegnen wir dem Komponisten Frank Zappa und wen trifft man neben Edgard Varèse noch in seinem Werk? War John Cage für ihn nur ein skurriler Pilzsammler und Karlheinz Stockhausen bereits in einem Helikopter auf dem Weg zurück zum Planeten Sirius? Haben eher Pierre Boulez’ Serialismus oder Conlon Nancarrows gestanzte Löcher ihre Punkte auf der Karte von Zappas musikalischen Kosmos hinterlassen? Was an Zappas Musik war konventionell, was innovativ? Und: Hat sich Zappa tatsächlich geweigert zu sterben? ENGLISCHE AUSGABE:  Frank Zappa - The Composer = 978-3-941310-85-8, € 19,90
Zappa - MontanaZappa - Bobby BrownZappa - Watermelon In Easter HayZappa- Why Does It Hurt When I Pee?

Creative Crowds
Perspektiven der Fanforschung im deutschsprachigen Raum
408 S., br., € 39,90
978-3-941310-42-1
Die Vorstellungen von Fans als hysterischen Teenies, aggressiven Hooligans oder nerdigen Einzelgängern haben sich drastisch gewandelt. Wurden Trekkies, Live-Rollenspieler oder Gothics vor einigen Jahren noch kritisch beäugt, debattiert heute jeder über die Hobbit-Filme oder die neue Sherlock-Staffel und kann sein Ramones-Shirt beim Discounter kaufen. Durch das Internet sind Fans nicht nur im Mainstream angekommen, sondern mündiger und kreativer geworden. Längst geben sie sich nicht mehr nur der Verehrung ihrer Lieblingsfiguren und Idole hin, sie erobern auch für sich selbst und ihren kreativen Output einen Platz in der Popkultur. Der Band versammelt Beiträge aus verschiedenen Disziplinen zu einem facettenreichen Spektrum von Fandoms, Fankulturen und Fankreationen im deutschsprachigen Raum: vom Fußballstadion bis ins Onlineforum, von Cosplayern zu Viddern, von Prince bis Twilight.

Pferde in der Geschichte
Begleiter in der Schlacht, Nutztier, literarische Inspiration
Herausgegeben von Frank Jacob
281 S., br., € 34,90
978-3-941310-45-2
Pferde waren lange bedeutend für die Geschichte des Menschen und wurden zu wesentlich mehr als nur zur Freizeitgestaltung genutzt. Gerade die Geschichtswissenschaft hat die Rolle von Tieren für den Lauf der Ereignisse zu lange unterschätzt. Der Band hat es sich zum Ziel gesetzt, im Besonderen die Bedeutung von Pferden für historische Entwicklungslinien und geschichtliche Prozesse etwas genauer zu untersuchen und einen möglichst chronologisch wie geographisch breit angelegten Überblick über die Bedeutung dieser Vierbeiner zu geben. Dafür werden nicht nur militärhistorische, sondern auch wirtschaftliche sowie kulturelle Aspekte untersucht, um dem interessierten Leser einen guten Einblick in die Geschichte der Pferde sowie deren Rolle für die Geschichte des Menschen zu gewährleisten.

Katharina Rein
Gestörter Film
Wes Cravens A Nightmare on Elm Street
124 S., br., € 14,90
978-3-941310-32-2
Wes Cravens „A Nightmare on Elm Street“ (1984) genießt heute mehr denn je Kultstatus. Allein der Gedanke an seine Hauptfigur Freddy Krueger jagt noch immer vielen Zuschauern einen Schauer über den Rücken – und zaubert eingeweihten Slasher-Fans ein Grinsen ins Gesicht. Katharina Rein unterzieht diesen unbestrittenen Genre-Klassiker einer intensiven Lektüre, in der sie den zentralen Momenten der Störung nachspürt. Anhand ausgewählter Sequenzen des Films deckt sie die Funktionsweisen von Störungen im Horrorgenre auf. Entgegen verbreiteter Auffassungen begreift sie diese im Anschluss an Michel Serres nicht als hinderlich, sondern als produktiv. Wie Rein zeigt, ist es diese Produktivität, die maßgeblich zum andauernden Erfolg und zur filmgeschichtlichen Bedeutung von „A Nightmare on Elm Street“ beigetragen hat.

Florian Lamp
"Die Wirklichkeit, nur stilisiert"
Die Filme des Ulrich Seidl
192 S., br., € 24,90
978-3-941310-04-9
Ulrich Seidl eilt der Ruf voraus, ein „Enfant Terrible“ des Dokumentarfilms zu sein - ein Regisseur, der die Wirklichkeit so lange manipuliert, bis sie in sein Bild von Wirklichkeit passt und damit zur „Wirklichkeit, nur inszeniert“ wird. Aber ist die Wirklichkeit als solche nicht schon an und für sich ein Konstrukt? Seidl hat mit seinen Werken immer wieder provoziert. Nach seinem Film DER BALL fliegt er von der Filmhochschule, nach TIERISCHE LIEBE erhält er einerseits Lob durch Werner Herzog, der beeindruckt feststellt, „im Kino noch nie so geradewegs in die Hölle geblickt“ zu haben, andererseits wird er als Vampir betitelt, der Menschen aus dem Kuriositätenkabinett vor die Kamera zerrt und Sozialpornographie betreibt. Erst als Seidl mit MODELS und später mit HUNDSTAGE beginnt, nicht mehr explizit Dokumentarfilme zu drehen, wendet sich das Blatt und er erlangt international Anerkennung. Ulrich Seidl inszeniert die Wirklichkeit neu und löst so die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm immer wieder auf. Florian Lamp untersucht Ulrich Seidls Filme von EINSVIERZIG (1980) bis JESUS, DU WEISST (2003) und legt dadurch nicht nur die zentralen Entwicklungslinien im Oeuvre des österreichischen Regisseurs frei, er hinterfragt auch kritisch den von Seidl selbst für sein Verfahren verwendeten Begriff der „Faction“. Abgerundet wird der Band von einem ausführlichen Interview, das der Autor mit Ulrich Seidl in Wien geführt hat.

Patrick Hilpisch
Cinema Goes Pop
Populärkultur in den Filmen Cameron Crowes
205 S., br., € 24,90
978-3-941310-06-3
In einem Zeitraum von 16 Jahren hat der amerikanische Regisseur Cameron Crowe sechs Filme geschaffen, die durchdrungen sind von populärer Kultur: SAY ANYTHING, SINGLES, JERRY MAGUIRE, ALMOST FAMOUS, VANILLA SKY und ELIZABETHTOWN. Sie alle zeichnen sich zum einen durch Soundtracks aus, die sich nahezu ausschließlich aus moderner Pop- und Rockmusik zusammensetzen. Zum anderen sind sie bevölkert von Charakteren, die sich entlang Popkultur definieren oder direkt mit ihrer Produktion bzw. Entstehung verbunden sind. Musik in Crowes Filmen ist immer mehr als ein „soundtrack with pictures“ und der Bezug auf Film, Fernsehen oder andere Bereiche populärer Kultur alles andere als willkürlich. Wie lässt sich die Größe „Popkultur“ bestimmen? Welche Bedeutung, welche Macht wird ihr zugeschrieben? Auf welche Weise nutzt sie Cameron Crowe für seine Filme? Wie setzt er seine Soundtracks ein? Wie bindet er popkulturelle Zitate und Referenzen in seine Geschichten bzw. seine filmischen Texte ein? Und welche Ziele verfolgt der ehemalige Musikjournalist mit diesen Strategien? Diesen Fragen geht Patrick Hilpisch hier auf den Grund.

Kim Ki-Duk
Barbar oder Sündenbock?
Herausgegeben von Jeong Seong-Il
441 S., br., € 39,90
978-3-941310-35-3
Kim Ki-Duk hat das koreanische Kino revolutioniert. Während seine Filme wie zuletzt "Pieta" (2012) auf internationalen Festivals gefeiert werden, ist der aus einfachen Verhältnissen stammende Autodidakt in seiner Heimat höchst umstritten. Vielen Koreanern gelten seine Werke als Ausgeburten eines sadistischen Wilden und nur wenige erkennen in ihnen die Abgründe ihres Landes und dessen Geschichte. Wer Korea verstehen will, muss Kim Ki-Duk verstehen - diese Maxime hat Jeong Seong-Il diesem Band zu Grunde gelegt. Dazu hat er nicht nur führende Experten versammelt, um Kims Filme von dessen Debüt "Crocodile" (1996) bis zu seinem meditativen Meisterwerk "Frühling, Sommer, Herbst, Winter … und Frühling" (2003) zu analysieren. Auch den unbequemen Regisseur selbst und seine Mitarbeiter lässt er ausführlich zu Wort kommen. Abgerundet wird dieses vielstimmige Porträt von Kim Ki-Duks unverfilmtem Drehbuch "Die Überquerung der Straße bei Rot".

Sebastian Bauer
Welten im Untergrund
Das Motiv der U-Bahn im Film
214 S., br., € 29,90
978-3-941310-23-0
Die U-Bahn taucht immer dann auf, wenn das Kino in den Großstadt-Untergrund abtaucht. Sie markiert einen dramaturgischen Knotenpunkt im urbanen Netz, von dem aus die filmischen Geschichten in Bewegung geraten, entscheidende Wendungen vollziehen oder zum Stillstand gelangen. Vordergründig wird die U-Bahn dabei als funktionaler Transit-Ort inszeniert und wahrgenommen. Bei genauerem Hinsehen verfügt sie jedoch über spezifische Qualitäten, die den Vorstellungen einer modernen Welt zuwider laufen: Die U-Bahn wird zu einem geradezu mythischen Raum. Sebastian Bauer demonstriert dies anhand von fünf beinahe durchgängig in der U-Bahn spielenden Filmen aus verschiedenen Epochen und Ländern: La première nuit (F 1958), The Incident (US 1967), Subway (F 1985), Moebius (ARG 1996) und Kontroll (H 2003). Welten im Untergrund wird so zu einem wegweisenden Buch über einen der spannendsten Schauplätze der Filmgeschichte.

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